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Kardinal Martini war ein "Prophet", sagt neuer Kardinalpräfekt des Vatikans

Kardinal Carlo Maria Martini, S.J. (1927-2012)
Kardinal Michael Czerny SJ
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. April 2018
"Für eine synodale Kirche": Das offizielle Logo der Synode über Synodalität

Kurienkardinal Michael Czerny hat am Montag den verstorbenen italienischen Kardinal Carlo Maria Martini als "Propheten" bezeichnet.

Der Jesuit und Theologe habe die jüngsten Entwicklungen in der katholischen Kirche vorweggenommen, sagte Czerny  laut einem Bericht der Catholic News Agency (CNA).

Czerny, der wie Martini und Papst Franziskus dem Orden der Jesuiten angehört, wurde kürzlich zum Präfekt des Dikasteriums für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung der Menschheit ernannt. 

Der italienische Kardinal Martini wurde von der New York Times als einer der "einflussreichsten progressiven Denker" der katholischen Kirche und als möglicher Nachfolger von Papst Johannes Paul II. bezeichnet, als der polnische Papst 2005 starb.

Kritiker sehen in dem Kardinal – der nach Auskunft einer italienischen Loge ein Freimaurer war – ein Mitglied der sogenannten "Sankt Gallen Gruppe" und umstrittenen Theologen, der nicht nur fand, dass die Kirche mit der Zeit gehen sollte, sondern sogar glaubte, die Kirche hinke dieser hinterher: In einem Interview kurz vor seinem Tod im Jahr 2012 sagte er, dass die Kirche 200 Jahre "hinter der Zeit" zurückliege.

Martini leitete als Erzbischof die Erzdiözese Mailand von 1979 bis 2002. In einer Rede am 16. Mai 2022 in Mailand sagte sein Ordensbruder Czerny: "Viele haben ihn schon geschätzt, als er noch unter euch war, nicht ohne Missverständnisse, Unsicherheiten und Widerstände."

"Jetzt verstehen wir ihn alle besser und erkennen, wie seine Visionen und die Prioritäten seiner pastoralen Leitung - ich möchte auch sagen, sein Stil des Zuhörens, des Betens und des Lebens - Wege vorweggenommen haben, die schließlich die Weltkirche betreffen."

Czernys Thesen wurden von Vatican News, dem Online-Portal des Heiligen Stuhls, berichtet mit dem Hinweis, der Kardinal habe bei der Vorstellung des sechsten Bandes von Martinis Gesamtwerk gesprochen.

Das Buch trägt den Titel "Farsi prossimo", nach einem Hirtenbrief, den Martini an die Mailänder Katholiken schrieb. Dieser Brief führte 1986 zu einer diözesanen Veranstaltung, die Czerny mit dem von Papst Franziskus eingeleiteten synodalen Prozess zur Synode über Synodalität der Weltkirche in Verbindung brachte.

Auch Papst Franziskus hat sich seit seiner Wahl im Jahr 2013 mehrfach auf Martini bezogen.

In einer Ansprache an die "Carlo-Maria-Martini-Stiftung" im Jahr 2013 bezeichnete er den Kardinal als einen "Propheten des Friedens" und "einen Vater in der Kirche, nicht nur für seine Diözese, sondern für unzählige Menschen".

Der Papst erinnerte an Martinis letztes Interview in einer Rede an die römische Kurie im Jahr 2019.

Er sagte: "Kardinal Martini hat in seinem letzten Interview, wenige Tage vor seinem Tod, etwas gesagt, das uns zu denken geben sollte: 'Die Kirche ist 200 Jahre hinter der Zeit zurück. Warum wird sie nicht aufgerüttelt? Haben wir Angst? Angst, statt Mut? Doch der Glaube ist das Fundament der Kirche. Glaube, Vertrauen, Mut... Nur die Liebe besiegt die Müdigkeit".

In seiner Rede in Mailand sagte Kardinal Czerny, dass Martini "das tat, was das [Zweite Vatikanische] Konzil von ihm verlangte, ein Ereignis, das in seiner Jugend, wie auch in der von Papst Franziskus, einen Frühling des Evangeliums darstellte."

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