Türkei: Erzbischof von Izmir fordert mehr Anerkennung für christliche Minderheit

Martin Kmetec, Erzbischof von Izmir/Türkei
Kirche in Not

Im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ hat der Erzbischof von Izmir, Martin Kmetec, eine stärkere Beachtung der Rechte der christlichen Minderheit in der Türkei angemahnt: „Ich denke, dass wir aus historischer Sicht jedes Recht haben, in der Türkei zu sein. Wir arbeiten gegen niemanden. Ich habe schon oft gehört: Falls es in der Türkei mehr Christen gäbe, wäre es ein vielfältigeres Land. Wir arbeiten positiv daran, präsent zu sein.“ Kmetec ist Franziskaner und leitet seit 2020 die Erzdiözese Izmir im Südwesten der Türkei.

Einer seiner frühchristlichen Vorgänger war der heilige Polykarp, der Mitte des 2. Jahrhunderts den Märtyrertod erlitt. Auch der heilige Kirchenlehrer Irenäus von Lyon stammt aus Izmir. „Wir sind die letzte überlebende Kirche, die im biblischen Buch der Offenbarung genannt wird“, erklärte der Erzbischof.

Die weit in die Geschichte zurückreichenden Bezüge machen deutlich: Das Christentum in der Türkei ist alt, doch die Glanzzeiten sind vorbei. Auf dem Gebiet der Erzdiözese Izmir, die etwas größer ist als Portugal, leben heute noch maximal 6000 Christen, in der gesamten Türkei sind es nicht mehr als 170.000. „Wir sind stolz, dass wir noch da sind“, betonte der Erzbischof.

„Versucht zu bleiben“

Sorge macht ihm die Auswanderung der sogenannten „Levantiner“, Nachkommen italienischer, französischer und anderer europäischer Einwanderer, die den Großteil der christlichen Gemeinde ausmachten. „Ich sage: Versucht zu bleiben. Versucht, etwas Gutes für euer Land zu tun. Wir ermutigen niemanden, das Land zu verlassen, weil wir die Gemeinschaft brauchen“, erklärte Kmetec die Haltung der katholischen Kirche. Seit einigen Jahren wanderten auch wieder Katholiken aus Afrika und Asien ein, meistens Flüchtlinge.

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In seiner Bischofsstadt Izmir sieht er die Katholiken gesellschaftlich integriert, es gebe auch gute Beziehungen zu den muslimischen Geistlichen, betonte der Erzbischof. „Aber auf der anderen Seite haben wir als katholische Kirche keine wirkliche Beziehung zur Regierung, weil wir rechtlich nicht anerkannt sind.“

„Wir wollen auf eine Weise existieren, die der menschlichen Existenz entspricht“

Das bringe Schwierigkeiten bei Eigentumsrechten oder der Organisation von humanitären Hilfen mit sich. Aufgrund der kleinen Zahl würde die christliche Gemeinschaft auch oft nicht als Dialogpartner ernstgenommen, deutete der Erzbischof an: „Sie fragen uns: Wie viele seid ihr? Aber wir sehen in der modernen Gesellschaft überall, dass Minderheiten ihre Rechte einfordern. Wir wollen einfach auf eine Weise existieren, die jeder menschlichen Existenz entspricht.“

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Im Alltag nehme er persönlich „keine allgemeine Bedrohung“ wahr. Es komme jedoch auch auf die Region und das kulturelle Niveau an, ob Menschen Christen intolerant gegenübertreten würden. „Viele Menschen betrachteten die Christen jedoch als Ausländer“, sagte Erzbischof Kmetec.

„Kirche in Not“ unterstützt in der Erzdiözese Izmir die Instandsetzung von Kirchen, die durch ein Erdbeben im Jahr 2020 beschädigt wurden. Darunter befindet sich auch die Kirche des heiligen Polykarp, das Herzstück der christlichen Gemeinde in Izmir. Darüber hinaus fördert „Kirche in Not“ Nothilfen für christliche Flüchtlinge, die Ausbildung von Priestern und die Bereitstellung von katechetischem Material.