Erzbischof Heße: „Politisch gefährlich, jetzt von einer Migrationskrise zu sprechen“

Erzbischof Stefan Heße am 4. September 2023 in der Türkei
Deutsche Bischofskonferenz / Maximilian von Lachner

Dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße zufolge ist es „falsch und sogar politisch gefährlich, jetzt von einer Migrationskrise zu sprechen“. Heße, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Flüchtlingsfragen zuständig ist, sprach am Wochenende über das Thema Migration mit dem Kölner Domradio.

Er verweise „gerne auf das, was wir in Deutschland alles erreicht haben. Da blicke ich zunächst einmal auf die Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge, auf eine Million Menschen, die in unserem Land gut Aufnahme gefunden haben. Und ich bin dankbar für die Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserer gesamten Gesellschaft, die sich an diesem Punkt zeigt.“

Die Rede von „Migrationskrise“ treffe „die Situation nicht; ich glaube, sie neigt dazu, Angst zu schüren und die ganze Diskussion um Asyl und Migration in eine falsche Richtung zu lenken. Ich möchte sie nicht bedienen.“

„Ich würde nicht sagen, dass Massen nach Deutschland strömen“, betonte Heße. „Das entspricht meines Erachtens nicht der Realität und das wird auch den Einzelnen nicht gerecht. Die Einzelnen brauchen unsere Unterstützung.“

„Ich glaube, wir müssen immer diese einzelnen Menschen vor Augen haben“, führte der Flüchtlingsbischof aus. „Sie kommen zu uns, nicht weil sie sich irgendwie auf einen Spaziergang machen wollen oder weil es so schön wäre, sondern sie fliehen vor Gewalt und Elend. Um es ganz deutlich zu sagen: Sie kommen nicht zu uns, um sich die Zähne machen zu lassen.“

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte im September gesagt: „Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“

Für Heße gilt: „Ich glaube, dass man sich leicht vor solchen Parolen hertreiben lässt. Deswegen würde ich zu Nüchternheit mahnen und zur konkreten Begegnung mit geflüchteten Menschen aufrufen. Dann gewinnt die Debatte ein ganz anderes Gesicht.“

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