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Welche Bedeutung hat die neue "Pro-Life-Flagge"?

Die "Pro-Life Flag" als Erkennungszeichen der internationalen Pro-Life-Bewegung.
Alexandra M. Linder, Vorsitzende des BVL, beim diesjährigen Marsch für das Leben in Berlin.

Die Lebensrechtsbewegung hat seit Kurzem ein gemeinsames Erkennungsmerkmal: Die Pro-Life-Flagge. Möglich gemacht hat dies das internationale "Pro-Life Flag Project". Über das Aussehen der Flagge wurde in einem öffentlichen Design-Wettbewerb und per Abstimmung entschieden. Lebensschützer weltweit konnten sich an der Entscheidung beteiligen.

CNA Deutsch sprach über die neue Flagge mit Alexandra Linder, der Vorsitzenden des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), der unter anderem jedes Jahr in Berlin den "Marsch für das Leben" organisiert, so auch in diesem Jahr.

Frau Linder, die Lebensrechtsbewegung hat nun eine "Pro-Life Flag" vorgestellt, eine Flagge für Lebensschützer. Was war die Motivation dahinter? Warum brauchen Lebensrechtler eine gemeinsame Flagge? 

Die Motivation dieser neuen "Flaggenbewegung" ist, Abtreibungen zu beenden und dieses Ziel durch ein weiteres Symbol zu unterstützen. Eine Flagge hat wie alle Symbole zwei beabsichtigte Wirkrichtungen: nach innen und nach außen. Nach innen die Wiedererkennung, gegenseitige Stärkung und das noch klarere Bewusstsein, "unter derselben Flagge zu segeln", egal, in welchem Land man sich für Kinder vor der Geburt und ihre Mütter einsetzt. Nach außen insgesamt die unterbewusste gedankliche Verbindung – jedesmal, wenn jemand diese positiv gestaltete Flagge sieht, verbindet er sie mit der Lebensrechtsbewegung. Und je öfter sie gesehen wird, desto bleibender und stärker ist die Wirkung, umso mehr, wenn man weiß, dass diese Bewegung weltweit aktiv ist.

Die Flagge zeigt zwei Kinderfüße, ein Herz und zwei Hände, dazu die Farben blau und pink auf weißem Grund. Was bedeutet diese Symbolik?

Die Flagge ist sehr symbolisch gestaltet: Der weiße Hintergrund symbolisiert "Gewaltlosigkeit" im Mutterleib und die Unschuld der Kinder vor der Geburt. Blau und pink stellen die beiden Geschlechter gleichwertig dar – besonders wichtig für Länder, in denen gezielt vor allem Mädchen abgetrieben werden. Die Füßchen gehören zum Kind, die Streifen zu den Eltern. Das Herzsymbol in den Füßchen drückt aus, dass die Lebensrechtsbewegung sowohl die Mütter als auch die Kinder liebt – das klingt sehr emotional amerikanisch für unsere nüchternen Ohren, ist aber ja eigentlich eine Tatsache. Die Hände gehören der Mutter, die ihrem Kind Schutz bietet, der Kreis versinnbildlicht den Ort, in dem das Kind vor der Geburt sicher aufwächst. Also viel Symbolik, die, wie ich finde, prägnant und gut verständlich umgesetzt ist.

Das endgültige Motiv wurde aus sechs "Finalisten" per Abstimmung durch tausende Lebensrechtler ausgewählt. Wir haben diese Flagge beim Marsch für das Leben 2021 das erste Mal in Deutschland vorgestellt und sie fand großen Anklang.

Die Flagge soll als Wiedererkennungswert der international vertretenen Lebensrechtsbewegung fungieren. Gibt es "die" Lebensrechtsbewegung überhaupt? Ziehen alle an einem Strang?

Ebensowenig oder ebensoviel, wie es bei allen anderen Bewegungen der Fall ist. Immerhin ist es gelungen, unter dem Dach des Bundesverbands Lebensrecht inzwischen 15 der größten und wichtigsten deutschen Organisationen in diesem Bereich zusammenzuschließen, darüber hinaus gibt es natürlich Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen.

