Papst Franziskus spricht über die "Sensibilität des Alters", grüßt ukrainische Kinder

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 30. März 2022 in Rom.
CNA Deutsch / Daniel Ibañez

Bei der heutigen Generalaudienz hat Papst Franziskus während seiner Katechese über das Alter für eine "Kultur der sozialen Zärtlichkeit" geworben. Wenn im Alter die körperlichen Sinne nachlassen, entwickle sich oft eine ganz besondere, eine "geistliche Sensibilität". Die von der Gesellschaft oder der Politik gepflegte "Rhetorik der Inklusion" sei jedoch häufig nicht mehr als eine "rituelle Formel" des "politisch korrekten Diskurses".

Am Ende der Audienz grüßte der Pontifex besonders die ukrainischen Kinder, die unter dem "monströsen Krieg" zwischen Russland und der Ukraineleiden müssen.

Unbewusste Selbstbetäubung

Der Heilige Vater hob in seiner Katechese das Vorbild des greisen Simeon und der Tempeldienerin Hanna hervor. Die Betäubung der geistigen Sinne in der Aufregung und Benommenheit der körperlichen Sinne sei heute "ein weit verbreitetes Syndrom in einer Gesellschaft, die die Illusion der ewigen Jugend pflegt". Was dieses Phänomen so gefährlich mache, sei die Tatsache, dass es "meist unbewusst" sei. Wörtlich sagte der Pontifex:

"Wenn man die Sensibilität des Tastsinns oder des Geschmacks verliert, merkt man das sofort. Aber die Sensibilität der Seele kann man lange Zeit ignorieren. Es ist nicht nur eine Frage des Denkens über Gott oder Religion. Die Unempfindlichkeit der geistigen Sinne betrifft das Mitgefühl und das Mitleid, die Scham und die Reue, die Loyalität und die Hingabe, die Zärtlichkeit und die Ehre, die Selbstverantwortung und die Sorge um andere. Und das Alter wird sozusagen das erste Opfer dieses Sensibilitätsverlustes."

Papst: "Rhetorik der Inklusion ist oft nur eine rituelle Formel politischer Korrektheit"

Die "Rhetorik der Inklusion" sei oftmals nur "die rituelle Formel eines politisch korrekten Diskurses", prangerte Franziskus an. Doch eine wirkliche Korrektur der Praktiken des normalen Zusammenlebens sei damit noch nicht verbunden. Vielmehr sei es schwer, eine "Kultur der sozialen Zärtlichkeit" zu entwickeln.

Aus der Geschichte von Simeon und Hanna zeige sich, dass ihre wahre Sensibilität darin bestehe, dass sie in einem Kind, das sie nicht gezeugt haben und das sie zum ersten Mal sehen, als das sichere Zeichen des Besuchs Gottes erkennen. "Sie akzeptieren, dass sie keine Protagonisten sind, sondern nur Zeugen", so der Papst. Wörtlich sagte der Heilige Vater:

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"Nur das geistige Alter kann dieses Zeugnis geben, das demütig und schillernd ist und das für alle maßgebend und beispielhaft ist. Ein Alter, das die Sensibilität der Seele kultiviert hat, löscht allen Neid zwischen den Generationen, allen Groll, alle Vorwürfe für ein Auftauchen Gottes in der kommenden Generation aus, das mit dem Weggang der eigenen einhergeht. Die geistige Sensibilität des Alters ist in der Lage, den Wettbewerb und den Konflikt zwischen den Generationen glaubwürdig und endgültig aufzulösen. Das ist für Menschen unmöglich, aber für Gott möglich. Und wir brauchen sie heute so sehr!"

Besonderer Gruß an Kinder aus der Ukraine

In der Audienzhalle des Vatikan brandete langanhaltender Applaus auf, als Papst Franziskus zum Ende der Generalaudienz hin einen besonderen Gruß an die ukrainischen Kinder schickte, die unter dem – so wörtlich – "monströsen Krieg" zu leiden haben. Der Papst rief dazu auf zu beten, "damit diese Wildheit des Krieges aufhört".

Am kommenden Wochenende besucht der Heilige Vater Malta. Vom 2. bis zum 3. April wird Papst Franziskus den Inselstaat besuchen, vor dem im Jahr 60 nach Christus der Apostel Paulus Schiffbruch erlitt und anschließend über die freundliche Aufnahme der Inselbewohner schrieb: "Die Einheimischen erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit" (Apg 28,2). Dieser Ausspruch ist zugleich das Motto der kommenden Papstreise.

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