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Osterfeiern erlaubt – Korruption im Vatikan beschäftigt Behörden – und "die" Segensfrage

Der Vatikan

Ostern feiern, egal ob virtuell oder ganz normal oder beides, auch mit Papst Franziskus — Der immer noch nicht geklärte Korruptions-Sumpf rund um das Staatssekretariat beschäftigt nun Staatsanwälte von Ljubljana bis London – und: Kardinal Schönborn widerspricht offenbar dem Vatikan zur Frage von Segnungen homosexueller Paare. 

 

Nach der Kritik an – und dem Chaos über – eine "Bitte" um einen Verzicht auf den Kirchgang während der Karwoche und Osterfeiertage und den – weitgehend souveränen – Reaktionen der deutschen Bistümer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Rückwärtssalto hingelegt: Sie zieht die Bitte zurück, und gibt zu, dass die "Osterruhe", wie die Regierungen von Bund und Ländern das ganze nennen wollten, ein Fehler war. 

Und jetzt? Die bewährten Regeln sind in Kraft, worauf mehrere Bischöfe ja hingewiesen haben: Wer gehen will, findet eine Kirche, in der man mit gesundem Menschenverstand – also Abstand halten, Maske tragen, Hände desinfizieren – die Kartage begehen und Ostern feiern kann. Wer lieber nicht gehen will, oder kann, der ist weiter dispensiert und kann sich der digitalen Angebote bedienen, mit allen Vor- und Nachteilen. 

Gestern Abend hat auch der Vatikan mitgeteilt, wie Papst Franziskus die Karwoche im Jahr 2021 begehen wird. Die Einzelheiten lesen Sie auf unserer Homepage, aber hier ein Überblick: Am Palmsonntag, dem 28. März, wird Papst Franziskus um 10.30 Uhr  eine Messe im Petersdom am Altar der Kathedra feiern.

Der Papst wird auch die Chrisam-Messe feiern, die am Morgen des 1. April, dem Gründonnerstag, am gleichen Altar in der Basilika stattfinden wird. Bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag im Vatikan wird der Papst jedoch nicht anwesend sein. Stattdessen wird Kardinal Giovanni Battista Re, der Dekan des Kardinalskollegiums, diese Messe lesen.

Der Karfreitag im Vatikan beinhaltet sowohl die päpstliche Liturgie der Passion des Herrn um 18 Uhr als auch den Kreuzweg mit Papst Franziskus um 21 Uhr auf dem Petersplatz.

In diesem Jahr hat Papst Franziskus eine Pfadfindergruppe aus Mittelitalien und Kinder aus einer römischen Gemeinde ausgewählt, um die Meditationen für den diesjährigen Kreuzweg vorzubereiten. Lassen wir uns überraschen.

Der Papst wird die Osternachtsmesse am 3. April um 19.30 Uhr im Petersdom lesen und auch die Ostersonntagsmesse um 10 Uhr feiern, nach der er den traditionellen Urbi et Orbi-Segen spenden wird.

Den kann die ganze Welt brauchen. Aber auch und gerade die Stadt Rom, und dort der Vatikan selbst. Denn im beispiellosen Korruptions-Skandal des Vatikans – der mittlerweile auch mit einem fetten Minus im Haushalt zu kämpfen hat – haben sich diese Woche die Ereignisse wieder überschlagen. Mittlerweile ist die Justiz von Laibach bis London mit den Umtrieben der italienischen Geschäftsmänner und -frauen beschäftigt. Der Verdacht, wie Medien berichten: Diese sollen mit – und im – Staatssekretariat nicht nur atemberaubende Summen in Londoner Luxusimmobilien investierten, oder den Film über das Leben von Elton John; eines homosexuellen Sängers, der sich nun wundert, warum der gleiche Vatikan homosexuelle Beziehungen nicht segnen lassen kann. Es geht um Vorwürfe von Spekulationen, Missbrauch von Spendengeldern, Geldwäsche und Erpressung, wie Aussagen laut "Pillarcatholic"  mit Blick auf Unterlagen der englischen Justiz behaupten – und letztlich immer darum, offenbar vor allem die eigenen Taschen mit Geld gefüllt zu haben. 

