Papst Franziskus beruft Abtreibungsbefürworterin in Päpstliche Akademie für das Leben

Mariana Mazzucato
screenshot / YouTube / TED

Eines der von Papst Franziskus neu ernannten Mitglieder der Päpstlichen Akademie für das Leben ist eine ausgesprochene Verfechterin eines "Rechts" auf Abtreibung und hat sich kürzlich auf Twitter gegen die Aufhebung des amerikanischen Urteils Roe v. Wade ausgesprochen, das von 1973 bis 2022 – verfassungswidrig – Abtreibungen im ganzen Land erlaubt hatte.

Die italienisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato, die für ihre Arbeit zur Förderung der Rolle des öffentlichen Sektors in der Innovationsförderung bekannt ist, ist eine von sieben Akademikern, die der Papst am Samstag für eine fünfjährige Amtszeit in die Akademie berufen hat.

In seinem 2020 erschienenen Buch "Let Us Dream: The Path to a Better Future" (Lasset uns träumen. Der Weg zu einer besseren Zukunft) beschrieb Papst Franziskus das Werk Mazzucatos als "ein Denken, das nicht ideologisch ist, das sich über die Polarisierung von freiem Marktkapitalismus und Staatssozialismus hinausbewegt und dem die Sorge zugrunde liegt, dass die gesamte Menschheit Zugang zu Land, Wohnraum und Arbeit hat".

Die Internetseite Catholic Culture veröffentlichte am Dienstag Links zu den jüngsten Social-Media-Posts von Mazzucato, in denen sie nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in den USA, das Thema Abtreibung den einzelnen Bundesstaaten zu überlassen, Aussagen getwittert und retweetet hat, die sich für vorgeburtliche Kindstötungen aussprechen.

Als Reaktion auf einen Tweet mit einem Kommentar, der die Aufhebung des Urteils Roe v. Wade bedauerte, twitterte Mazzucato schlicht: "So gut!"

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Der Tweet enthielt ein Video der Kommentatorin Ana Kasparian, die Christen dafür verurteilt, Nichtchristen ihre eigenen Ansichten aufzuzwingen.

"Diese Kommentare mögen hart sein, aber so fühle ich wirklich. Es ist mir egal, dass Sie Christ sind. Es ist mir egal, was die Bibel sagt. Ich fühle mich wie in einer Clownshow, wenn ich hier sitze und versuche zu entschlüsseln, was Ihr kleines mythisches Buch über diese sehr realen politischen Themen zu sagen hat", sagte Kasparian.

"Schockierend und skandalös"

Robert P. George, Professor für Rechtswissenschaften an der Princeton University, ein Katholik und entschiedener Verfechter des Lebensrechts, erklärte gegenüber der Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch, er sei über die Nachricht von der Ernennung beunruhigt.

"Die Päpstliche Akademie für das Leben existiert, um die Mission der Kirche voranzutreiben, den Respekt für die tiefe, angeborene und gleiche Würde jedes einzelnen Mitglieds der Menschheitsfamilie zu fördern, angefangen mit dem kostbaren Kind im Mutterleib. Entweder man glaubt an diesen Auftrag oder nicht. Wenn man das nicht tut, warum sollte man dann Teil der Päpstlichen Akademie sein wollen?" fragte George.

"Und warum sollte jemand mit Ernennungsbefugnis jemanden in die Akademie berufen? Ich kann mir keine Erklärung vorstellen, die nicht schockierend und skandalös ist", sagte George gegenüber CNA.

Catholic Culture verwies auf weitere Tweets und Retweets von Mazzucato aus diesem Zeitraum:

  • Am 23. Juni retweetete sie einen Tweet von Professor Robert Reich: "Die Staaten können also entscheiden, ob man einen Fötus austragen muss, aber nicht, ob man eine verdeckte Waffe tragen darf?"
  • Am 24. Juni retweetete sie einen Tweet der schottischen Politikerin Nicola Sturgeon: "Einer der dunkelsten Tage für die Rechte der Frauen in meinem Leben. Die unmittelbaren Folgen werden natürlich die Frauen in den USA zu spüren bekommen, aber das wird auch die Kräfte in anderen Ländern ermutigen, die gegen Abtreibung und Frauenrechte sind. Solidarität fühlt sich im Moment nicht als ausreichend an – aber sie ist notwendig."
  • Am 24. Juni retweetete sie einen Tweet von Tedros Adhanom Ghebreyesus (Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO)): " Sichere Abtreibung ist Gesundheitsvorsorge. Sie rettet Leben. Sie einzuschränken, treibt Frauen und Mädchen zu unsicheren Abtreibungen, die zu Komplikationen und sogar zum Tod führen. Die Beweise sind unwiderlegbar."
  • Am 25. Juni twitterte sie "Ausgezeichnet [Elizabeth Warren]" als Reaktion auf Äußerungen der US-amerikanischen Senatorin, die sich für Abtreibung einsetzen.
  • Am 2. Juli retweetete sie einen Tweet von Bloomberg Quicktake: "'Safe abortion is health care. Sie rettet Leben.' Anfang dieser Woche hat [Tedros Adhanom Ghebreyesus] von der WHO die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das verfassungsmäßige Recht auf eine Abtreibung aufzuheben, als 'Rückschlag' für den jahrzehntelangen Trend zu einem sicheren Zugang bezeichnet."
  • Am 3. Juli retweetete sie einen weiteren Tweet von Robert Reich: "Nennt mich einen radikalen Linken, aber ich denke, es sollte einfacher sein, eine lebensrettende Abtreibung zu bekommen als ein Sturmgewehr."

