Trier - Dienstag, 30. April 2024, 9:00 Uhr.
Bischof Stephan Ackermann hat mit Blick auf den Münchner Marsch fürs Leben, der vor wenigen Wochen in der bayerischen Landeshauptstadt stattfand, erklärt: „Ich sage nur für mich: Ich würde bei diesem Marsch für das Leben nicht mitgehen.“
Der Bischof von Trier begründete seine Position mit einem Verweis auf „die Materie, um die es geht, nämlich den Ausgleich zu schaffen zwischen dem Recht der Frau auf Selbstbestimmung und dem Lebensrecht des ungeborenen Lebens“. Es handle sich um „eine so sensible Materie“, sagte Ackermann, „dass ich Ihnen ganz ehrlich sagen muss: Jede Art von Aggressivität, auch im Auftreten, verbietet sich für mich, weil das der Sensibilität und der Komplexität der Materie, um die es da geht, nicht gerecht wird.“
Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk betonte der Bischof am Montag: „Das heißt nicht, dass man nicht klar Stellung bezieht. Wir haben das als Bischöfe ja auch nochmal jetzt getan, im Nachgang zu dem Ergebnis der Kommission, die von der Bundesregierung eingesetzt war zur Thematik der reproduktiven Selbstbestimmung und der Fortpflanzungsmedizin, also eine klare Position einzunehmen.“
Bei alledem müsse man indes aufpassen: „Was sind Formen, die auch wirklich der Schwierigkeit, der Frage der Abwägungen, die da zu treffen sind, auch gerecht [werden]? Insofern kann ich verstehen, das Anliegen des Lebensschutzes ist aller Unterstützung wert, aber was sind die Formen, mit denen man dafür eintritt? Da, glaube ich, muss man sehr genau hinschauen. Und da sind wir sozusagen unter den Bischöfen ja unterschiedlicher Meinung.“
Tatsächlich hatten mehrere Bischöfe am Münchner Marsch fürs Leben teilgenommen, nämlich Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg sowie die Weihbischöfe Florian Wörner (Augsburg) und Thomas Maria Renz (Rottenburg-Stuttgart).
Alexandra Linder, die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, der den jährlichen Marsch für das Leben in Berlin sowie zeitgleich einen zweiten Marsch in Köln veranstaltet, erklärte gegenüber CNA Deutsch: „Die Äußerungen von Bischof Ackermann sind verwunderlich.“
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Ackermann könne „die Demonstrations-Podien und Berichterstattung unserer Märsche für das Leben der letzten Jahre selbst vollständig im Internet nachsehen und würde dabei unschwer feststellen, dass von unserer Seite keinerlei Aggressionen auszumachen sind“, betonte Linder. „Denn Lebensrechtler, die die Sache ernstnehmen, respektieren die Menschenwürde auch von geborenen Menschen, selbst wenn sie anderer Ansicht sind.“
„Wenn es ihm darum geht, Aggressionen zu verurteilen, empfehlen wir als Adressaten die Antifa oder die sie finanzierenden Parteien“, führte die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht aus. „Wenn er falsche Handlungsweisen anprangern möchte, schlagen wir Pro Familia vor – eine Organisation, die für schrankenlose Abtreibung eintritt, aber gleichzeitig Frauen im Schwangerschaftskonflikt nach § 219 StGB für das Leben beraten soll. Hier werden Frauen und Kinder wirklich zugunsten einer aggressiven, menschenverachtenden Ideologie im Stich gelassen.“
Linder forderte den Trierer Bischof „freundlich dazu auf, mit uns statt über uns zu sprechen, Diffamierungen zu unterlassen und vielmehr für die Menschenwürde und den Schutz Betroffener gemeinsam einzutreten“.
Ackermann selbst ist großen Protestaktionen gegenüber nicht grundsätzlich abgeneigt. So nahm er zu Beginn des Jahres an einer Demonstration „gegen Rechtsextremismus“ teil, wie der Evangelische Pressedienst (epd) berichtete.
„Ich finde es großartig, dass so viele Menschen sich jetzt zu Wort melden, ein deutliches Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung abgeben und dafür auf die Straße gehen“, sagte Ackermann damals.
Zuletzt aktualisiert am 30. April 2024 um 11:15 Uhr (ergänzt um Äußerungen von Alexandra Linder).