München - Mittwoch, 16. Juni 2021, 14:05 Uhr.
Die Fokolar-Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz sieht "Handlungsbedarf" in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen. Dies teilte die geistliche Gemeinschaft am vergangenen Wochenende auf Anfrage von CNA Deutsch mit.
Wie CNA Deutsch letzte Woche berichtete, hat die Fokolar-Bewegung für Deutschland, Österreich und die Schweiz eine Kontaktstelle für Missbrauchsbetroffene eingerichtet. Neben der Einrichtung einer Internetseite zu "Prävention und Intervention gegen sexualisierte Gewalt sowie gegen geistlichen und Machtmissbrauch in der Fokolar-Bewegung" wurde ein neues Team für die Kontaktstelle aufgestellt. In der Pressemitteilung, die die Fokolar-Bewegung letzte Woche veröffentlichte, hieß es dazu:
"Uns ist bewusst, dass es auch in der Fokolar-Bewegung spirituelle Grenzüberschreitungen gab und Menschen im Kontakt mit Mitgliedern unserer Gemeinschaft verschiedene Formen von geistlichem und Machtmissbrauch erlebt haben. Mit diesem Angebot wollen wir eine Anlaufstelle bieten, einen Raum schaffen, in dem diese Erfahrungen ausgedrückt werden und das erlebte Leid Gehör findet. Und wir wollen für dieses Thema sensibilisieren und signalisieren, dass wir solche Missstände erkennen, aufdecken und beenden wollen."
Fokolar-Bewegung: Keine genauen Zahlen
Auf Nachfrage von CNA Deutsch, wie hoch die Ziffer der gemeldeten Missbrauchsvorwürfe ist, teilte die Bewegung am vergangenen Samstag mit, dass es bislang "noch keine Statistik" darüber gebe, da die Kontaktstelle ihre Arbeit gerade erst aufgenommen habe. Außerdem sagte die Sprecherin der "Fokolari" in Deutschland, Österreich und der Schweiz: "Es gab im Vorfeld keine konkreten Fälle, die schon zu bearbeiten gewesen wären."
CNA Deutsch hatte bereits im Ende Oktober letzten Jahres von einem Fall berichtet, in dem ein ehemaliges geweihtes Mitglied der Fokolar-Bewegung in Frankreich gestanden hatte, einen minderjährigen Jugendlichen sexuell missbraucht zu haben. Die Gemeinschaft hatte daraufhin angekündigt, eine unabhängige Untersuchung ihres Umgangs mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs durchführen.
Was die Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz betrifft, gab es bislang "keine konkrtete Anfragen", so die Sprecherin weiter. "Wir wollten aber möglichen Betroffenen signalisieren, dass sie Ansprechpartner bei uns dafür finden, die vor allem zuhören, möglichen Hinweisen oder Meldungen gewissenhaft nachgehen und mit den Betroffenen hilfreiche nächste Schritte besprechen". Die Kontaktstelle soll daher auch in Zukunft "transparent Auskunft geben".
Weiter teilte die Gemeinschaft wörtlich mit:
"Die Fokolar-Bewegung hat diese Kontaktstelle für geistlichen und Machtmissbrauch auch nicht als Reaktion auf einen konkreten Fall eingerichtet, sondern sieht Handlungsbedarf aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Situation, die auch die Sensibilität auf dieses Thema innerhalb unserer Gemeinschaft prägt."
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