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Bischof Overbeck: Kirche in Deutschland geht „keinen isolierten Sonderweg“

Bischof Franz-Josef Overbeck

Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen hat bekräftigt, die Kirche in Deutschland gehe „keinen isolierten Sonderweg“, sondern sei „fest verankert“ in der kirchlichen Lehre. Das Volk Gottes solle „unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die Stimmen dieser Zeit hören“, forderte der Bischof in einem Beitrag für die Zeitschrift Herder Korrespondenz (aktuelle Ausgabe).

„Natürlich ist das Verhältnis der Kirche zur postmodernen Welt komplex und mehrdeutig“, räumte Overbeck ein. Aber: „Es wäre fatal, diese Ambiguität einseitig aufzulösen, indem man das Bild der Moderne als wahrheits- und damit gottesfernes Zeitalter zeichnet, wo in Fragen der Moral Positivismus statt Naturrecht, in Fragen der Sexualität Normlosigkeit statt Bindung und in Fragen des Zusammenlebens Egozentrismus statt Gemeinwohlorientierung herrschen.“

Der Essener Oberhirte kritisierte, dass es in der Kirche Stimmen gebe, die „eine Closed-Shop-Mentalität […] pflegen, die sich gegenwärtigen Herausforderungen verweigert, primär nach innen blickt und Anfragen von außen meist als Bedrohung wahrnimmt.“

„Diese Haltung bringt es in der Regel mit sich, dass etwa humanwissenschaftliche Debatten und Erkenntnisse ignoriert oder kleingeredet werden“, so Overbeck weiter. „Auf eine Auseinandersetzung mit den Wertüberzeugungen der Moderne wird verzichtet, weil dadurch vermeintlich der Kern katholischer Identität bedroht sei. Der Schutz des Bestehenden steht hier vor der Relevanz für die Menschen.“

„Natürlich soll es nicht darum gehen, in Diskursen immer alles in die Waagschale zu werfen und leichtfertig unser Glaubensgut aufs Spiel zu setzen“, betonte Overbeck. „Wir müssen eine Balance halten: eine Balance zwischen Orten, an denen der Glaube gefeiert, gelebt, gepflegt und geschützt werden kann – und solchen Orten, an denen wir den Mut aufbringen, Veränderungen im Sinne nächster Schritte zu wagen.“

Overbeck ging auch auf den deutschen Synodalen Weg ein und erwähnte die Kritik, „dass ein parlamentaristischer Kampf um die Gewinnung von Abstimmungsmehrheiten um jeden Preis eine Vorstellung sei, die nicht zum Konzept einer synodalen Kirche passt“.

Demgegenüber fragte er: „Ist es nicht unter Umständen doch wieder die Angst vor der Moderne, die sich hier in der Abgrenzung gegenüber einer liberalen Gesellschaftsordnung Bahn bricht? Sollte eine Gemeinschaft, die auf Partizipation setzt, bei aller kritischen Betrachtung im Detail, nicht grundsätzlich offener und wertschätzender mit der Staatsform der Demokratie umgehen und die Gefahr meiden, den autokratischen Feinden der Demokratie das Wort zu reden?“

Gleichzeitig gelte: „Wie auch immer die Modalitäten und Ordnungen der Synodalität aussehen werden – angesichts der Tatsache, dass es hier um Strukturen der Partizipation geht, wird man auch Regularien dafür brauchen. Diese müssen nicht mit den Regularien eines Parlamentarismus identisch sein.“

Overbeck ist einer von mehreren deutschen Bischöfen, die an der ersten Versammlung der Weltsynode zur Synodalität im Oktober in Rom teilnehmen. Papst Franziskus hat verfügt, dass bei der ursprünglich von Papst Paul VI. als Bischofssynode konzipierten Veranstaltung erstmals auch zahlreiche Laien stimmberechtigt sind.

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