Die virulente Diffamierung und Verhöhnung des kirchlichen Lehramtes in Deutschland hat eine lange Geschichte, der antirömische Affekt ist nicht neu. Auf dem deutschen „Synodalen Weg“ wird das immer wieder deutlich. Geht es nach den Leitlinien der Autoren, werden auch künftig Äußerungen von Papst Franziskus sicher kontrolliert und schulmeisterlich eingeordnet. Erinnern Sie sich an „Amoris laetitia“?

Dort schreibt der Heilige Vater in Abschnitt 56: „Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus verschiedenen Formen einer Ideologie, die gemeinhin Gender genannt wird und die ‚den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Verwiesenheit von Mann und Frau leugnet. Sie stellt eine Gesellschaft ohne Geschlechterdifferenz in Aussicht und höhlt die anthropologische Grundlage der Familie aus. Diese Ideologie fördert Erziehungspläne und eine Ausrichtung der Gesetzgebung, welche eine persönliche Identität und affektive Intimität fördern, die von der biologischen Verschiedenheit zwischen Mann und Frau radikal abgekoppelt sind. Die menschliche Identität wird einer individualistischen Wahlfreiheit ausgeliefert, die sich im Laufe der Zeit auch ändern kann.‘ Es ist beunruhigend, dass einige Ideologien dieser Art, die behaupten, gewissen und manchmal verständlichen Wünschen zu entsprechen, versuchen, sich als einzige Denkweise durchzusetzen und sogar die Erziehung der Kinder zu bestimmen. Man darf nicht ignorieren, dass ‚das biologische Geschlecht (sex) und die soziokulturelle Rolle des Geschlechts (gender) unterschieden, aber nicht getrennt werden [können]‘. Andererseits hat ‚die biotechnologische Revolution im Bereich der menschlichen Zeugung […] die technische Möglichkeit geschaffen, den Akt der Zeugung zu manipulieren und ihn von der sexuellen Beziehung zwischen Mann und Frau unabhängig zu machen. Das menschliche Leben und die Elternschaft sind auf diese Weise zu etwas geworden, das zusammengefügt oder getrennt werden kann. Sie unterliegen nun vor allen Dingen den Wünschen des Einzelnen oder des […] Paares.‘ Verständnis zu haben für die menschliche Schwäche oder die Vielschichtigkeit des Lebens, ist etwas anderes, als Ideologien zu akzeptieren, die beabsichtigen, die in der Wirklichkeit untrennbaren Aspekte in zwei Teile auseinanderzunehmen. Verfallen wir nicht der Sünde, den Schöpfer ersetzen zu wollen! Wir sind Geschöpfe, wir sind nicht allmächtig. Die Schöpfung geht uns voraus und muss als Geschenk empfangen werden. Zugleich sind wir berufen, unser Menschsein zu behüten, und das bedeutet vor allem, es so zu akzeptieren und zu respektieren, wie es erschaffen worden ist.“

Im Handlungstext des Synodalforums IV „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“, der auf der Fünften Synodalversammlung in Frankfurt diskutiert werden wird, wird zunächst das Naturrecht als Meinung abgetan. Danach heißt es: „Die Abwertung trans- und intergeschlechtlicher Menschen insbesondere durch die Unterstellung einer ‚Gender-Ideologie‘ ist zu unterbinden. Auch katholische Institutionen, verantwortliche Personen der Kirche und katholische Politiker*innen machen sich durch die Reproduktion solcher Positionen mitverantwortlich für die anhaltende Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen, die nicht den gängigen Normalitätsvorstellungen von Geschlecht entsprechen. Die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt als Teil der Schöpfung stärkt eine wertschätzende Sprache, die immer im Lernen begriffen ist. Sie fördert zudem einen gewaltfreien und antidiskriminierenden Umgang mit trans- und intergeschlechtlichen Menschen.“

Es ist eine Unterstellung, dass der Begriff „Gender-Ideologie“ – fachwissenschaftlich üblich – schon eine Diskriminierung von Menschen impliziert oder sogar enthält. Mit aller Entschiedenheit muss betont werden: Papst Franziskus und mit ihm sehr, sehr viele andere Bischöfe als „verantwortliche Personen der Kirche“ haben die wirkmächtige „Gender-Ideologie“ benannt und kritisiert. Deswegen sind sie aber in keiner Weise „mitverantwortlich“ für die „anhaltende Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen, die nicht den gängigen Normalitätsvorstellungen von Geschlecht entsprechen“. Gedanken wie diese machen sprachlos und traurig.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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