Hamburg - Sonntag, 9. November 2025, 11:45 Uhr.
Zum Abschluss des „Benedikt XVI. Forum“ in Hamburg hat Kardinal Kurt Koch noch einmal den „Primat der Wahrheit“ in der Verkündigung der Kirche betont. Bei einem feierlichen Pontifikalamt im Hamburger Mariendom unterstrich der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen in seiner Predigt, dass der Papst als Oberhaupt der Katholischen Kirche auch „den Vorsitz der Liebe“ habe. „Der Papst kann die Wahrheit des Glaubens nicht erfinden, sondern nur finden“, so Koch.
Das „Benedikt XVI. Forum“ hatte am vergangenen Freitag begonnen und stand unter dem Thema: „Wahrheit als Herausforderung für Kirche und Gesellschaft“ (CNA Deutsch hat berichtet). Neben theologischen Vorträgen von Kardinal Koch, Ralph Weimann, Thomas Marschler und Prälat Markus Graulich SDB gaben außerdem frühere Wegbegleiter von Papst Benedikt XVI. wie Pfarrer Martin Trimpe und der Hamburger Domkapitular Thorsten Weber persönliche Einblicke in das Leben des verstorbenen Papstes. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sprach am Samstag ein persönliches Grußwort.
Das katholische Mediennetzwerk EWTN übertrug die theologischen Vorträge live. Die Aufzeichnungen sind weiterhin auf dem YouTube-Kanal des Senders abrufbar.
Kardinal Koch: „Es gibt die Tendenz, im Namen der Toleranz intolerant zu sein“
Nachdem das „Benedikt XVI. Forum“ wiederholt im bayerischen Marienwallfahrtsort Altötting großen Anklang gefunden hatte, haben die Organisatoren vom Verein Fundatio Christiana Virtus erstmals den Norden Deutschlands als Veranstaltungsort angesteuert – mit Erfolg. „Man muss sagen, es ist uns sehr gut geglückt insofern, dass viele Menschen sich dafür interessieren und wir auf eine große Resonanz gestoßen sind“, sagte Theologie-Professor Ralph Weimann gegenüber EWTN News.
Der in Rom lebendende Priester wies darauf hin, dass es „inzwischen viele Anfragen“ gebe, das Benedikt-Forum auch an anderen Orten zu machen, zum Beispiel auch in Amerika. „Es scheint sich so langsam herumzusprechen, dass Papst Benedikt den Menschen wirklich etwas zu sagen hat“, so Weimann. „Von daher ist so ein Benedikt-Forum ein Impuls, um den Menschen die Inhalte mitzugeben, die für uns gerade heute wichtig sind.“
„Ich habe den Eindruck, die Gläubigen sind dankbar, dass es eine solche Veranstaltung gibt, dass sie sich orientieren können, dass sie ihren Glauben vertiefen können“, ergänzte Kardinal Koch im EWTN-Interview. Gerade das Thema der Wahrheit sei heute besonders virulent, erklärte der Schweizer Theologe: „Es gibt heute eine sehr starke Tendenz, im Namen der Toleranz intolerant zu sein, wenn man nicht die Meinung vertritt, die erwartet wird. Deshalb ist es eine Befreiung, wenn man in aller Offenheit, Ehrlichkeit und Freiheit nach der Wahrheit sucht.“
Erzbischof Heße: „Der Sprung über den Weißwurst-Äquator“
„Wir sind ja hier in der Diaspora, wir haben keinen Wallfahrtsort wie Altötting, wir haben keine große theologische Fakultät“, so der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Im Interview mit dem katholischen Mediennetzwerk EWTN dankte Heße den Veranstaltern, die nach Altötting „den Sprung über den Weißwurst-Äquator in Richtung Norden“ gewagt hatten. Im flächenmäßig größten Bistum Deutschlands müssten die Katholiken „Salz der Erde“ sein, führte der Hamburger Oberhirte weiter aus: „Bei uns ist die Masse nicht entscheidend, sondern die Qualität.“
