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Bischof Genn zu Visitation von "Totus Tuus" in Münster: Ungeklärte Fragen

Bischof Felix Genn

Bei der Visitation der geistlichen Gemeinschaft "Totus Tuus" sind "noch nicht alle Fragen geklärt": Das hat  am gestrigen Donnerstag der Münsteraner Bischof Felix Genn am Rande der Online-Tagung zum Thema "Gefährliche Seelenführer? Geistiger und geistlicher Missbrauch" gesagt. 

Seit 2017 findet im Bistum Münster eine Untersuchung der Gemeinschaft "Totus Tuus" statt.

Die Gemeinschaft wurde 1994 gegründet und 2004 im Bistum Münster approbiert. Nachdem ehemalige Mitglieder wiederholt Medienberichten zufolge von Missbrauchserfahrungen berichtet hatten, wurde 2017 eine Visitation durch das Bistum Münster eingeleitet. 

Betroffene: "Er hat mit uns gespielt"

In einer internen Mai soll der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge schon vor Beginn der Visitation im Jahr 2017 von "Redeverboten", Leistungsdruck" und "blindem Gehorsam" innerhalb der Gemeinschaft berichtet haben. Hegge war früher Geistlicher Beirat von "Totus Tuus". Ende Mai 2020 zitierte die "Herder-Korrespondenz" weitere Aussteiger, die erklärten, dass sie schon als Jugendliche von ihren Familien isoliert und psychisch unter Druck gesetzt worden seien.

"Die Leitung von 'Totus Tuus' hat es verpasst, ihre Mitglieder zu freien und mündigen Christen zu machen", berichtete eine weitere Betroffene vergangenem September in einem Beitrag des "Deutschlandfunk". Darin wurde auch der Führungsstil des Gründers Leon Dolenec kritisert. Der "Deutschlandfunk" zitiert ein ehemaliges Mitglied:

"Ich hatte den Wunsch, ihm zu gefallen, konnte es ihm aber eigentlich nie recht machen. Er hat mit uns gespielt. Was Leon sagt, wird subtil mit dem Willen Gottes gleichgesetzt."

Kritik an der Visitation

Als Visitatoren ernannte Bischof Felix Genn seine stellvertretenden Generalvikar Jochen Reidegeld und die Ordensschwester Birgitte Herrmann von den Mauritzer Franziskanerinnen ein. "Konkreter Untersuchungsgegenstand" soll dabei das "autoritäre Verhalten des Leitungsgremiums gegen Mitglieder der Gemeinschaft" sein.

Zwei Betroffene übten Kritik an der bisherigen Vorgehensweise der Visitatoren. Eine Aussteigerin sagte dabei gegenüber dem "Deutschlandfunk" wörtlich:

"Ich hatte genau ein persönliches Gespräch mit den Visitatoren. Und da habe ich eine schlichte Frage vermisst: 'Wie geht es Ihnen?' Und vielleicht noch: 'Was können wir jetzt für Sie tun, nach diesem radikalen Bruch?'"

Eine weitere Person beklagt, man habe die Betroffenen "wie Informanten behandelt, wie Zeugen, nicht wie Betroffene". Vonseiten des Bistums habe es keine Hilfsangebote gegeben, "auch nicht, was den Glauben anbelangt".

Visitator Jochen Reidegeld hat mittlerweile eingeräumt, dass man "nicht ausreichend im Blick" hatte, dass die Betroffenen "auch ein Stück religiöser Heimat verloren haben".

Ergebnisse noch Ende 2020

Die Gemeinschaft hat Vorwürfe, dass die Gemeinschaft sektenartige Strukturen pflege und geistlichen Missbrauch betreibe, zurückgewiesen. Gleichzeitig bedauere man, "dass in der Vergangenheit kommunikative und zwischenmenschliche Fehler sowie eine Überforderung einzelner Mitglieder vorgefallen sind". Man befinde sich auf dem Weg der Erneuerung.

Das Ergebnis der Visitation soll noch Ende dieses Jahres bekanntgegeben werden. Über ein konkretes Datum zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse gibt es vonseiten des Bistums noch keine Angaben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In seinem Redebeitrag auf der aktuellen Veranstaltung in Dresden warnte Genn grundsätzlich – und nicht mit Blick auf die aktuelle Visitation – vor der "Instrumentalisierung des geistlichen Bereichs des Menschen mit geistlichen Mitteln" und der "Verzweckung der Gottesbeziehung einer Person durch den Täter zur Erfüllung der eigenen Bedürfnisse und Ziele."

Genn unterstrich gleich zu Beginn des Symposions, dass er "erst mit dem Erscheinen der Einladung Kenntnis von den Beteiligten erlangt" habe. Dieser Umstand sei wichtig, damit nicht der Eindruck von Befangenheit entstehe. Er habe keinen Einfluss auf die Auswahl der Referenten genommen habe, betonte der Bischof. Wörtlich:

"Ich möchte betonen, dass ich die nachfolgenden Redner nicht oder kaum persönlich kenne. Es ist mir wichtig, dies zu betonen, da die meisten von Ihnen wissen, dass im Bistum Münster eine Visitation einer bei uns approbierten Gemeinschaft zu Ende geht und noch nicht alle Fragen geklärt sind."

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