Münster - Montag, 4. Juli 2022, 12:05 Uhr.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn erklärte in seiner Predigt am Sonntag, man dürfe "die Menschen am Anfang und am Ende des Lebens nicht schutzlos lassen, sie sind auf uns angewiesen, wir dürfen dieses Sterben nicht hinnehmen und müssen dagegen aufschreien".
"Das mag heute in unserem Land wenig populär sein", räumte Genn ein, "aber umso wichtiger ist es deutlich zu machen: Mit unserer Position stellen wir uns nicht gegen Frauen oder gegen Menschen am Ende ihres Lebens, sondern wir beziehen Position für etwas, das für uns als Christinnen und Christen nicht verhandelbar sein sollte: Wir sind für den Wert jedes menschlichen Lebens."
Der Bundestag hatte im Juni das im Strafgesetzbuch verankerte Werbeverbot für Abtreibungen mit deutlicher Mehrheit gekippt. Nur die Christdemokraten sowie die AfD-Fraktion votierten gegen den Gesetzentwurf der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP, dem sich auch die Linke anschloss. den assistierten Suizid und die Streichung des Paragrafen 219a.
Am selben Tag debattierte der Bundestag außerdem über eine Revision der gegenwärtigen Rechtslage in Sachen Sterbehilfe.
Bischof Genn sagte am Sonntag, er sei sicher, "dass Frauen sich die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung nicht leicht machen". Gleichzeitig sei er besorgt, dass die Streichung des Werbeverbots nur der Anfang sei.
"Menschliches Leben gegen ein anderes menschliches Leben aufzuwiegen ist nie eine Lösung", erläuterte der Bischof. "Ich erlaube mir an dieser Stelle kein Urteil, weil sich Frauen auch heute noch immer in grausamen Zwangslagen befinden, oft von Männern im Stich gelassen. Häufig wird gerade Frauen noch immer Gewalt angetan. Ich kann, darf und werde sie nicht verurteilen."
Er wolle "nicht nachlassen im Engagement für das Leben, für die Frauen und alle Beteiligten in diesen schwierigen Momenten und danke ganz besonders den vielen Frauen des Sozialdienstes Katholischer Frauen, die hier großartige Arbeit leisten für das Leben der Frauen und das der ungeborenen Kinder".
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