Dem Ortswechsel des „Benedikt XVI. Forums“ nach Hamburg war vorausgegangen das Engagement des Hamburger Katholiken Wilhelm Hegenbart. Der Unternehmensberater hatte an beiden Benedikt-Foren in Altötting 2024 und 2025 teilgenommen und anschließend dem Organisator Ralph Weimann vorgeschlagen, das Konzept einmal in Norddeutschland zu versuchen. „Wenn Sie das organisieren, machen wir das“, habe Weimann geantwortet. Dass am Ende doch so viele Leute gekommen sind, sei allerdings nicht überraschend, so Hegenbart: „Vor allem junge Leute hier in Hamburg suchen nach Spiritualität und sehnen sich von innen heraus nach solchen Formaten.“
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Auch Prälat Graulich zeigte sich gegenüber EWTN News erfreut über die jungen Teilnehmer beim Hamburger Benedikt-Forum. Der Untersekretär des vatikanischen Dikasteriums für die Gesetzestexte beschrieb es als ein „interessantes Phänomen“, dass vor allem junge Menschen zur Veranstaltung kamen, die „auf der Suche nach der Wahrheit“ seien. „Die Kirche darf und soll das verkünden, was sie als Wahrheit aus der Schöpfungsordnung, aus der Naturordnung heraus erkennt“, so Graulich. Im Zusammenspiel mit dem Staat und der Gesellschaft sei es die Aufgabe der Kirche, „den Staat daran zu erinnern, dass es unverhandelbare Prinzipien gibt, die auch der Rechtsetzung vorausliegen und die nicht durch Mehrheitsentscheidungen außer Kraft gesetzt werden können“.
Benedikt XVI.: Symbiose aus Theologie, Weisheit und Menschlichkeit
Am Ende der dreitägigen Konferenz zeigte sich Kardinal Koch davon überzeugt, dass das Thema der Wahrheitssuche auch in der heutigen Zeit weiter von brennender Aktualität sei. „Wir müssen wieder neu entdecken, dass natürlich jeder Mensch seine eigenen Ansichten, seine eigenen Überzeugungen hat, aber dass die Wahrheit nicht teilbar ist“, sagte Koch im EWTN-Interview. „Zum Menschsein gehört auch die Suche nach der Wahrheit. Und die Wahrheit ist eine gemeinsame Wahrheit, sonst wäre jeder Dialog ganz schwierig.“
Für Weimann bietet sich für diese Wahrheitssuche besonders die Theologie Papst Benedikts an. „Er hat nichts anderes getan, als über den Herrn, über Jesus Christus, über den dreifaltigen Gott zu sprechen und auf dieser Grundlage ist es möglich, den Menschen Brücken zu bauen, damit auch sie den Weg finden zu einer lebendigen Gottesbeziehung.“ Deshalb sei das „Benedikt XVI. Forum“ in seiner Grundstruktur auch so aufgebaut: Es gebe die geistliche Seite mit der täglichen Heiligen Messe, den Gebetszeiten und der Anbetung, aber dann auch die akademisch-intellektuelle Seite mit den Vorträgen.
„Papst Benedikt ist für mich eine Symbiose von Theologie, Weisheit und einer tiefen Menschlichkeit“, lautete das Fazit von Domkapitular Thorsten Weber. Der Dompfarrer des Hamburger Mariendoms hatte einst seine Karriere als Rundfunk-Moderator beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) aufgegeben, nachdem die Schriften von Papst Benedikt XVI. den Wunsch nach einer Konversion zur Katholischen Kirche und schließlich zum Priestertum geweckt hatten. Während der Konferenz sprach Weber im Rahmen eines Podiumsgesprächs über seinen Berufungsweg (hier der Link zum Interview) und ergänzte gegenüber EWTN News, dass der deutsche Papst schon vor Jahrzehnten heutige gesellschaftliche Entwicklungen prophezeit habe. „Insofern kann man sich seinem Urteil über die Gesellschaft und die Kirche immer anvertrauen“, so Weber.
Die Aufzeichnungen des „Benedikt XVI. Forums“ in Hamburg (7.-9. November 2025)
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