China verlangt Registrierung über App zur Teilnahme an Gottesdiensten

Protestantischer Hausgottesdienst in China
Huang Jinhui / Wikipedia (CC BY-SA 4.0)

Eine in China tätige Menschenrechtsorganisation hat berichtet, dass sich Gläubige in einer bevölkerungsreichen chinesischen Provinz jetzt über eine App der Regierung registrieren müssen, um an Gottesdiensten teilnehmen zu können.

ChinaAid, eine christliche Wohltätigkeitsorganisation mit Sitz in den USA, berichtete am 6. März, dass die Religionsbehörde der Provinzregierung von Henan ein System einführt, bei dem alle Gläubigen eine Online-Reservierung vornehmen müssen, bevor sie Gottesdienste in Kirchen besuchen können. Analog gilt dies für Moscheen und buddhistische Tempel.

Die Reservierungen werden über eine App mit der Bezeichnung „Smart Religion“ vorgenommen, die von der Kommission für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Provinz Henan entwickelt wurde. Nach Angaben von ChinaAid müssen die Antragsteller persönliche Daten angeben, darunter ihren Namen, ihre Telefonnummer, ihre staatliche Ausweisnummer, ihren ständigen Wohnsitz, ihren Beruf und ihr Geburtsdatum, bevor sie eine Reservierung vornehmen können. Diejenigen, denen der Zutritt zu einer Gebetsstätte gestattet wird, müssen außerdem ihre Temperatur messen lassen – was darauf hindeutet, dass die App auf bestimmte Weise mit den Corona-Beschränkungen zusammenhängt – und einen Reservierungscode vorweisen.

Henan, im östlich-zentralen Teil des Landes gelegen, hat laut einer Regierungserhebung aus dem Jahr 2012 eine der größten christlichen Bevölkerungsgruppen Chinas – bis zu sechs Prozent. Dieselbe Umfrage ergab, dass nur 13 Prozent der 98 Millionen Einwohner von Henan einer organisierten Religion angehören. Die kommunistische Regierung Chinas ist offiziell säkular.

Die chinesische Regierung erkennt den Katholizismus als eine von fünf Religionen im Land an, aber es gibt eine katholische Untergrundkirche, die verfolgt wird und Rom gegenüber loyal ist. Die von der Regierung anerkannten katholischen Kirchen hingegen haben vergleichsweise mehr Religionsfreiheit, sehen sich aber mit anderen Herausforderungen konfrontiert, darunter dem Druck der Regierung, Teile der katholischen Lehre zu zensieren und gleichzeitig den chinesischen Nationalismus und die Liebe zur Partei in die Predigten einzubeziehen. Religiöse Gläubige jeglicher Couleur werden in China überwacht.

ChinaAid berichtete, es gebe Befürchtungen, dass weniger technikaffine ältere Menschen davon abgehalten werden könnten, sich für Gottesdienste anzumelden, aber Beamte sagten, dass man ihnen dabei helfen werde.

ChinaAid zufolge ist die Entwicklung und Einführung der App Teil der Bemühungen der kommunistischen Regierung, „die Religion auf umfassende Weise streng zu verwalten“, unter anderem durch das Sammeln von Daten über Gläubige. Die Gruppe äußerte auch die Befürchtung, dass die Einführung dieser zusätzlichen Hürde die Menschen von der Religionsausübung abhalten könnte.

„Diese Verwaltungsmaßnahmen entstammen nicht der Absicht, die religiösen Rechte religiöser Menschen zu schützen, sondern sind vielmehr Mittel zur Erreichung politischer Ziele“, schrieb die Organisation. „Die chinesische Tageszeitung Henan Daily berichtete, dass Zhang Leiming, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Parteikomitees der Provinz Henan und Leiter der Abteilung für die Arbeit der Einheitsfront, am 24. Februar dieses Jahres das Komitee für ethnische und religiöse Fragen der Provinz aufsuchte und darauf hinwies, dass es notwendig sei, die Religion in umfassender Weise streng zu verwalten und die Mehrheit der Gläubigen zu vereinen und anzuleiten, der Kommunistischen Partei Chinas unbeirrt zu folgen.“

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In Henan wurde 2017 eine katholische Kirche von den Regierungsbehörden zerstört, die dabei auch Dutzende von Menschen festnahmen. Berichten zufolge hatte die Regierung die Kirche als „illegales Bauwerk“ eingestuft und ihre Entfernung angeordnet. Das Eigentum der Kirche sowie das der Gemeindemitglieder und der Bauarbeiter wurde beschlagnahmt. Die Kommunistische Partei Chinas behauptete auch, dass die Kirche eine von den Dorfbewohnern geforderte „Straßennutzungsgebühr“ nicht bezahlt habe.

Im April 2016 verlor Li Jiangong, ein protestantischer Pastor in Zhumadian, einer anderen Stadt in der Provinz Henan, seine Frau, als das Ehepaar versuchte, seine Hauskirche vor dem Bulldozer zu retten, den die Regierung zur Zerstörung der Kirche angeordnet hatte. Laut dem jüngsten Jahresbericht der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit ist er selbst nur knapp dem Tod entgangen.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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