Redaktion - Freitag, 12. Juli 2024, 9:00 Uhr.
Der US-amerikanische Publizist George Weigel, bekannt als Biograf von Papst Johannes Paul II., hat erklärt, den deutschen Synodalen Weg scheine „eher die Dekonstruktion der Tradition geprägt zu haben“. Weigel sprach mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe).
Demgegenüber seien in den USA „die kreativsten Stimmen in der amerikanischen Theologie eher einer dynamischen Orthodoxie verpflichtet als einer Neuerfindung des Katholizismus entsprechend dem Zeitgeist“.
Weigel führte eine Reihe weiterer Gründe auf, warum die Kirche in den USA lebendiger sei als jene in Deutschland: „Wir haben aktive, von Laien getragene Erneuerungsbewegungen und keine aufgeblähten diözesanen Bürokratien. Wir haben wachsende Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens mit Männern und Frauen, die sich sowohl der dynamischen Orthodoxie als auch der Neuevangelisierung verpflichtet fühlen.“
„Wir besitzen ein breites Netzwerk von Publikationen und Institutionen, die die wahre Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils fördern und nicht den amorphen ‚Geist des Konzils‘“, so Weigel weiter. „Zu guter Letzt, weil wir uns selbst finanzieren, anstatt uns auf den Staat zu verlassen.“
Über den Begriff der dynamischen Orthodoxie, den er in dem Interview mehrfach benutzte, sagte der Publizist: „Dynamische Orthodoxie versucht, die immerwährenden und ewigen Wahrheiten des katholischen Glaubens dem heutigen Verstand und den heutigen Herzen und Seelen verständlich zu machen, um sie in die Freundschaft mit dem menschgewordenen Sohn Gottes, dem Herrn Jesus Christus, zu führen.“
„Die dynamische Orthodoxie geht von der Prämisse aus, dass die göttliche Offenbarung real und über die Zeit hinweg verbindlich ist“, betonte Weigel. „Sie lehnt die Vorstellung ab, dass die zeitgenössischen Sitten die geoffenbarten Wahrheiten darüber, was zu Glück und Seligkeit führt, ‚korrigieren‘.“
Weigel ging auch kurz auf die von Papst Franziskus angestrebten und vielerorts, besonders in den USA, umgesetzten Einschränkungen der überlieferten Liturgie ein, die bis nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Kirche in aller Welt gefeiert wurde. Das entsprechende von Franziskus veröffentlichte Dokument sei „unnötig“ und „grausam“ gewesen.
Vor diesem Hintergrund müsse Traditionis Custodes „beim nächsten Pontifikat aufgehoben werden“, erklärte Weigel, der abschließend hinzufügte: „Und das sage ich als überzeugter Novus-Ordo-Mann!“