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Kardinal Woelki: "Es kann passieren, dass das Wort Gottes nicht angenommen wird"

Kardinal Rainer Maria Woelki am 23. September 2020 bei der Predigt im Fuldaer Dom während der Herbst-Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenz.

Kardinal Rainer Maria Woelki hat in seiner heutigen Predigt die Bischöfe dazu aufgerufen, dem Wort Gottes "nichts hinzuzufügen". Am Mittwochmorgen erinnerte der Kölner Erzbischof in seiner Predigt an das Bibelwort aus dem Buch der Sprichwörter, in dem prophezeit wird, dass derjenige, der dies tue, am Ende als "Lügner" dastehe.

In Fulda findet derzeit die Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz statt.

In seiner Predigt im morgendlichen Pontifikalamt nahm Woelki auch Bezug auf die heutige Stelle im Lukasevangelium (LK 9,1-6). Darin sendet Jesus die Jünger aus zur Mission und ermahnt sie, "keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd" mitzunehmen. Sollten die Jünger von den Leuten nicht aufgenommen werden, "dann geht weg aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie" (Lk 9,5). 

Würde man die Anweisungen Jesu wortwörtlich nehmen, so der Kardinal, bräuchte man "großes Vertrauen in Gott und Seine Vorsehung, dass man abends auch ein Dach über dem Kopf hat und nicht verhungert". Als Verkündiger sei man dann "völlig davon abhängig, wie wir und das Wort Gottes, das wir verkünden, aufgenommen werden".

Die Stelle zeige aber auch, das Christus eine mögliche Ablehungshaltung bei den anderen Menschen bereits einkalkuliert habe, erklärte Woelki. Der Kölner Erzbischof wörtlich:

"Es kann passieren, dass das Wort Gottes nicht angenommen wird. Da ist dann unter Umständen die Versuchung groß, dem Wort Gottes etwas hinzuzufügen, um es angenehmer zu machen. Dass das nicht ohne ist, darauf weist heute ausdrücklich die Lesung aus dem Buch der Sprichwörter hin. 'Füg seinen (Gottes) Worten nichts hinzu, sonst überführt er dich und du stehst als Lügner da' (Spr 30,6)."

Die kirchliche Verkündigung hänge jedoch immer auch mit karitativem Handeln zusammen, unterstrich Woelki. Jemand, der wirklich Hunger habe, könne "nicht wirklich dafür offen sein, das Wort Gottes zu hören oder es zu verkünden". 

Die Verkündiger des Evangeliums brauchen deshalb das nötige Vertrauen in Gott, "dass Er für uns und unser Dasein sorgt, - unabhängig davon, ob wir mit Vorratstasche und Geld reisen oder nicht", so der Kardinal. Woelki weiter:

"Genauso braucht es unser Vertrauen in Gott, dass wir Seinem Wort nichts hinzufügen. Denn auch heute werden wir nicht überall freudig aufgenommen, wenn wir das Wort Gottes verkünden. Auch heute ist es ein Wagnis, das Evangelium zu verkünden, ein Wagnis allerdings, das sich lohnt einzugehen. Einfach deshalb, weil es Gottes Wort ist."

Spannende Vollversammlung

Die deutsche Bischofskonferenz trifft sich seit Dienstag zur Herbst-Vollversammlung in Fulda. Debattiert wird vor allem der Umgang der Kirche mit der Coronavirus-Pandemie, aber auch die mögliche Reaktion auf die Interventionen des Vatikan, darunter die Absage der Glaubenskongregtion an den Vorstoß des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zur Interkommunion mit Protestanten (CNA Deutsch hat berichtet).

In der gestrigen Pressekonferenz bekräftigte Bätzing Forderungen nach Änderungen für die Katholischen Kirche und stellte für den kommenden ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main eine mögliche "Mahlgemeinschaft" mit protestantischen Christen weiterhin in Aussicht. Das Schreiben aus Rom habe lediglich "gewichtige Argumente", die man in den kommenden Tagen "wägen" müsse, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz wörtlich.

Beobachter beschreiben die Stimmung innerhalb der Bischofskonferenz als angespannt. Als interner Hauptkritiker von Bätzings Vorstoß gilt der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. "Es ist offensichtlich, dass wir nicht einer Meinung sind", hatte Bätzing bei der gestrigen Pressekonferenz eingeräumt. Woelki wiederum hatte erst kürzlich davor gewarnt, dass der sogenannte "Synodale Weg" zu einer Abspaltung der Katholischen Kirche in Deutschland führen könne. Bätzing gilt als Verfechter dieses als "Reformprozess" deklarierten Weges und hatte noch kurz nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz im März behauptet: "Wir stehen mit dem Synodalen Weg genau in der Spur dessen, was der Papst will."

Papst Franziskus sei jedoch besorgt "über die Situation der Kirche in Deutschland", hatte gestern der Kurienkardinal Kurt Koch gegenüber der "Herder Korrespondenz" mitgeteilt. "Ich erinnere auch daran, dass Papst Franziskus bereits im vergangenen Jahr einen langen Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland geschrieben hat", so der Präfekt des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. In dem Brief warnt der Papst vor Spaltungen und ruft zur Evangelisierung und Einheit mit der Weltkirche auf.

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