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Analyse: Vor dem Auftakt der Amazonas-Synode ist die Stimmung in Rom geladen

Synodenväter aus aller Welt bei der Eröffnungsmesse mit Papst Franziskus am 4. Oktober 2015

An diesem Wochenende beginnt im Vatikan die Amazonas-Synode. Die Stimmung ist geladen. Auslöser dafür ist einmal das "Instrumentum Laboris", das Arbeitspapier der Synode, gegen das massive Bedenken vorliegen. Ein weiterer ist der parallel angelaufene "verbindliche Synodale Weg" deutscher Bischöfe und ZdK-Funktionäre. Doch dahinter liegt – nicht nur bei Bischöfen – eine wachsende Sorge über die Einheit der Kirche und den Umgang mit der Lehre Jesu Christi.

Papst Franziskus selbst hat ein drohendes "Schisma" zum Thema gemacht – und gesagt, er habe "keine Angst davor". Vielen Katholiken bereitet genau das jedoch Sorge.

In Rom haben deshalb vor dem Synoden-Auftakt führende Theologen – darunter mehrere Ratzinger-Preisträger – ebenso wie prominente Kardinäle an das Weiheamt und die Sakramentalität erinnert. Aus diesen heraus ist erst der Zölibat - die Ehelosigkeit - zu verstehen, bekräftigten etwa Professorin Marianne Schlosser und Professor Karl-Heinz Menke. Ganz abgesehen von der längst beantworteten Forderung, Frauen zu Priester zu weihen.

Die beiden Ratzinger-Schülerkreise entschlossen sich angesichts der Situation zu einem historischen Schritt: Sie veranstalteten zum ersten Mal öffentlich ein Symposium – und veröffentlichten danach einen gemeinsamen Aufruf, der deutlich und – im Gegensatz zu manch anderem "Memorandum" – wohlbegründet Stellung bezog.

Andere haben zum Gebet und Fasten aufgerufen – darunter Kardinal Raymond Leo Burke und Weihbischof Athanasius Schneider. Und der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, stellte am Mittwoch gleich ein eigenes neues Buch vor, in dem er den Zölibat erklärt und verteidigt.

Angesichts der Herausforderungen der Kirche solle man nicht nach schnellen Lösungen greifen, sondern versuchen, das Verständnis für die ununterbrochene Tradition des priesterlichen Zölibats im lateinischen Ritus zu vertiefen, so Ouellet.

Sein Buch Friends of the Bridegroom: For a Renewed Vision of Priestly Celibacy – auf Deutsch: "Freunde des Bräutigams: Für eine erneuerte Sicht auf den priesterlichen Zölibat" – wurde am 2. Oktober im Vatikan vorgestellt. Die englische Fassung wird von EWTN Publishing verlegt.

Ouellet sagte vor Journalisten bei einer Präsentation in Rom am 2. Oktober, dass er "skeptisch" gegenüber der Idee sei, im Amazonasgebiet ältere, verheiratete Männer - sogenannte "viri probati" - zum Priester zu weihen.

Kardinal Ouellet ist auch Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. In diese Position und als Leiter der Kongregation für die Bischöfe wurde er 2010 berufen. Bevor er Bischof wurde, verbrachte Ouellet Jahre damit, an Seminaren in Rom und Südamerika zu unterrichten.

Der 75-jährige Kardinal aus Kanada sagte, er habe Franziskus zwei Exemplare des Buches gegeben, und der Papst sei froh, dass er sich in der Debatte einbringe.

In einem Interview mit "EWTN News Nightly" am 1. Oktober erklärte Ouellet, dass es viele Gründe gibt, warum er das Buch geschrieben hat, aber einer davon war seine Erfahrung in der Arbeit mit Priestern und in der Ausbildung.

Mit seinem Buch erinnere er zudem an die Sakramentalität der Kirche, so der Präfekt der Bischofskongregation.

Weiheamt und die Sakramentalität in Form der Realpräsenz waren auch Thema einer aufsehenerregenden Predigt von Kardinal Robert Sarah im Petersdom am vergangenen Wochenende. Zeitgleich trafen sich, wenige Meter weiter, die Ratzinger-Schülerkreise zum genau gleichen Thema.

Mittlerweile versuchte der Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, die massiven Bedenken zu auszuräumen, die bereits gegen das "Arbeitspapier" erhoben wurden, das ja Grundlage der Beratungen der Synodenteilnehmer ist. Baldisseri sagte vor Journalisten, das Arbeitspapier sei nur als Anregung gedacht.

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Aber nicht wenige Journalisten kratzten sich nach diesen Aussagen am Kopf. Auf das eigentliche Thema - die Vorbehalte gegen das Arbeitspapier - sei Baldisseri nicht eingegangen: Weder auf die Bedenken von einzelnen Priestern und Bischöfen im Amazonasgebiet, die sagen, dass das Vorbereitungspapier völlig an den Realitäten Amazoniens vorbeigeht. Noch habe der scheidende Generalsekretär auf die Vorwürfe des Risikos von Häresie und Apostasie geantwortet, welche - unter anderem - die Kardinäle Walter Brandmüller und Gerhard Ludwig Müller angemeldet haben.

Offen bleibe vor allem die eigentliche Frage: Cui Bono? Warum das ganze?

Wie sinnvoll und konkret ein Arbeitspapier tatsächlich sein kann, dass aus Sicht von Seelsorgern vor Ort nicht der Situation im Amazonas gerecht wird, und aus Sicht von Experten wie dem ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation nicht mit der Offenbarungslehre übereinstimmt, muss sich nun zeigen. Nicht nur Kardinal Ouellet ist da skeptisch.

https://twitter.com/edwardpentin/status/1180472214036070400?s=21

Einig sind sich alle Beobachter indessen über eines: Die Synodenväter – neben Vertretern aus der Region eine handverlesene Gruppe, zu der Personen wie der dem Papst nahestehende Jesuitenpater Antiono Spadaro gehören, aber auch prominente Vertreter eines "verbindlichen Synodalen Wegs" in Deutschland wie Kardinal Reinhard Marx, stehen damit vor einer in mehrfacher Hinsicht gewaltigen Herausforderung.

Ein weiteres Schreiben wie Amoris Laetitia, das "heillose Verwirrung gestiftet" habe und nach wie vor einer Klärung bedürfe, zumal es widersprüchlich ausgelegt wird – auch von Diözese zu Diözese in Deutschland: Das wäre ein denkbar schlechtes Resultat, so zwei Insider in Rom gegenüber CNA Deutsch. Versuche, davon abzulenken - sei es durch Versuche einzelner Bischöfe, "Trittbrettfahrer" bei "Klimastreik"-Aktivisten zu spielen, oder durch das Bewundern indigener Rituale - würden das "nur schlimmer machen".

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