"Kirchenwelten prallen aufeinander": Bischof Meier skeptisch über "Synodalen Weg"

Bischof Bertram Meier von Augsburg spricht zu Journalisten am 7. Februar 2022 über den umstrittenen "Synodalen Weg".
Nicolas Schnall / pba

Kritische Worte und mahnende Skepsis hat Bischof Bertram Meier von Augsburg nach der Versammlung des umstrittenen "Synodalen Weges" am vergangenen Wochenende in Frankfurt in einer Stellungnahme vor Journalisten geäußert. Nicht nur die Einheit der Weltkirche, sondern auch die Ökumene mit den Ostkirchen wird durch die deutsche Debattenveranstaltung belastet, warnte der für die Weltkirche zuständige Bischof am heutigen Montag. 

"Einen Tag nach meiner Ernennung zum Bischof von Augsburg war es meine erste Pflicht, nach Frankfurt zum Auftakt des Synodalen Weges zu fahren. Das war Ende Januar 2020. Damals nannte ich den Synodalen Weg 'ein geistliches Experiment' - wie im Chemiesaal, so auch im spirituellen Laboratorium: Da kann es überraschende neue Lösungen ebenso geben wie gefährliche Explosionen", so Meier am 7. Febuar.

"Nach zwei Jahren intensiven, z.T. auch steinigen Weges zeigte die Erfahrung der dritten Vollversammlung, dass das Projekt des Synodalen Weges durchaus Risiken birgt", fuhr der Bischof fort.

Zwar sei die Atmosphäre freundlich und weitgehend respektvoll gewesen, doch habe er gespürt, "dass im Untergrund der Versammlung unterschiedliche Kirchenwelten aufeinanderprallen".

"Während die einen das System Kirche so schnell und so grundlegend wie möglich transformieren wollen, betonen andere mehr den geistlich-pastoralen Aspekt der Erneuerung: Wie kann die Kirche, die sich tief in Missbrauchsskandale verstrickt hat, das Vertrauen der Gläubigen so zurückgewinnen, dass die Frohe Botschaft tatsächlich wieder in den Herzen der Menschen ankommt?"

Dass es dabei auch um strukturelle Veränderungen gehen müsse, sei klar, so der Augsburger Bischof. "Doch mir ist wichtig, gut zu unterscheiden, gerade wenn es um Glaube und Moral geht: Was ist Kern und was ist Schale christlicher Existenz? Was ist unveräußerliche Basis, an der zu rütteln tabu ist? Wo muss und darf sich die Lehre weiterentwickeln, um dem Geist Jesu Rechnung zu tragen?" 

Bei den Beschlüssen und Voten hätte er sich noch mehr Differenzierung gewünscht, betonte der Bischof.

"Erst aus guter Unterscheidung erwächst verantwortete Entscheidung. Als Bischof sehe ich mich in einer doppelten Pflicht: die Gläubigen, ja möglichst viele Menschen in der mir anvertrauten Diözese mit Jesus in Verbindung zu bringen; und gleichzeitig im Netz der Weltkirche zu bleiben und daran zu knüpfen, dass dieses globale Netz noch fester wird".

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"Der Papst in Rom, der mich zum Bischof ernannt hat, ist mir dabei ein wichtiger Orientierungspunkt. Ich bin froh und stolz, dass ich viele Jahre diese Weltkirche hautnah erleben und erlernen konnte. Auch jetzt sehe ich als der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Weltkirche zuständige Bischof den Auftrag, an die katholische Weite zu erinnern: Vergessen wir die Weltkirche nicht! Nehmen wir auch die ökumenischen Faktoren und Befindlichkeiten, besonders zu den Ostkirchen, ernst!"

So gesehen sei er im Hinblick auf eine zeitnahe Umsetzung der sich auf dem Synodalen Weg abzeichnenden Linien eher skeptisch: "Wechselseitige Abstimmung über nächste Schritte sowie die Einbindung des Heiligen Stuhls werden Zeit, Kraft und auch Nerven brauchen, um einvernehmliche Lösungen zu suchen und umzusetzen".

Trotz der hohen Zustimmung zu bisher erarbeiteten Texten frage er sich, ob der Schwerpunkt noch stimme: "Der Glaube scheint manchmal weniger Gabe und Vorgabe zu sein, die wir empfangen, sondern mehr als Aufgabe gesehen zu werden, die wir lösen, indem wir bisher geltende Inhalte verändern und Autoritäten relativieren, d.h. transformieren", warnte Meier.

Er hoffe weiter, dass der deutsche "Synodale Weg" die Kirche "nicht neu erfinden will, sondern eine geistlich erneuerte Kirche fördert, damit die Menschen uns wieder glauben und vertrauen. Denn Glaubwürdigkeit ist so wichtig wie Rechtgläubigkeit."

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