„Großer Schritt nach vorn“: ZdK-Vize Söding über Abschlusstext der Weltsynode

Thomas Söding
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

Der Theologe und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, hat erklärt, die Ratifizierung des Abschlussdokuments der Weltsynode durch Papst Franziskus sei „ein großer Schritt nach vorn“. Der Pontifex hatte angekündigt, den mehr als 50 Seiten umfassenden Text zu übernehmen und kein eigenes Schreiben zu verfassen, wie es bei allen Bischofssynoden seit der Einführung durch Papst Paul VI. der Fall war.

Söding, der als einer der Experten an der Weltsynode teilnahm, die am Wochenende nach mehreren Jahren abgeschlossen wurde, schlug gegenüber katholisch.de am Sonntag auch kritische Töne an: „Was die Synode deutlich überschattet hat, war die Entscheidung, strittige Themen auszuklammern. Dazu gehört – am wichtigsten – die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche. Deswegen gab es großen Unmut innerhalb der Synode, und der zuständige Kardinal Fernández musste zurückrudern.“

„Das Thema ist nicht von der Bildfläche verschwunden, der Diakonat von Frauen bleibt offen, ebenso die Möglichkeiten, Frauenrollen zu stärken, auch in der Liturgie und der Gemeindeleitung“, stellte Söding klar. „Das reicht noch nicht aus, aber in der katholischen Kirche ist etwas in Bewegung gekommen. Immerhin heißt es jetzt, die Frage nach dem Zugang von Frauen zum Diakonat sei ‚offen‘, während es früher hieß, die Zeit für eine positive Antwort sei nicht ‚reif‘.“

Mit Blick auf dieses Thema sei er jedenfalls „überzeugt, dass nachhaltige synodale Strukturen hier eine markante Veränderung in der Kirche herbeiführen werden“.

Die Weltsynode sei „kein Papiertiger“, betonte Söding, „sondern hat auf der einen Seite eine klare Positionsbeschreibung geliefert und auf der anderen Seite eine Orientierung für die Zukunft. Allerdings sind jetzt die Ortskirchen gefordert, sich noch intensiv mit der Synodalität auseinanderzusetzen. Die Verfassungsfrage in der Kirche ist aufgeworfen, sie ist noch nicht beantwortet.“

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„Man kann sich jetzt nicht mehr hinter Rom verstecken, um Reformen zu verhindern“, führte er aus. „Für die Ortskirchen, wie für uns in Deutschland, ist das eine Aufforderung, die neuen Möglichkeiten zu nutzen und mit der Weltkirche und dem Vatikan im Gespräch zu bleiben.“

In Deutschland begann der weltkirchlich und im Vatikan umstrittene Synodale Weg bereits vor der durch Papst Franziskus lancierten Weltsynode. Söding kündigte an, man werde sich bei der „nächsten Sitzung im Synodalen Ausschuss Ende des Jahres […] sehr sorgfältig und ausführlich mit der Weltsynode in Rom beschäftigen“.

„Wir sind selbstbewusst genug zu erkennen, dass wir in Deutschland etwas haben, um das man uns weltweit beneidet“, betonte der ZdK-Vizepräsident, um dann hinzuzufügen: „Aber wir sind auch nicht vermessen und würden behaupten, dass wir nichts mehr zu lernen hätten. Das trifft etwa auf die Spiritualität der Synodalität zu. Bei der Synode wurden hierzu Signale ausgesendet, die wir in Deutschland aufnehmen sollten, auch wenn wir sie nicht einfach kopieren können. Außerdem kann uns die Weltsynode lehren, noch stärker den Gesamtzusammenhang der Kirche zu sehen.“

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Die anvisierte Einrichtung eines Synodalen Rats zur Verstetigung des synodalen Wegs solle „nicht eine Art ‚Oberregierung‘ für die Kirche in Deutschland werden, sondern er wird die Kirche sprach- und handlungsfähig machen – und von Rom anerkannt sein“.