Kansas City - Donnerstag, 14. Juli 2022, 12:25 Uhr.
US-Erzbischof Joseph Naumann von Kansas City hat Papst Franziskus für seine Haltung gegenüber Präsident Joe Biden und der Politikerin Nancy Pelosi kritisiert: Es sei "traurig", wie er sich gegenüber den katholischen Spitzenpolitikern verhalten habe, die mit Nachdruck für ein "Recht auf Abtreibung" eintreten.
"Ich denke, der Papst versteht die USA nicht, genauso wenig wie er die Kirche in den USA versteht", erklärte Naumann im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe). "Seine Berater und die Leute in seinem Umfeld haben ihn da völlig falsch informiert."
In einem Interview Anfang Juli hatte Papst Franziskus mit Blick auf die Kommunionspendung an Politiker, die sich für ein "Recht auf Abtreibung" einsetzen, gesagt: "Wenn die Kirche ihren pastoralen Charakter verliert, wenn ein Bischof seinen pastoralen Charakter verliert, verursacht das ein politisches Problem."
"Natürlich müssen wir pastoral sein", betonte Naumann. "Es ist jedoch nicht pastoral, jemandem zu sagen, er sei ein guter Katholik und könne selbstverständlich die Kommunion empfangen, wenn diese Person doch ein schweres Übel begangen hat. Dass der Papst Pelosi empfing, wurde politisch ausgeschlachtet. Damit tut Franziskus genau das, wovor er andere warnt."
Kritik an Präsident Biden
Joe Biden wisse, "was in dieser Hinsicht richtig ist. Es gibt keine Entschuldigung. Er sollte sich nicht immer wieder als gläubigen Katholiken präsentieren."
Durch sein Verhalten zeige er der Öffentlichkeit: "Ich befürworte legale Abtreibungen und bin gleichzeitig ein frommer Katholik, also könnt ihr das auch." Es handle sich um eine Grenzüberschreitung, wenn Politiker "ihren katholischen Glauben zur Schau stellen und ein solches Übel befürworten".
"Präsident Biden behauptet, ein gläubiger Katholik zu sein, aber aus seinem Handeln wird das eigentlich nicht deutlich", so Naumann weiter. "Meiner Ansicht nach setzt er den Rosenkranz und seine Messbesuche ein, um sich als glaubenstreuer Katholik zu inszenieren. Betrachtet man Joe Bidens Karriere, sieht man, dass er der Linie der Demokraten folgte, nicht der Lehre der Kirche."
Zwar könne er ihm "nicht ins Gewissen blicken", der Glaube von Joe Biden "scheint mir jedoch eine geringe Rolle zu spielen. Was ihn antreibt ist das, was er für politisch geboten hält, um voranzukommen. Mich besorgt, wie viele Menschen er damit in die Irre führt. Daher vertrete ich die Position: Wenn der Präsident Integrität besitzt, sollte er freiwillig auf den Empfang der Kommunion verzichten."
Die Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hatte bei der Papstmesse zum Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus (29. Juni) die Eucharistie empfangen und traf sich im Anschluss mit Papst Franziskus. Zuvor hatte Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco ihr im Mai als ihr Ortsbischof den Kommunionempfang verboten.
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