Zahlreiche Kirchenaustritte 2022 in Köln – ein auch darüber hinaus verbreiteter Trend

Leere Kirche
Rudy and Peter Skitterians / Pixabay

Mehr als 20.000 Kölner sind im Jahr 2022 aus der Kirche ausgetreten, bestätigte das Amtsgericht Köln laut Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag. Die Zahl umfasst indes sowohl Katholiken als auch Protestanten, was eine angemessene Einordnung der Situation erschwert.

Kritiker sprechen von einem „Woelki-Faktor“, der die Kirchenaustritte beschleunige. Hintergrund ist, wie Kritiker behaupten, ein unangemessenes Vorgehen bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese Köln, für die Kardinal Rainer Maria Woelki seit 2014 verantwortlich ist.

Sogar der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thomas Latzel, hat auf die Situation im Erzbistum Köln als Grund für erhöhte Kirchenaustritte unter Protestanten in der Region verwiesen.

„In und um Köln verzeichnen auch wir Kirchenaustritte, die doppelt so hoch sind wie an anderen Stellen“, sagte Latzel gegenüber der Rheinischen Post im Dezember. „Da wird die evangelische Kirche in Mithaftung genommen.“

Die Tendenz zu einer steigenden Zahl von Kirchenaustritten auf katholischer und protestantischer Seite beschränkt sich indes nicht auf Köln. „Im ersten Halbjahr 2022 beendeten laut NRW-Justizministerium im bevölkerungsreichsten Bundesland 111.235 Menschen ihre Kirchenmitgliedschaft – so viele wie noch nie“, berichtete die KNA. „Im gesamten Jahr 2021 waren es 155.322.“

Für das Bistum Münster habe eine Stichprobe ergeben, „dass die Werte 2022 in mehreren Pfarreien doppelt so hoch waren wie 2021, als die Rekordzahl von 22.604 Kirchenaustritten“ erreicht worden sei, so „Kirche+Leben“, das Online-Magazin der Diözese.

Die offiziellen Zahlen veröffentlicht die Deutsche Bischofskonferenz jeweils im Sommer des folgenden Jahres. Die aktuelle Kirchenstatistik beschränkt sich also derzeit auf das Jahr 2021.

Demnach sind 2021 erstmals weniger als eine Million Katholiken sonntags zur Messe gegangen. Noch im Jahr 2020 – in Corona-Zeiten – waren es etwa 1,3 Millionen.

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Die Anzahl der Katholiken in Deutschland ist auf rund 21,6 Millionen Menschen gesunken. Insgesamt gehen damit nur noch etwa 4,3 Prozent der Katholiken regelmäßig zur Sonntagsmesse.

Die Zahl der Kirchenaustritte nahm von 221.390 auf 359.338 zu. Demgegenüber wurden 141.992 Taufen vorgenommen, was einem Zuwachs von 37.000 Taufen entspricht.

Derzeit gibt es noch knapp unter 8.000 Priester, die aktiv in der Seelsorge tätig sind. 2021 wurden nur 48 Diözesan- und 14 Ordenspriester geweiht – ein anhaltend niedriges Niveau.

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