Papst Benedikt in neuem Brief: Zweites Vatikanum „nicht nur bedeutsam, sondern notwendig“

Papst Benedikt XVI.
Peter Nguyen / Wikimedia Commons (CC BY 2.0)

In einem neuen Brief hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. das Zweite Vatikanische Konzil als „nicht nur bedeutsam, sondern notwendig“ charakterisiert. Der ehemalige Pontifex richtete den in englischer Sprache verfassten und auf den 7. Oktober datierten Brief an Father Dave Pivonka TOR, den Rektor der katholischen „Franciscan University of Steubenville“ in den USA. Das Schreiben wurde am Donnerstag veröffentlicht.

Anlass für den Brief war eine am Freitag zu Ende gehende zweitägige Konferenz, die sich mit der Theologie von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. beschäftigt. Der Passauer Bischof Stefan Oster nimmt an dieser Veranstaltung teil.

Vor dem Konzil hätte sich erstmals „die Frage nach einer Theologie der Religionen“ sowie nach dem Verhältnis „zwischen dem Glauben und der Welt der bloßen Vernunft“ radikal gezeigt, so Benedikt XVI.

„Beide Themen waren in dieser Form noch nicht absehbar“, erklärte der emeritierte Papst. „Das erklärt, warum das Zweite Vatikanum die Kirche zunächst mehr zu verunsichern und zu erschüttern drohte, als ihr eine neue Klarheit für ihre Sendung zu geben. In der Zwischenzeit wurde die Notwendigkeit einer Neuformulierung der Frage nach dem Wesen und der Sendung der Kirche allmählich deutlich. Auf diese Weise tritt die positive Kraft des Konzils ebenfalls langsam zu Tage.“

Die Ekklesiologie habe sich nach dem Ersten Weltkrieg weiterentwickelt. „War die Ekklesiologie bis dahin im Wesentlichen institutionell ausgerichtet, so wurde nun die umfassendere geistliche Dimension des Kirchenbegriffs mit Freude wahrgenommen“, erinnerte Papst Benedikt. Das Konzept von der Kirche als mystischem Leib Christi sei gleichzeitig kritisch überdacht worden.

In dieser Situation habe er seine Doktorarbeit über das Thema „Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche“ verfasst. „Die völlige Spiritualisierung des Kirchenbegriffs“ bei Augustinus gehe „am Realismus des Glaubens und seiner Institutionen in der Welt vorbei“, resümierte der emeritierte Papst vor diesem Hintergrund. „So wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil schließlich die Frage nach der Kirche in der Welt zum eigentlichen zentralen Problem.“

Abschließend betonte der 95-jährige einstige Pontifex, der 2013 zurückgetreten war: „Mit diesen Überlegungen wollte ich nur die Richtung aufzeigen, in die mich meine Arbeit geführt hat. Ich hoffe aufrichtig, dass das Internationale Symposium an der ‚Franciscan University of Steubenville‘ hilfreich sein wird im Ringen um ein richtiges Verständnis der Kirche und der Welt in unserer Zeit.“

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