Paris - Montag, 13. Dezember 2021, 9:13 Uhr.
Bei einer Abschiedsmesse in Paris hat Erzbischof Michel Aupetit am Freitag auf die Schlagzeile Perdu par Amour – "Aus Liebe verloren" – reagiert, die einen Bericht über seinen Rücktritt betitelte.
In seiner Predigt bei einer heiligen Messe in der Kirche Saint-Sulpice in der französischen Hauptstadt am 10. Dezember bezog sich der Erzbischof auf die Überschrift aus der Zeitschrift "Paris Match". Aupetit sagte, das Magazin habe über den Erzbischof von Paris geschrieben, dass er sich "aus Liebe verloren" habe.
"Das stimmt, das stimmt", so Aupetit in seiner Predigt, und fügte hinzu: "Aber man hat das Ende des Satzes vergessen. Der vollständige Satz lautet: 'Der Erzbischof von Paris hat sich aus Liebe zu Christus verloren.'"
Aupetits Worte wurden von den rund 2.000 Menschen, die sich in der zweitgrößten Kirche der Stadt nach der Kathedrale Notre-Dame versammelt hatten, mit Beifall bedacht.
Der 70-jährige Erzbischof, der nach seiner Tätigkeit als Arzt erst spät zum Priestertum berufen wurde, sagte: "Gestern habe ich mein Leben für die Liebe zu Christus verloren, als ich ins Priesterseminar eintrat. Heute habe ich mein Leben für die Liebe zu Christus verloren. Morgen werde ich erneut mein Leben für die Liebe Christi verlieren. Denn ich erinnere mich an die Worte des Herrn: 'Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.'"
Aupetit diente als Erzbischof von Paris von seiner Amtseinführung am 6. Januar 2018 bis zum 2. Dezember, als Papst Franziskus seinen Rücktritt annahm.
Aupetit hatte den Papst gebeten, über seine Zukunft zu entscheiden, nachdem das französische Wochenmagazin "Le Point" einen Bericht veröffentlicht hatte, in dem der Erzbischof als spaltende und autoritäre Figur dargestellt wurde.
In dem Bericht wurden neben dieser Kritik auch Bedenken über Aupetits Kontakte zu einer Frau geäußert, die bis ins Jahr 2012 zurückreichen, als er Generalvikar der Erzdiözese Paris war.
Aupetit erklärte gegenüber dem Magazin, er habe keine romantische oder sexuelle Beziehung zu der Frau gehabt: "Mein Verhalten ihr gegenüber könnte zweideutig gewesen sein und somit die Existenz einer intimen Beziehung und sexueller Beziehungen zwischen uns suggerieren, was ich entschieden zurückweise ... Ich habe beschlossen, sie nicht mehr zu sehen und habe sie informiert."
Papst Franziskus gab Journalisten während einer Pressekonferenz am 6. Dezember zu verstehen, dass er Aupetits Rücktritt akzeptiert habe, weil der Erzbischof "seinen Ruf so öffentlich verloren" habe, wie CNA Deutsch berichtete.
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Der Papst sagte, die Anschuldigungen gegen Aupetit beträfen "kleine Zärtlichkeiten und Massagen, die er der Sekretärin gab".
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In der offiziellen italienischen Mitschrift des Vatikans von der Pressekonferenz wurde das Wort "Sekretärin" jedoch ausgelassen und lediglich die Aussagen über "kleine Liebkosungen und Massagen, die er ihr gab" berichtet. Es ist nicht das erste Mal, dass der Vatikan im Nachhinein Franziskus redigiert. In diesem Fall sollte offenbar vermieden werden, dass der Eindruck ensteht, die Frau, die an der "zweideutigen" Beziehung beteiligt war, Sekretärin des Erzbischofs sei. Das sei die Frau nicht, so ein Medienbericht.
Aupetit erwägt rechtliche Schritte wegen des Artikels in Paris Match, in dem ihm eine enge Beziehung zu einer zweiten Frau unterstellt wurde. Der Artikel ist mit Bildern illustriert, die den Erzbischof bei einem Spaziergang, Autofahren und einem Restaurantbesuch mit dieser Frau zeigen.
In einer von seinem Anwalt am 8. Dezember veröffentlichten Erklärung heißt es: "Erzbischof Aupetit weist diese falschen Anschuldigungen entschieden zurück und bedauert die böswilligen Unterstellungen in dieser Veröffentlichung aufs Schärfste".
Zum Abschluss seiner Predigt bei der live übertragenen Messe in Saint-Sulpice sagte Aupetit: "Ja, ich glaube, dass Gott im Geheimnis aller Herzen in die Welt kommt, und dort habe ich ihn entdeckt. In den Herzen der Schwächsten, der Verletzlichen, der Armen, habe ich die Gegenwart des Herrn erkannt".
"Ich erkenne sie in jedem von euch, der sein Herz für die Gegenwart Gottes öffnet, hier und jetzt. Mögen wir sie wirklich leben und uns gegenseitig helfen, sie gemeinsam zu leben."
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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.