Indien: „Offene Christenverfolgung“ im Bundesstaat Manipur

Das ausgebrannte Pastoralzentrum der Pfarrei St. Paul in Imphal
Das ausgebrannte Pastoralzentrum der Pfarrei St. Paul in Imphal
Kirche in Not
Zerstörungen in der Pfarrei „Holy Redeemer“ in Canchipur
Zerstörungen in der Pfarrei „Holy Redeemer“ in Canchipur
Kirche in Not
Eine junge Frau aus dem Bundesstaat Manipur zeigt ein an den indischen Premierminister Narendra Modi gerichtetes Protestplakat
Eine junge Frau aus dem Bundesstaat Manipur zeigt ein an den indischen Premierminister Narendra Modi gerichtetes Protestplakat
Kirche in Not

Die seit Anfang Mai anhaltenden Ausschreitungen im ostindischen Bundesstaat Manipur haben sich lokalen Beobachtern zufolge zu einer „offenen Christenverfolgung“ ausgeweitet. Laut dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) vorliegenden Informationen sollen bereits über 350 Kirchen und kirchliche Einrichtungen von militanten Hindu-Nationalisten niedergebrannt worden sein.

Lokale Quellen beschuldigen die Regierungspartei BJP, die Gewalt gegen die christliche Minderheit weiter anzuheizen. Diese Theorie erhält weitere Nahrung, nachdem Mitte Juli der stellvertretende BJP-Parteivorsitzende im benachbarten Bundesstaat Mizoram aus Protest gegen die Gewalt zurückgetreten ist. In seiner Erklärung kritisierte R. Vanramchhuanga, dass weder die von der BJP geführte Provinz- noch die indische Bundesregierung die Taten bislang verurteilt hätten. „Darum glaube ich, dass die massive Zerstörung christlicher Kirchen in Manipur von den staatlichen und zentralen Behörden unterstützt wurde“, zitieren lokale Medien den Politiker.

Ethnischer wird zum religiösen Konflikt

Im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, gibt es Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga. Letztere werden von der Regierung als „registrierte Stammesgemeinschaft“ anerkannt. Der Versuch der Meitei, ebenfalls in die Liste aufgenommen zu werden und daraufhin einsetzende Gegenproteste von Einwohnern, die eine weitere Diskriminierung der christlichen Minderheiten befürchten, schlugen in Gewaltexzesse gegen die Christen um. Mittlerweile sollen über 100 Angehörige der Kuki getötet worden und über eine halbe Million Menschen auf der Flucht sein.

Kirchliche Einrichtungen geplündert und niedergebrannt

„Kirche in Not“ liegen verschiedene Augenzeugenberichte lokaler Ansprechpartner vor, die das Vorgehen und das Ausmaß der religiösen Gewalt dokumentieren. So drangen in einem Stadtviertel der Provinzhauptstadt Imphal nach Angaben der lokalen katholischen Diözese Anfang Mai Angreifer in die Pfarrei St. Paul und das dazugehörige pastorale Ausbildungszentrum ein, an dem sich Angehörige verschiedener Ethnien aufhielten. „Der Mob zertrümmerte Fensterscheiben, Türen, Statuen und legte Feuer am Altar“, heißt es in dem Bericht.

Die auf dem Gelände lebenden Personen seien zusammengetrieben worden; die Angreifer hätten die Ausweise kontrolliert, um sicherzugehen, dass sich keine Angehörigen der Ethnie der Kuki unter ihnen befanden. Ähnliche Übergriffe hätten sich in den darauffolgenden Tagen wiederholt; mittlerweile sei die ganze Kirche und das Pastoralzentrum niedergebrannt, teilte die Diözese mit.

Auch in Canchipur, einem Vorort von Imphal, seien in der Pfarrei „Holy Redeemer“ („Heiliger Erlöser“) die Kirche, das Pfarrhaus, ein Kloster, eine katholische Schule und ein dazugehöriges Wohnheim von Angreifern geplündert, beschädigt und in Brand gesetzt worden. „Es waren drei oder vier Polizisten vor Ort, konnten den Mob jedoch nicht unter Kontrolle bringen“, heißt es in einem Bericht.

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„Kirche in Not“ beobachtet die Situation im Bundesstaat Manipur mit Sorge. Das Hilfswerk steht in Kontakt mit den örtlichen kirchlichen Stellen, um Nothilfe zu leisten, die betroffenen Menschen zu versorgen und ihr Leid zu lindern.

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