“Gnade der Zeit”: Papst Franziskus startet neue Katechesereihe über das Alter

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 23. Februar 2022.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 23. Februar 2022.
Daniel Ibañez / CNA Deutsch
Papst Franziskus betet bei der Generalaudienz
Papst Franziskus betet bei der Generalaudienz
Daniel Ibañez / CNA Deutsch
Papst Franziskus in der Audienzhalle des Vatikan.
Papst Franziskus in der Audienzhalle des Vatikan.
Daniel Ibañez / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat eine neue Katechesereihe über das Alter gestartet. Den Auftakt machte der Pontifex bei der heutigen Generalaudienz am Mittwochmorgen in Rom, bei der Franziskus über "die Gnade der Zeit und das Bündnis zwischen den Generationen" sprach.

Der Heilige Vater kritisierte die Diskriminierung von älteren Menschen und rief dazu auf, die Bedeutung und den Wert des Alters zu erkennen. Die "Verherrlichung der Jugend" sei ein Kennzeichen der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts, weshalb es wichtig sei, sich gegenseitig in der Sinnsuche zu unterstützen.

Demographischer Wandel als Herausforderung

In der Geschichte der Menschheit habe es noch nie so viele ältere Menschen gegeben und noch nie ein so großes Risiko, dass sie ausgegrenzt werden, sagte Papst Franziskus am heutigen Mittwoch. Die Verhältnisse hätten sich geändert, das hohe Alter beträfe die breite Masse, die Kindheit dagegen werde "in vielen Teilen der Welt nur in kleinen Dosen verteilt". Franziskus sagte wörtlich:

"In der dramatischen ersten Phase der Pandemie waren sie es, die den höchsten Preis gezahlt haben. Sie waren ohnehin schon der schwächste, der am meisten vernachlässigte Teil der Gesellschaft, wir haben sie nicht viel beachtet, als sie noch am Leben waren und dann haben wir sie nicht einmal sterben sehen."

Das demographise Ungleichgewicht habe zur Folge, dass die vorherrschende Kultur habe als Modell nur den jungen Erwachsenen nehme, der "immer jung bleibe" und unabhängig sei, so der Papst. Er fragte: "Aber stimmt es auch, dass die Jugend für den Sinn des Lebens steht, während dem Alter nur die Entleerung, der Verlust des Lebenssins vorbehalten bleibt. Stimmt das?"

Gegen die "Verherrlichung der Jugend"

Papst Franziskus warnte deshalb vor einer "Verherrlichung der Jugend". Diese sei das "gängige Bild der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts" gewesen. Auch in den gegenwärtigen, sogenannten "entwickelten Kulturen" habe man vielerorts die Bedeutung des Alters für den Sinn des Lebens verloren, weil es für ein Lebensalter gehalten werde, dass weder "besondere Inhalte, noch eine besondere Bedeutung" bringe. Für ein Alter, das heute einen entscheidenden Teil ausmacht, gebe es zwar Pflegeprogramme, aber keine "Projekte der Lebensgestaltung", prangerte Franziskus an. Wörtlich sagte er:

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"Müssen sich ältere Menschen vielleicht für die Hartnäckigkeit entschuldigen, auf Kosten anderer zu überleben oder ist es nicht eher so, dass man sie für die Gaben, mit denen sie das Leben aller Menschen bereichern können, ehren sollten?"

Oft zeige die Gesellschaft die Überzeugung, man könne die Älteren "wegwerfen", fuhr der Papst fort. Solche Kulturen würden sich nur um Produktivität kümmern. Deshalb legte Papst Franziskus allen Menschen eine Schrifstelle aus dem Buch Joel ans Herz. Darin heißt es:

"Danach aber wird Folgendes geschehen: Ich werde meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen. Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen. Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet." (Buch Joel, 3,1-2;5)

Wenn die Alten mit den Jungen über ihre Träume sprechen, entstehe ein "Bündnis zwischen den Generationen", so der Pontifex. "Wenn sich die Großeltern in ihrer Melancholie vergraben, werden die jungen. Leute nur noch mehr auf ihren Bildschirm starren. Der Bildschirm bleibt zwar an, doch das Leben stirbt schon vor der Zeit."

Zweiter Welttag der Senioren findet im Juli statt

Als "schlimmste Folge der Pandemie" habe er "die Verunsicherung der jungen Menschen" ausgemacht, berichtet Papst Franziskus. Diese hätten teilweise die Orientierung verloren. "Die alten Menschen können auf die Ressourcen eines bereits gelebten Lebens zurückschauen", so der Papst weiter. "Werden sie zusehen, wie die jungen Menschen ihre Visionen verlieren oder werden sie sie begleiten, indem sie ihnen helfen, an ihren Träumen festzuhalten?"

Der Heilige Vater ruft die Gläubigen weltweit dazu auf, das Alter mit Würde und als "Sinnangebot für das Leben" zu leben. Ältere Menschen sollten sich nicht der "Trägheit des reinen Überlebens" hingeben. Wörtlich sagte Franziskus:

"Wenn dem Alter nicht die Würde eines menschenwürdigen Lebens zurückgegeben wird, ist es dazu verurteilt, in einer Mutlosigkeit zu versinken, die alle der Liebe beraubt. Diese Herausforderung, vor der die Menschheit und die Zivilisation steht, braucht unseren Einsatz und die Liebe Gottes."

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Wie CNA Deutsch berichtete, hatte Papst Franziskus im Jahr 2021 erstmals den "Welttag der Senioren" ausgerufen. Dieser soll fortan jährlich am vierten Sonntag im Juli stattfinden, in der Nähe des Gedenktages der Großeltern Jesu, der Heiligen Anna und Joachim. Dieses Jahr fällt er auf den 24. Juli, das Motto lautet: "Im Alter werden sie noch Frucht bringen" (Psalm 92,15).

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