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Pro-Life-Versprechen abgeschafft

Die Päpstliche Akademie für das Leben wurde 1994 von Papst Johannes Paul II. mit dem Auftrag gegründet, "die wichtigsten Probleme der Biomedizin und des Rechts im Zusammenhang mit der Förderung und dem Schutz des Lebens zu untersuchen, darüber zu informieren und entsprechend auszubilden, vor allem in der direkten Beziehung zur christlichen Moral und zu den Richtlinien des Lehramtes der Kirche".

Der erste Präsident der Akademie, Jérôme Lejeune, legte eine Satzung fest, welche die Mitglieder der Akademie dazu verpflichtete, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der es heißt: "Vor Gott und den Menschen bezeugen wir, dass für uns jedes menschliche Wesen eine Person ist" und dass "vom Moment der Entstehung des Embryos bis zum Tod ein und dasselbe menschliche Wesen heranwächst und stirbt".

Mit der Ernennung von Erzbischof Vincenzo Paglia zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben im Jahr 2016 genehmigte Papst Franziskus jedoch neue Statuten, welche die Verpflichtung, dass sich die Mitglieder als "Pro-Life"-Mitglieder bekennen müssen, abschafften.

Die neuen Statuten der Akademie verlangen jedoch weiterhin, dass die Mitglieder mit der kirchlichen Lehre übereinstimmen.

Die Statuten besagen auch, dass die Mitglieder, die vom Papst ernannt werden, einer beliebigen Religion angehören können, obwohl sie "die Prinzipien bezüglich des Wertes des Lebens und der Würde der menschlichen Person fördern und verteidigen sollten, interpretiert in einer Weise, die mit dem Lehramt der Kirche übereinstimmt".

Einem Mitglied der Akademie kann die Mitgliedschaft entzogen werden, so die Statuten, "im Falle einer öffentlichen und bewussten Handlung oder Äußerung, die den genannten Grundsätzen offenkundig zuwiderläuft oder die Würde und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und der Akademie selbst ernsthaft verletzt".

Im Jahr 2017 wurde jedoch ein Theologe, Nigel Biggar, in die Akademie berufen, der Abtreibungen unterstützt. Der anglikanische Professor für Moral- und Pastoraltheologie an der Universität Oxford befürwortete die Legalisierung der Abtreibung bis zur 18. Woche und hatte sich für Euthanasie ausgesprochen, berichtete der National Catholic Register.

Im Jahr 2021 bekräftigte Papst Franziskus in einer Ansprache an die Päpstliche Akademie für das Leben den lebensbejahenden Auftrag der Akademie. Der Pontifex sagte, der Zweck der Institution sei es, "den Männern und Frauen von heute zu helfen, 'den Vorrang des Rechts auf Leben von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende' wiederzuentdecken."

Verwirrung um Empfängnisverhütung

Im Juni geriet die Institution wegen der Veröffentlichung eines Buches, das in bestimmten Fällen die Empfängnisverhütung zu befürworten scheint, in die Negativschlagzeilen.

Mindestens ein Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben distanzierte sich von dem Buch mit dem Titel "Theological Ethics of Life: Scripture, Tradition, Practical Challenges" (Theologische Ethik des Lebens. Schrift, Tradition, praktische Herausforderungen).

"Das Buch ist keine offizielle Stellungnahme, sondern das Protokoll eines Seminars, in dem 20 Personen ihre persönlichen Aussagen gemacht haben. Viele Mitglieder wussten nichts davon und sind verwundert", teilte die in Spanien lebende Bioethikerin Elena Postigo auf Twitter mit.

Weitere neue Mitglieder

Die anderen neuen Mitglieder der Akademie sind Erzbischof Carlos Castillo Mattasoglio aus Lima, Peru; Federico de Montalvo Jääskeläinen, Experte für Verfassungsrecht, Menschenrechte, bürgerliche Freiheiten sowie Medizinrecht und Bioethik aus Spanien; Saad al-Din Mosaad Helaly, Professor für islamische Rechtswissenschaft an der Al-Azhar-Universität in Ägypten; Dr. John N. Nkengasong, US-Koordinator für globale AIDS-Bekämpfung und Sonderbeauftragter für globale Gesundheitsdiplomatie im US-Außenministerium; Dr. Jean-Marie Okwo-Bele, Experte für öffentliche Gesundheit aus dem Kongo; Sheila Dinotshe Tlou, Expertin für HIV/AIDS und Frauengesundheit aus Botswana.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency, der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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