Frankfurt - Freitag, 9. September 2022, 14:30 Uhr.
Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), hat die Erklärung einiger Bischöfe für ihr Abstimmungsverhalten am Donnerstagabend als "weinerlich" und "etwas hilflos" verurteilt. Bei der Abstimmung war ein Grundtext, der eine Kehrtwende in der katholischen Sexualmoral – etwa auf dem Gebiet der Homosexualität – mit sich gebracht hätte, durch 21 Gegenstimmen von Bischöfen verhindert worden.
Man werde am Freitagnachmittag "gegebenenfalls noch einmal erleben müssen, ob die zementierten strategischen Blockaden sich fortsetzen", so Stetter-Karp, die mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und den jeweiligen Stellvertretern das Synodalpräsidium beim "Synodalen Weg" bildet.
Bei der Pressekonferenz am frühen Freitagnachmittag kritisierte die ZdK-Chefin: "Es gibt Menschen in dieser Versammlung, die nicht offen über ihre Meinung sprechen, keine Hearings zur Sache besuchen, Synodalforen den Rücken kehren, oder abends sagen, sie sind jetzt müde – wie ich gestern von jemand über einen anderen Bischof hörte –, nicht mitarbeiten an den Texten und dann in der Abstimmung auf den roten Knopf drücken – das geht ja ganz einfach – und die sogar danach nicht über ihre Motive sprechen. Es fällt mir wirklich herzhaft schwer, das noch unter Synodalität irgendwie zu verstehen."
"Das lässt mich fragen, ob die Vertrauensgrundlage für die Zusammenarbeit in dieser Versammlung noch gegeben ist", warnte Stetter-Karp. "Die Frage steht im Raum. Und wie gesagt, heute Mittag werden wir weiter sehen, was geschieht?"
Forderung nach "offenem Visier"
"Ich möchte sehen, dass durch die Bischofskonferenz jetzt eine Bewegung entsteht durch das, was gestern sich ereignet hat, dass sich die Kommunikation verändert, das mit offenem Visier gesprochen wird", forderte die ZdK-Präsidentin,. Das können und müssen wir erwarten – und zwar, dass von allen Beteiligten, die es ernst meinen, auch von Gegnern von Reformen, offen gesprochen wird".
Der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing schloss sich dieser Forderung an: "Es gibt Bischöfe, die kämpfen mit offenem Visier, und dafür bin ich dankbar. Und das wurde auch in der Gesamtversammlung gestern respektiert: ein Bischof Oster, ein Bischof Voderholzer, auch ein Kardinal Woelki. [...] Das sind nicht die Probleme, sondern die die es nicht tun, sind das Problem. Und ich kann mich dem nur anschließen: Erklärt euch."
Bätzing sagte, bei einem internen Treffen der Bischöfe am späten Abend seien "Stimmungsbilder" mit Blick auf die bevorstehenden Abstimmungen erhoben worden, äußerte sich indes auch auf Nachfrage nicht weiter dazu.
Mehrere Bischöfe hatten am Donnerstag erklärt, den Grundtext abgelehnt zu haben, aber diese Entscheidung wegen eines großen Drucks innerhalb der Synodalversammlung in den zur Verfügung stehenden 60 Sekunden Redezeit nicht begründet zu haben.
Er wisse von Mitbrüdern, sagte Bätzing, "dass es ernst ist, was sie sagen, aber ob es alles ist, weiß ich auch nicht". Irme Stetter-Karp sagte, eine derartige Begründung reiche ihr nicht, "weil wir damit auch ein System totaler Institution bekräftigen würden".
Gedanken an Rücktritt?
Für sich selbst wies Bätzing angesichts des Votums am Donnerstag jeglichen Gedanken an einen Rücktritt zurück: "Nein, ich denke nicht an Rücktritt. Ich überlasse das Feld nicht denen, sie sich nicht bewegen wollen."
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Beim "Synodalen Weg" falle etwas auseinander, "was nicht auseinanderfallen darf", warnte der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing. "Das ist die Verantwortung der Bischöfe, dass es nicht auseinanderfällt." https://t.co/Q3pgzqtsoV
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