Jakarta - Donnerstag, 3. November 2022, 16:52 Uhr.
Inmitten der anhaltenden Sorge um die Christen im Nahen Osten rief ein irakischer Erzbischof am Mittwoch zu einem Ende der Gewalt und zu einem Dialog auf, der darauf abzielt, "dass die Kultur des Glaubens immer und überall als ein universeller Segen verstanden wird, weil sie eine Kultur des Lebens ist".
Erzbischof Bashar Warda von der chaldäisch-katholischen Erzdiözese Erbil sprach am 2. November auf dem ersten Religionsforum der G20 und verwies auf seine persönlichen Erfahrungen, das Leiden der irakischen Christen und die Geschichte seines Heimatlandes, um die Notwendigkeit von "Vergebung und Gewaltverzicht" zu unterstreichen.
Die G20 - eine Gruppe der wichtigsten Wirtschaftsmächte der Welt - hat den Religionsgipfel im Vorfeld ihrer eigenen Konferenz, die dieses Jahr auf der indonesischen Insel Bali stattfindet, eingeführt.
Warda stellte fest, dass das "R20"-Religionsforum, das vom 2. bis 3. November stattfindet, von der Nahdlatul Ulama, der weltweit größten muslimischen Bewegung, organisiert wird.
Die sunnitische Gruppe hat Schätzungen zufolge über 90 Millionen Mitglieder.
Ihr Anführer, Scheich Yahya Cholil Staquf, traf sich 2019 mit Papst Franziskus, um eine Vision für eine friedlichere Zukunft und eine größere Brüderlichkeit zwischen den Menschen zu präsentieren. Dazu gehört auch ein Zentrum für gemeinsame zivilisatorische Werte.
Auf dem R20-Gipfel, so Scheich Staquf gegenüber der indonesischen Agentur Antara, werden "nicht weniger als 160 internationale Persönlichkeiten" und rund 400 Teilnehmer erwartet.
Erzbischof Warda dankte Staquf dafür, dass er der Diskussion einen Raum gegeben habe, und zitierte die Worte des muslimischen Scheichs, dass jede islamische Doktrin der Feindschaft "unvernünftig" sei und ein Hindernis für "ein harmonisches und friedliches Leben in den multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften des 21.
In seiner per Livestream übertragenen Rede rief das katholische Oberhaupt zu einer "ehrlichen Diskussion über den ursprünglichen Kreislauf von Hass, Vorherrschaft und Gewalt auf, der die Menschheit schon vor Anbeginn der Geschichte geplagt hat".
Der Erzbischof erinnerte an die Worte, die Papst Franziskus bei seinem Besuch im Irak im Jahr 2021 an die Christen gerichtet hatte, und betonte, dass die Liebe die wahre Stärke sei. Er betonte die Notwendigkeit, verzeihen zu können - ohne zu vergessen - und "eine erneuerte Begegnung mit unseren muslimischen Nachbarn, die auf der Realität unserer Erfahrung basiert."
Der irakische Erzbischof erinnerte an Worte von Papst Franziskus in "Fratelli Tutti", dass Schmerz und Konflikt verwandeln. Man habe dann keine Verwendung mehr für leere Diplomatie, Verstellung, Doppelzüngigkeit, versteckte Absichten und gute Manieren, die die Realität verschleiern.Stattdessen gehe es darum die Wahrheit klar auszusprechen.
Eine solche Diskussion mag schwierig sein, so Warda, sei aber letztlich "notwendig, wenn wir als Völker des Glaubens, als Brüder und Schwestern in gegenseitiger Würde, in einer Welt überleben wollen, die den moralischen und geistigen Werten, die uns teuer sind, immer feindlicher gegenübersteht."
In der Tat, so betonte der Erzbischof, seien die Wurzeln einiger der "einzigartigen Schrecken der letzten Jahrzehnte" nicht nur religiöser, sondern auch geopolitischer Natur.
Der Erzbischof warnte: "Wir stehen an einem Wendepunkt der Geschichte, an dem ein aggressiver Säkularismus versucht, alle Elemente des Glaubens in Vergessenheit geraten zu lassen, und mit ihnen alle Grundprinzipien des heiligen Charakters des Lebens, der Familie, unserer Verpflichtung gegenüber unserem Schöpfer."
"Und obwohl ich persönlich davon überzeugt bin, dass die Welt des Glaubens letztendlich siegen wird", fügte Warda hinzu, "kann sie das nicht, wenn das ständige Gesicht unserer Welt des Glaubens eines der Gewalt gegen die anderen oder sogar gegen uns selbst ist."
Er sagte: "Wir bitten diejenigen, die sich auf dem bevorstehenden G20-Gipfel versammeln werden, diejenigen, die weiterhin Zugang zur Gestaltung der Politik für die Welt haben, sich täglich daran zu erinnern, dass ihre globalen Planungsentscheidungen Konsequenzen auf Leben und Tod für die Menschen haben, die draußen leben."