In seinem neuesten Buch befasst sich Peter Dykhoff, der anerkannte Meister und Lehrer des Ruhegebetes, erstmals mit dem heiligen Pio, jenem Pater aus dem Kapuzinerorden, der die Stigmata Jesu an seinem Leibe trug und heute als einer der größten, jedenfalls bekanntesten, Heiligen gilt. Zwar war Peter Dykhoff Pater Pio schon seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt, doch erst vor gut einem Jahr ist er durch Zufall – oder ein Wunder? – darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich auch der heilige Kapuziner aus San Giovanni Rotondo in Italien mit dem Ruhegebet befasste.

Aus 392 Briefen, die Pater Pio (1887-1968) zwischen 1910 und 1922 schrieb, zitiert der Autor des zweihundertseitigen Buches "Pater Pio und das Ruhegebet" all jene Stellen, "die das Ruhegebet widerspiegeln". Zu jedem dieser Zitate folgt ein Kommentar von Peter Dyckhoff, durchdrungen von der Erfahrung seines reichen Lebens und seines Wissensschatzes sowie seiner eigenen Gebetspraxis. 

Peter Dykhoff sagte einmal, dass ihn das Ruhegebet gelehrt habe, "vor Gott nichts leisten zu müssen". Er brauche nur "in der Anrufung Gottes" wach sein. Selbst nicht aktiv, bleibe er im Ruhegebet empfangsbereit und hörend. Aus dieser Ruhe entstehe eine "tiefere Ahnung von der Wirklichkeit Gottes".

"Lange war diese Gebetsweise des Ruhegebetes vergessen, von einer gefährlichen Verkopfung verdrängt. Sie wird häufig (…) abgelehnt, weil man sich nicht vorstellen kann, dass ohne eine Leistung von uns Gottes Barmherzigkeit an uns wirksam werden kann."

Das Gedanken- und bildfreie Ruhegebet, zu dem Peter Dyckhoff viele Bücher geschrieben und unzählige Kurse gehalten hat, findet erstmals bei Johannes Cassian (360-435) Erwähnung. Der Einsiedler und Wüstenvater in Palästina, der wie die übrigen Wüstenmönche das Ruhegebet übte, führte diese frühchristliche Form der Meditation auf seiner Reise nach Südfrankreich, in der Westkirche ein.

Cassian erteilt die Weisung, der Beter möge zur Beruhigung der Gedanken immer im Rhythmus des Atems das immerwährende Gebet murmeln (meditieren): "O Gott, komm mir zu Hilfe. Herr, eile, mir zu helfen."

Cassians Ruhegebet, das vor allem dank Peter Dyckhoff wieder in das Leben der Christen eingeführt, gelehrt und praktiziert wurde und wird, ist als eine Vorform des Jesusgebetes zu bezeichnen. Das Jesusgebet, das später zu datieren ist, geht auf Johannes Hesychastes (454-559) zurück. Es gehört zum Repertoire der Ostkirche und wird u. a. in der Philokalie gelehrt. 

Pater Pio schreibt am 19. September 1914: 

"Ermüdet Euren Geist nicht mit übermäßig langen Gebeten, wenn Geist und Sinn nicht dazu bereit sind. Stattdessen sondert Euch im Laufe des Tages hin und wieder ab, wenn das möglich ist, und bringt dem himmlischen Vater in der Stille Eures Herzens und in Einsamkeit Euer Lob dar, Eure Huldigung, Euer zerknirschtes demütiges Herz und gar Euch selbst …"

Peter Dyckhoff erklärt dazu, Pater Pio "erwähnt eine Gebetsweise und empfiehlt, diese mehrmals am Tag zu üben. Das, was er sagt, klingt ganz und gar nach den Weisungen, die Johannes Cassian zum Ruhegebet gibt. Anstatt langer und oftmals verkopfter Gebete ist es besser, sich in die Stille des Herzens und in Einsamkeit zurückzuziehen, um dem himmlischen Vater die Ehre zu geben. Auch Jesus ging diesen Gebetsweg … Dieses Gebet völliger Hingabe war notwendig, um im Willen und in der Liebe des Vaters zu bleiben und um die Welt mit ihren Widersachern Gottes zu bestehen. …"

Das lesenswerte Buch sei sowohl den Freunden Pater Pios empfohlen; mehr noch den Suchenden Sehnsuchtsvollen.

 

Peter Dyckhoff, "Pater Pio und das Ruhegebet" ist imFE-Medienverlag erschienen und hat 208 Seiten.

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