Vatikanstadt - Samstag, 26. Oktober 2024, 17:00 Uhr.
Bischof Bertram Meier hat am Rande der in Rom stattfindenden Weltsynode zur Synodalität die Instrumentalisierung der Frauenfrage kritisiert. „Die Frauenfrage liegt insofern in der Luft, dass sie sehr stark auf die Weihe von Frauen zugespitzt ist, was ich sehr bedauere“, so der Augsburger Hirte am Freitagabend in einem Interview mit EWTN News.
„Papst Franziskus ist einer, der die Frauen fördern möchte“, führte Meier weiter aus. „Aber wir müssen aufpassen, dass wir diese Frage nicht mit der Machtfrage verbinden und vor allem, wenn wir die Frage der Sakramente mit der Machtfrage so eng verknüpfen, dann glaube ich, werden wir dem Ganzen nicht gerecht“.
Frauendiakonat: „Tür nur angelehnt“
Die Tür hinsichtlich der Weihe von weiblichen Diakonen sei nach Ansicht des Bischofs „nicht definitiv verschlossen“, sie sei stattdessen nur „angelehnt“. Es gelte nun abzuwarten, zu welchem Ergebnis die von Papst Franziskus beauftragte Arbeitsgruppe komme. Meier appellierte, sich nach der Synode nicht auf diese Frage „festzubeißen“, weil sonst andere „wichtige Punkte“ unter den Tisch fallen könnten.
Gleichzeitig warnte der Theologe vor einer möglichen Kettenreaktion, falls das Diakonat der Frau eingeführt würde. „Denn ich prophezeie Ihnen eines“, so Meier wörtlich, „einen Tag nach einer möglichen Frau Diakonin gibt es bereits die Unzufriedenheit, denn es wird kurz darauf die Forderung kommen: Warum nicht die Priesterweihe? Und wenn auch das geschehen sein sollte, warum nicht die Bischofsweihe? Wir müssen hier theologisch sehr achtsam sein.“
Papst Franziskus hatte die Frage nach dem Diakonat für Frauen erst im März mit einem schlichten „Nein“ beantwortet.
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„Es gibt keine deutsche Ortskirche“
Angesprochen auf die wiederholten Forderungen einer „Dezentralisierung“ mahnte Bischof Bertram Meier zu Vorsicht mit den Begrifflichkeiten. „Es gibt keine deutsche Ortskirche“, so Meier, „es gibt in Deutschland verschiedene Ortskirchen, sprich Diözesen.“ Diese könnten sich zusammenschließen, um zum Beispiel bei Themen wie Lebensschutz oder der Frage der Sakramentenspendung an einem gemeinsamen Strang zu ziehen.
„Aber dass die Bischofskonferenz selber kreativ wird, um eine neue katholische Glaubenslehre zu entwickeln, da würde sie sich sehr, sehr überheben“, unterstrich der Augsburger Bischof.
Auf die Frage, ob einige Befürworter des „Synodalen Weges“ in Deutschland nun enttäuscht seien von der Synode, antwortete Meier: „Wir täuschen uns, wenn wir jetzt glauben, dass nach dieser Synode die katholische Kirche auch in Deutschland neu erfunden wird.“ Dennoch habe er die Hoffnung, dass der weltsynodale Prozess und der „Synodale Weg“ in Deutschland nun „einander näherkommen können“. Meier rief dazu auf, einen „ekklesialen Realismus“ zu entwickeln, um besser zu verstehen, was möglich sei und was nicht.
Das ganze Interview mit Bischof Bertram Meier: