Vatikanstadt - Freitag, 16. Februar 2024, 10:00 Uhr.
Am vergangenen Sonntag hat Papst Franziskus zum ersten Mal eine Frau aus Argentinien heiliggesprochen. Selbst der neugewählte argentinische Präsident kam zu diesem Anlass nach Rom. Über das Leben einer einfachen Frau, die nachhaltig das Heimatland des späteren Papstes veränderte.
Sogar der argentinische Präsident war extra nach Rom gereist, um bei der historischen Heiligsprechung dabei zu sein, als Papst Franziskus am vergangenen Wochenende erstmals eine Frau aus Argentinien zur Ehre der Altäre erhob. Der Name der neuen Heiligen: María Antonia de Paz y Figueroa, genannt: Mama Antula.
Neben Argentiniens neu gewähltem Präsident Javier Milei waren außerdem hunderte Besucher aus Südamerika bei der Heiligen Messe im Petersdom dabei. Nicht nur, weil Milei und Papst Franziskus sich am Rande der Heilgsprechung auch persönlich trafen (und sich der Heilige Vater dabei nach der neuen Frisur des Präsidenten erkundigte), auch am Tag darauf kam es zu einem Treffen der beiden Männer, die viele für Gegenspieler gesehen haben.
Papst Franziskus begrüßt Javier Milei im Petersdom im Vatikan im Rahmen der Heiligsprechung von Mama Antula, Argentiniens erster weiblicher Heiliger. (Vatican Media)
Insgesamt war die Heiligsprechung der Argentinierin eine Zeremonie mit Signalwirkung.
Silvia Monica Correale ist die Postulatorin für Mama Antula und hat im Auftrag des Dikasteriums für Selig- und Heiligsprechungsverfahren den Prozess begleitet. Die Argentinierin sagte wenige Tage vor der Heiligsprechung in einer Pressekonferenz, dass die neue Heilige ein „Vorbild für jede argentinische Frau“ sein könne: „Sie war eine Frau mit einem beeindruckenden Glauben, weil sie ganz auf die Vorsehung vertraute.“
Sie war keine Nonne
Die 1730 in Argentinien geborene Maria Antonia beschloss schon als junges Mädchen, ihr Leben ganz Gott zu widmen. Aufgewachsen in einem religiösen Elternhaus, lernte sie als Jugendliche die Gesellschaft Jesu kennen. Ihre Spiritualität wurde stark vom damaligen Jesuitenorden geprägt, der erst zweihundert Jahre zuvor vom heiligen Ignatius von Loyola gegründet worden war.
Im Alter von 15 Jahren legte Maria Antonia die privaten Gelübde ab und nahm den Namen Maria Antonia vom heiligen Josef an. Gemeinsam mit anderen Frauen begann sie ein Leben in der Gemeinschaft. Auch wenn sie den Rest ihres Lebens ein schwarzes Gewand trug und aussah wie eine Nonne, blieb sie jedoch immer ein Laie, wie der heutige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Ignacio García Cuerva, letzte Woche in einem Interview mit EWTN News betonte:
„Sie war zweifellos eine Laienfrau. Ich finde es wichtig, darauf hinzuweisen, denn auf den Bildern und Fotos von Mama Antula wirkt sie manchmal nicht wie ein Laie gekleidet. Die Laien spielen eine wichtige Rolle in der Kirche, sie sind Teil der Familie Gottes. Man muss ihnen mehr Gehör schenken. Deshalb denke ich, dass der von Papst Franziskus initiierte Weg der Synodalität für uns wichtig ist.“
Die Exerzitien des heiligen Ignatius
Einen Schock erlebte Maria Antonia, als im Jahr 1767 die Jesuiten aus Argentinien vertrieben wurde. Nur sechs Jahre später wurde der gesamte Jesuitenorden von Papst Clemens XIV. verboten. Während dieser Zeit reiste Mama Antula von Stadt zu Stadt, um die Ignatianischen Exerzitien anzubieten, die vom heiligen Ignatius entwickelt wurden und noch heute eine große Rolle im geistlichen Leben vieler Katholiken spielen.
„Ich würde sagen, dass fast alles, was sie tat, aus heiterem Himmel geschah. Der Herr gab ihr die Hilfe, die sie brauchte, durch bestimmte Menschen“, sagte Silvia Monica Correale, die Postulatorin. In nur acht Jahren erreichte Mama Antula mit ihrem Angebot an Exerzitien insgesamt 70.000 Menschen. Sie sagte, sie wolle dorthin gehen, „wo die Menschen Gott noch nicht kennen“.
„Mama Antula ist offensichtlich eine Frau, die von der Liebe Gottes ergriffen ist und immer ein Auge für das Leid anderer Menschen hat“, sagte Vicente Bokalic Iglic, Bischof von Santiago del Estero, Argentinien. „Sie hat die Sklaverei, die Ausgrenzung, die Verachtung vieler erlebt und hat ihre Nähe zu den Ausgegrenzten gezeigt. Die Liebe Gottes ist ein Geschenk, das verwandelt und Leben verändert.“
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Mama Antula (Heiligtum Mama Antula / Facebook)
Nachdem sie auch in Uruguay evangelisiert hatte, gründete die fromme Katholikin ein Exerzitienhaus in Buenos Aires, wo sie 1799 verstarb.
Bei der Heiligsprechung am Sonntag würdigte Papst Franziskus diesen Einsatz für das Evangelium: „Dank Mama Antula fand diese Heilige als Fürsprecher der göttlichen Vorsehung ihren Weg in die Häuser, Wohnviertel, Verkehrsmittel, Geschäfte, Fabriken und in die Herzen, um durch Arbeit, Gerechtigkeit und das tägliche Brot auf dem Tisch der Armen ein würdiges Leben zu ermöglichen.“
Das Wunder
Der Heiligsprechung von Mama Antula stand nichts mehr im Wege, als die Kirche das Wunder der Heilung von Claudio Perusini anerkannte.
Claudio wurde 1959 geboren und erlitt 2017 einen Schlaganfall mit schweren inneren Blutungen. Er fiel ins Koma, zusätzlich erlitt er ein Multiorganversagen. Nach Ansicht der Ärzte war Claudio dem Tode geweiht. Doch dann geschah ein Wunder. Nachdem seine Familie Mama Antula um Fürsprache anflehte, trat die medizinisch nicht erklärbare Heilung ein. Dank Physiotherapie kann Perusini heute ein weitgehend normales Leben führen. Bei der Heiligen Messe zur Heiligsprechung konnte er bei der Gabenbereitung gemeinsam mit seiner Familie die Gaben zum Altar bringen.
Perusini kennt Papst Franziskus bereits seit der Zeit, als Bergoglio noch als Provinzal der Jesuiten in Buenos Aires eingesetzt war. Claudio Perusini war damals 17 Jahre alt, als er mit Freunden eine Priesterweihe in der argentinischen Hauptstadt besuchte und anschließend vom damaligen Jesuiten-Provinzial, Pater Jorge Bergoglio, zum Essen in der Universität eingeladen wurde, wo der spätere Papst der Jugendgruppe ein „riesiges Omelett mit 30 Eiern, Zwiebeln und Kartoffeln“ kochte.
Perusini war damals tief beeindruckt von den Jesuiten und beschloss, dem Noviziat beizutreten. Dort traf er erneut auf Bergoglio, der sogar sein Beichtvater wurde. Der künftige Papst Franziskus habe ihm eines Tages gesagt, dass das Priestertum nicht die „richtige Berufung“ für Claudio sei, der das Noviziat schließlich verließ und heiratete.
Ein Jahr, nachdem „Pater Bergoglio“ zum Papst gewählt wurde, durfte Claudio Perusini den alten Wegbegleiter in Rom besuchen. Er habe ihm Kekse aus Santa Fe mitgebracht, sowie Zeichnungen von seinen Kindern und selbstgebrautes Bier. Das Essen habe der Papst verschenkt, nicht jedoch das Bier, erzählte Perusini kürzlich in einem Interview mit dem argentinischen Radiosender „Radio2“.
Vorbild für alle Frauen
Im Heiligenkalender der katholischen Kirche wird man der ersten weiblichen Heiligen aus Argentinien am 7. März gedenken, ein Tag vor dem Internationalen Frauentag. Silvia Correale, die Postulatorin aus Argentinien, ist überzeugt: Die Heiligsprechung von Mama Antula ist auch ein Signal für alle Frauen weltweit.
„Ihr Leben unterstreicht, dass jede Frau für viele Generationen in einer Gesellschaft und auch in der Kirche Spuren hinterlassen kann. Eine Frau kann viel Gutes tun, wenn sie großzügig auf den Ruf des Herrn antwortet, denn jeder von uns hat eine Berufung im Leben. Wenn wir dem Herrn folgen, wie es unsere ‚Mama Mantula‘ getan hat, werden wir mit Sicherheit ein Zeichen setzen und unsere geistliche Mutterschaft in einer wirklich authentischen Weise ausüben.“
Mama Antula (Seite zur Heiligsprechung von Mama Antula / Facebook)