Obwohl – in Slowenien wirft die Justiz Medienberichten zufolge der Italienerin Cecilia Moregna vor, sich Taschen gekauft zu haben. Genauer: Viele Luxus-Handtaschen und andere schöne, oder zumindest überteuerte, Dinge. Der Mann, der ihr das Geld überwiesen haben soll, Kardinal Angelo Becciu, Stellvertreter von Kardinal Pietro Parolin, bestreitet jede Schuld, kategorisch. Dass er alles andere als eine Bella Figura abgegeben hat, vor allem mit seiner Sabotage der Reformbemühungen von Kardinal George Pell, bescheinigen ihm Kritiker dennoch. Und Parolin, dessen Staatssekretariat sich weder in China noch dem Verbot privater Messen im Petersdom mit Ruhm bekleckert hat, steht diesen zufolge nach wie vor im Verdacht, alles andere als transparent und verantwortungsbewußt gehandelt zu haben. 

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Kürzungen der Gehälter von Mitarbeitern im Vatikan, die Papst Franziskus diese Woche beschlossen hat, bedenkenswert. So gut wie ein Kirchenbeamter in Kirchensteuer-Deutschland verdienen die rund 4.000 Mitarbeiter des Vatikans in der Regel nicht. Ein Kardinal der Kurie etwa bezieht nur einen Bruchteil dessen, was ein deutscher Erzbschof monatlich vom Staat überwiesen bekommt. Somit sind die Kürzungen schmerzhafter, wenn sie denn auch gestaffelt sind. 

Wer genau wieviel Geld weniger verdient, lesen Sie in unserem Bericht.  

Blicken wir abschliessend noch auf die andauernde Kontroverse um das Nein der Glaubenskongregation zum Segen homosexueller Partnerschaften in der Kirche. In der Frage sind mehrere Bischöfe in Deutschland, Belgien und vor allem in Österreich nun öffentlich in den offenen Widerstand gegen die Lehre der Kirche und das Nein getreten, das Papst Franziskus persönlich gutgeheißen und abgesegnet hat, wie Recherchen von CNA bestätigt haben. Papst Franziskus läßt gerne Entscheidungen, die ein negatives Echo auslösen, von Vertretern der Kurie mitteilen, wissen Vatikan-Insider. Dennoch bestätigt der Vatikanist Andrea Gagliarducci in einem Bericht für CNA, dass die Versuche von interessierten Kreisen, zwischen der Absage aus Rom und der Person eine Distanz zu schaffen, politisch motiviert sind. Denn ein formales RESPONSUM braucht ohnehin das PLAZET des Papstes, also sein Einverständnis. 

Das weiss auch ein Mann vom Kaliber des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn. In einem umso bemerkenswerteren Interview mit der österreichischen Kirchenzeitung hat Schönborn dennoch erklärt, dass er durchaus für einen Segen homosexueller Paare ist. Ich zitiere die ganze Passage der Aussage von Kardinal Schönborn:

"Die Frage, ob man gleichgeschlechtliche Paare segnen kann, gehört in die gleiche Kategorie wie die Frage, ob dies bei Wiederverheirateten oder Partnerschaften ohne Trauschein möglich ist. Und hier ist meine Antwort relativ einfach: Wenn die Bitte um den Segen keine Show ist, also nicht nur eine Art Krönung von einem äußerlichen Ritual, wenn die Bitte um den Segen ehrlich ist, es wirklich die Bitte um den Segen Gottes für einen Lebensweg ist, den zwei Menschen, in welcher Situation auch immer, zu gehen versuchen, dann wird man ihnen diesen Segen nicht verweigern." Auch wenn ich als Priester oder Bischof sagen muss: ‚Das ganze Ideal habt ihr nicht verwirklicht. Aber es ist wichtig, dass ihr euren Weg auf der Basis menschlicher Tugenden lebt, ohne die es keine gelungene Partnerschaft gibt.‘ Und das verdient einen Segen. Ob die richtige Ausdrucksform dafür eine kirchliche Segnungsfeier ist – darüber muss man gut nachdenken."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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