Frankfurt - Dienstag, 17. August 2021, 9:37 Uhr.
Nach dem Durchmarsch der Taliban hat Bischof Georg Bätzing von Limburg zum Gebet für die -- und mit den -- Menschen in Afghanistan aufgerufen.
"Christen, ebenso wie Muslime und Juden, glauben an die Macht des Gebets. Ich lade deshalb alle ein, sich im Gebet mit den Leiden der Menschen in Afghanistan zu verbinden und Gott um seine gnädige Hilfe anzurufen", so der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz am heutigen Dienstag.
"Seit einigen Tagen gehen die Bilder triumphierender Taliban-Krieger und unzähliger schockierter Afghanen um die Welt. Vielen steht pure Angst ins Gesicht geschrieben. Die Szenen am Flughafen Kabul, belagert von Menschen, deren einzige Hoffnung darin besteht, ihre Heimat noch schnell genug verlassen zu können, bedrängen. Auch mich empören das um sich greifende Leid und die Hilflosigkeit derer, denen gerade die Zukunft entrissen wird", eklärte Bätzing in seiner Stellungnahme am 17. August.
Die Taliban haben in Afghanistan ein islamisches Emirat ausgerufen und eine Generalamnestie für Beamte und Autoritäten erklärt, nachdem eine korrupte Führung und kampflos geflohene Armee den Durchmarsch der islamischen Kämpfer keine zehn Tage aufhalten konnte.
Bätzing fordert, in der jetzigen Lage müsse "das Naheliegende getan werden, um die schlimmsten Folgen zu verhindern". Dazu gehöre die Evakuierung der sogenannten Ortskräfte" sowie des Personals der internationalen Hilfsorganisationen.
Die deutsche Luftwaffe ist mit Fallschirmjägern und Sanitätern der Bundeswehr bereits in Afghanistan eingeflogen, um afghanische Ortskräfte und Helfer sowie deutsche Staatsbürger zu evakuieren.
Seit heute früh ist das @Team_Luftwaffe mit drei #A400M unterwegs nach #Afghanistan . Sie unterstützen gemeinsam mit #Fallschirmjäger|n, #Feldjäger|n und #Sanitäter|n die Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften.
— Bundeswehr (@bundeswehrInfo) August 16, 2021
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"Großzügige Aufnahmeangebote" sollte jenen gemacht werden, die in besonderer Weise gefährdet sind, Opfer des neuen Taliban-Regimes zu werden, weil sie sich in den zurückliegenden Jahren für eine Neuorientierung der afghanischen Gesellschaft exponiert hätten, so Bischof Bätzing.
Papst Franziskus bat am gestrigen Sonntag die Gläubigen um ihre Gebete für die Menschen in Afghanistan. "Ich bitte euch alle, mit mir zum Gott des Friedens zu beten, damit das Lärmen der Waffen verstummt und Lösungen am Tisch des Dialogs gefunden werden können", sagte er.
Nur so könne "die geschundene Bevölkerung dieses Landes - Männer, Frauen, ältere Menschen und Kinder - in ihre Häuser zurückkehren und in Frieden und Sicherheit und in gegenseitigem Respekt leben."
Die christliche Gemeinschaft ist verschwindend klein in dem islamischen Land, in dem laut einer Umfrage von "Pew" 99 Prozent der Bevölkerung die Anwendung der Scharia, des islamischen Rechts, wünschen. in dem Menschen für ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben geächtet oder sogar mit Gewalt und Tod bedroht werden können. Im Jahr 2018 gab es schätzungsweise 200 Katholiken in dem Land.
Es gibt eine einzige katholische Kirche, die sich in der italienischen Botschaft in Kabul befindet und von der katholischen Mission sui juris in Afghanistan betrieben wird, wie CNA Deutsch berichtete.
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Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan stellt aus Bätzings Sicht "eine desaströse Niederlage der USA und der bis vor Kurzem an ihrer Seite engagierten Länder dar. Das gilt auch für Deutschland", so der Bischofskonferenz-Vorsitzende.
"Die jetzt eingetretene Lage zehrt das politische Vertrauenskapital der westlichen Länder auf und wird von vielen in aller Welt als moralischer Bankrott verstanden. Als vor 20 Jahren die Entscheidung für die militärische Invasion Afghanistans getroffen wurde, gab es viele kritische Stimmen zu diesem Einsatz; manches starke Argument wurde vorgebracht. Aber man konnte das militärische und das folgende militär-zivile Engagement auch mit guten politischen und humanitären Gründen verteidigen", so Bätzing, der auch mit neuen Flüchtlingsströmen in der Region und nach Europa rechnet.
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