Polens Bischöfe zu Vorwürfen der Vertuschung von Missbrauch gegen Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996
Vatican Media

Die polnische Bischofskonferenz hat erklärt, dass "weitere Nachforschungen in den Archiven" notwendig seien, um einen neuen Vertuschungsvorwurf zu prüfen, der sich auf Dokumente der kommunistischen Geheimpolizei stützt.

Diesen Dokumenten zufolge soll Papst Johannes Paul II. den sexuellen Missbrauch von Kindern durch einen Priester während seiner Zeit als Erzbischof von Krakau in Polen - also bevor er Papst wurde - vertuscht haben.

Diese Anschuldigung wurde in einem Dokumentarfilm erhoben, der am 6. März vom polnischen Fernsehsender TVN24 ausgestrahlt wurde.

In demselben Fernsehbericht wurden auch zwei weitere Fälle erwähnt, in denen Johannes Paul II. als damaliger Erzbischof Karol Wojtyla die Priester Eugeniusz Surgent und Jozef Loranc in neue Pfarreien versetzt haben soll, obwohl er wusste, dass sie des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt worden waren.

Diese Vorwürfe, die erstmals am 2. Dezember vergangenen Jahres von einem niederländischen Journalisten erhoben worden waren, wurden noch im selben Monat von zwei investigativen Journalisten widerlegt, wie die polnischen Bischöfe in einer am 7. März veröffentlichten Erklärung feststellten.

Die Journalisten Tomasz Krzyżak und Piotr Litka stellten fest, dass der heilige Johannes Paul II. in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau von 1964 bis 1978 keine Missbrauchsfälle vertuscht habe und konsequent dagegen vorgegangen sei.

Die beiden Reporter widersprachen der Behauptung, Wojtyla habe den sexuellen Missbrauch durch Surgent vertuscht, und wiesen darauf hin, dass der Priester aus der Diözese Lubaczów und nicht aus der Erzdiözese Krakau stammte. Wojtyla habe im Fall Surgent "im Rahmen seiner Kompetenzen" mehrere Entscheidungen getroffen, aber letztlich "das letzte Wort über eine mögliche Bestrafung des Priesters seinem Ordinarius, dem Bischof von Lubaczów, überlassen".

Im Fall Loranc, so die beiden Berichterstatter, habe Wojtyla den Priester aus der Pfarrei entfernt, ihn suspendiert und ihm dann befohlen, in einem Kloster zu leben, wo er schließlich von den Behörden verhaftet wurde.

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Als der verurteilte Sexualstraftäter aus dem Gefängnis entlassen wurde, durfte er zwar wieder als Priester die Messe zelebrieren, aber keine Kinder und Jugendlichen im Glauben unterrichten oder die Beichte abnehmen, so die Untersuchung.

"Zwei der dargestellten Fälle ... waren der Öffentlichkeit bereits seit einigen Monaten bekannt, dank der journalistischen Arbeit der Redakteure Tomasz Krzyżak und Piotr Litka, die sich vor allem auf die Auswertung von Akten staatlicher Strafverfahren stützte, die in den Archiven des Instituts des Nationalen Gedenkens zur Verfügung stehen", so Pater Adam Zak und Pater Piotr Studnicki in einer gemeinsamen Erklärung im Namen der Polnischen Bischofskonferenz. "Über die Ergebnisse ist bereits ausführlich berichtet worden."

Zak ist Koordinator der polnischen Bischofskonferenz für den Schutz von Minderjährigen, Studnicki Leiter des Büros des Beauftragten der polnischen Bischofskonferenz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen.

Ein dritter Vorwurf ist neu: Er betrifft den Fall eines dritten Priesters, dem sexuelle Gewalt gegen männliche Minderjährige vorgeworfen wird.

Der Dokumentarfilm behauptet, dass Wojtyla wusste, dass dieser Priester des Missbrauchs von Jungen beschuldigt wurde, ihn aber an eine Diözese in Österreich empfahl, ohne diese Information weiterzugeben.

Dieser dritte Fall "wurde jedoch nicht auf der Grundlage einer staatsanwaltschaftlichen oder gerichtlichen Untersuchung dargestellt, sondern auf der Grundlage von Akten des Sicherheitsdienstes der Volksrepublik Polen", so die polnische Bischofskonferenz.

"Auf der Grundlage der im Film präsentierten Quellen ist es unmöglich, die ihm zugeschriebenen Taten zu beurteilen".

Der Sicherheitsdienst war die Geheimpolizei und Spionageabwehr der atheistischen kommunistischen Regierung, die Polen regierte und versuchte, die katholische Kirche im Land zu untergraben und zu kontrollieren.

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Zak und Studnicki stellten auch fest, dass es heute "ein viel größeres gesellschaftliches Bewusstsein für die Folgen von sexuellem Missbrauch" gebe und dass die Kirche "Verfahren und Wege entwickelt hat, um zu reagieren und zu helfen".

"Allen, die vor Jahren von Geistlichen auf diese Weise verletzt wurden und noch immer unter den Folgen des erlittenen Bösen leiden, bieten wir als Kirche Annahme, Zuhören und Unterstützung an", so die Priester weiter. "Um die Rolle des Ordinarius der Erzdiözese Krakau, Karol Wojtyła, zu bestimmen und eine gerechte Bewertung seiner Entscheidungen und Handlungen vorzunehmen, sowie eine gerechte Aufklärung der Vorwürfe gegen Kardinal Adam Sapieha, bedarf es weiterer Nachforschungen in den Archiven".

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.