Bonn - Montag, 6. März 2023, 15:25 Uhr.
Mit der Einführung des Synodalen Rats, der den deutschen Synodalen Weg verstetigen soll, gehe es „vor allem darum, auf der Ebene der Bischofskonferenz die gleichen de facto demokratienahen Strukturen zu etablieren, wie sie auf Pfarrei und Diözesanebene in pastoralen und vor allem vermögensrechtlichen Fragen sehr oft funktionieren“. Dieser Ansicht ist der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, der den Synodalen Weg mit Kardinal Reinhard Marx im Jahre 2019 lanciert hatte.
„Was in Frankfurt beschlossen wurde und wird, ist ganz sicher kein Schisma und hat auch nichts mit einem deutschen Sonderweg zu tun“, zeigte sich Sternberg überzeugt. „Das halte ich angesichts der globalen Verantwortung der Katholiken in Deutschland und dem internationalen Echo für den dümmsten aller Vorwürfe. Und liest man einmal das nach, was der Nuntius am 27. Februar gesagt hat, liegt der Irrtum offen zutage: ein Synodaler Rat in Form einer kirchenrechtlichen Bischofssynode soll doch gar nicht etabliert werden.“
In seinem Grußwort anlässlich der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatte Nuntius Nikola Eterović betont, er sei „von Amts wegen beauftragt“ worden „zu präzisieren, dass nach richtiger Auslegung des Inhalts dieses Schreibens nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann“.
Zuvor hatten bereits drei hochrangige Kurienkardinäle mit ausdrücklicher Zustimmung des Papstes erklärt, dass der Synodale Rat eine Unmöglichkeit sei. Vorausgegangen war diesem Schreiben eine Anfrage von fünf deutschen Bischöfen, ob man verpflichtet sei, sich am Synodalen Rat zu beteiligen.
In diesem Zusammenhang sagte Sternberg gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag: „Es ist schon erstaunlich, dass man in Rom offenbar auf fünf Einzelmeinungen mehr hört als auf 220 Synodale, inklusive 63 Bischöfe.“
„Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir in der katholischen Kirche Veränderungen in den wichtigen Fragen bekommen werden“, betonte der ehemalige ZdK-Präsident. „Nicht nur, weil der Papst das immer wieder anmahnt und einen synodalen Prozess auf Ebene der Weltkirche gestartet hat. Sondern auch, weil das dem Lebensgefühl der Menschen und der Situation der Kirche entspricht.“
„Ich glaube, dass wir derzeit Rückzugsgefechte erleben von einigen Stellen im Vatikan, die offenbar erschreckend wenig über das kirchliche Leben vor Ort informiert sind“, so Sternberg. „Der Papst hat in seinem so wichtigen Brief an uns Gläubige in Deutschland schon 2019 von einer ‚Zeitenwende‘ gesprochen. Die gilt es zu gestalten.