Wenn nur noch Beten hilft: Bischof Meier über Evangelisierung in der Kirchenkrise

Bischof Bertram Meier feierte die heilige Messe und gab einen Impulsvortrag beim Studientag "Tat(w)ort: Gebet" des Bistums Augsburg am 12. März 2022
Martin Rothweiler / EWTN.TV

"Jetzt hilft nur noch Beten": Das denken sich vielleicht auch manche Christen momentan angesichts der beispiellosen Krise, in der sich unsere Kirche derzeit befindet: Das hat Bischof Bertram Meier von Augsburg am heutigen Samstag gesagt.

In seinem Impulsvortrag beim Studientag Evangelisierung zum "Tat(w)ort Gebet", der live vom katholischen Fernsehsender EWTN.TV übertragen wurde, sprach der Bischof über die Rolle des Gebets im Zusammenhang mit einer zeitgemäßen Evangelisierung. Die renommierte Theologin Marianne Schlosser sprach ebenfalls bei der  Veranstaltung.

"Offensichtlich messen wir dem Gebet also eine Kraft bei, die unsere menschliche Begrenztheit bei weitem übersteigt und imstande ist, scheinbar Unlösbares zu lösen und alles zum Guten zu wenden", erklärte Bischof Meier.

Doch: Warum ist das so?

Den Ansatz zum Beten trage jeder Mensch in sich, so Meier. "Irgendwo in unserem Innersten gibt es das 'Bewusstsein einer geheimen Nähe, auf die hin unsere Seele offensteht und bei der wir anklopfen können', in der hoffnungsvollen Erwartung, dass uns aufgetan wird und wir finden, wonach wir suchen".

Der Bischof erinnerte an die Worte Jesu: "Wer aus tiefstem Herzen glaubt und betet, für den ist nichts unmöglich (vgl. Mt 17,20), sagt Jesus seinen Jüngern und schickt sie aus, um in seinem Namen Kranke zu heilen und sogar Tote aufzuerwecken". 

Gebet und "Synodaler Weg"

"Wenn das Gebet die Seele eines geistlichen Prozesses ist, dann gilt das auch für den Synodalen Weg", so Meier in seiner  frei gehaltenen Predigt am 12. März.

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"Er wird nur gelingen, wenn wir uns immer wieder Zeiten der Einkehr gönnen, uns in Räume der Stille zurückziehen und Jesus als dem Allerheiligsten einen Besuch abstatten können. Gebet ist mehr als Einhalt, es ist Zwiesprache mit Gott. Neben dem großen Saal der Debatten und Abstimmungen wünsche ich mir für die Zukunft bei unseren Versammlungen solche geistlichen Oasen, um innezuhalten und die vielen Ideen und Gedanken dem Herrn hinzuhalten. So geschieht Unterscheidung der Geister, um geistliche Entscheidungen reifen zu lassen."

Geistliche Reformen seien mehr als Änderungen der Strukturen, betonte der Bischof weiter: "Damit die Kirche Rückgrat hat und als Leuchtturm des Glaubens steht, braucht sie eine Wirbelsäule: Menschen, die das Amt der Leitung haben und mit Autorität sprechen können. Eine Kirche ohne sakramental begründetes Amt droht, sich ins Formlose zu verflüchtigen".

Gerade heute in dieser Zeit des Umbruchs suchten die Menschen Haltegriffe, an denen sie ihren Glaubens- und Lebensweg festmachen können. "Zur katholischen Kirche gehört wesentlich das Weiheamt. Es ist nicht nur eine Frage der Organisation, sondern gehört zum Kern des Kircheseins", betonte Meier.

In seinem Impulsvortrag zur Online-Veranstaltung vertiefte der Augsburger Hirte den Blick auf die Rolle des Gebets im Leben des Christen. Christliche Existenz sei von jeher "Glaubensexistenz und als solche Gebetsexistenz, so der Bischof. 

Meier erklärte weiter, wie Achtsamkeit und Hilfe für Benachteiligte neben dem Gebet wesentliche Bestandteile christlicher Evangelisierung sind.

"Alle Mission wird ins Leere laufen, wenn das, was geglaubt und verkündet wird, nicht übereinstimmt mit dem, was gelebt wird. In ganz erschreckender Weise sehen wir das am Beispiel der Missbrauchsfälle", betonte der Bischof.

"Die erschütternden Geschichten von Menschen, die in der Vergangenheit von Vertretern der Kirche physisch und psychisch teils schwer verletzt wurden, lassen jegliche Frage nach Glaubensinhalten redundant erscheinen. Darum wiederhole ich es immer wieder: Rechtgläubigkeit braucht Glaubwürdigkeit!"

Das Gebet kann dabei helfen, den Blick zu schärfen für die Lebensrealität der Mitmenschen, so dass Wort und Tat am Ende Hand in Hand gehen – erklärte Meier weiter.

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Davon lebe auch die Evangelisierung bis heute: "Frauen und Männer, die ihre verschiedenen Fähigkeiten einbringen zum Aufbau der Kirche", betonte der Bischof in seinem Vortrag.

"Mein Wunsch für die Kirche in Augsburg wie auch für die weltkirchliche Gemeinschaft ist es, dass wir einander helfen, unsere von Gott geschenkten Gaben zur Entfaltung zu bringen, damit Christi Gegenwart in der Welt erfahrbar wird", sagte der Bischof zum Abschluss.

"Folgen wir den Spuren der großen Heiligen, die uns gezeigt haben, was Evangelisierung heißt: Tief verwurzelt im Gebet und erfüllt von innerer Freude den Menschen Gottes Liebe in Wort und Tat zu verkünden. Was auch immer die Zeit für Herausforderungen bringen mag, Jesus hat versprochen, uns nicht als Waisen zurückzulassen, sondern mit seinem heiligen Geist zu führen. Darauf können wir vertrauen und mutig in die Zukunft gehen."

Martin Rothweiler trug zur Berichterstattung bei.

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