Jede Bewegung hat ihre großen Protagonisten/Organisationen und Veranstaltungen, weitere schließen sich einfach an, außerdem gibt es einige, die die Dinge anders auslegen und angehen oder vorwiegend für eigene Zwecke nutzen. Das ist im Lebensrecht nicht anders.

Dennoch gibt es "die" Bewegung insofern, als uns die Grundlage vereint, dass Menschenwürde für alle Menschen von der Zeugung bis zum Tod gilt und wir daher einhundertprozentige Menschenrechtler und Pazifisten sind: So darf es zum Beispiel niemals erlaubt oder auch nur hingenommen werden, unschuldige Menschen absichtlich dem Tod zuzuführen.

In Deutschland gibt es ebenfalls mehrere Vereinigungen, die sich für das Lebensrecht einsetzen. Unter dem Dach des Bundesverband Lebensrecht (BVL) organisieren Sie beispielsweise jedes Jahr den "Marsch für das Leben" in Berlin. Wie funktioniert denn mittlerweile die Zusammenarbeit mit den Lebensrechtsbewegungen aus dem Ausland?

Man kennt sich, schätzt sich, tauscht sich aus, lädt sich gegenseitig ein. Es ist allerdings noch Luft nach oben. Ein Projekt ist die aus einem europäischen Bürgerrechtsbegehren entstandene Vereinigung "One of Us", in der wir mitarbeiten.

Die internationale weitere Vernetzung wird ein Schwerpunkt der nächsten Jahre, auch angesichts der Entwicklungen auf europäischer Ebene. Bei einer Abstimmung im Europaparlament im Juni (bei der Debatte um den Matić-Bericht) konnte man zwar angesichts der Mehrheitsverhältnisse nicht gewinnen, aber recht gut erkennen, in welchen Staaten eine solide Lebensrechtsbewegung aktiv ist. Das gilt es auch mit internationaler Kooperation auszubauen. 

Frau Linder, Sie selbst sind Katholikin und auch viele Ihrer Mitstreiter arbeiten aus einer christlichen Grundüberzeugung heraus für den Lebensschutz. Wie ist die Lebensrechtsbewegung international zusammengesetzt? Sind die Christen auch dort in der Mehrheit?

Die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft ist keine Voraussetzung: Auch aus Vernunftgründen, aus Gerechtigkeitssinn, aus philanthropischer Gesinnung heraus teilen viele Menschen unsere Haltung zu Menschenwürde und Menschenrechten und engagieren sich.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Für Christen ist ein Engagement für umfassende Menschenrechte sozusagen intrinsisch. Daher ist nach meiner Einschätzung die Mehrheit der Lebensrechtsbewegung dem Christentum zuzurechnen. Dazu zählen international unter anderem auch orthodoxe Kirchen, auch die noch junge Bewegung in afrikanischen Ländern ist christlich geprägt. In Israel ist es natürlich eine jüdisch geprägte Lebensrechtsbewegung. Nach meiner Kenntnis gibt es keine muslimische Bewegung dieser Art, aber wir verzeichnen zum Beispiel beim Marsch für das Leben immer mehr Teilnehmer auch aus diesem Kulturkreis.

Kann es gelingen – vielleicht auch mithilfe der "Pro-Life Flag" – noch mehr Lebensschützer zusammenzubringen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer Religion?

Ja. Die Flagge ist ein weiteres, die Sache ergänzendes und im wahrsten Sinne plakatives Erkennungszeichen, wie die Füßchenanstecker es seit Jahrzehnten sind. Je mehr die Menschenrechte unterminiert und für verschiedene Personengruppen abgeschafft werden (sollen), desto mehr Menschen machen sich Gedanken über die Grundlagen einer humanen Gesellschaft und fragen sich, was sie tun können. Wir freuen uns über und auf alle Menschen, die diese Haltung teilen und unsere Arbeit unterstützen möchten.

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