„Kirche in Not“ warnt vor weiterer Abwanderung von Christen im Nahen Osten

Libanesische Christen bei einem regionalen Jugendtag im Sommer 2023
Kirche in Not

Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ sieht angesichts der anhaltenden Krisenlage im Nahen Osten die Gefahr einer weiteren Auswanderungswelle der christlichen Gemeinschaften. Mit zahlreichen Hilfsprojekten versucht das Hilfswerk dem entgegenzusteuern.

„90 Prozent der syrischen Bevölkerung denkt ans Auswandern“, berichtet etwa Basilios Gergeos von der melkitisch-katholischen Pfarrei St. Joseph in der Hauptstadt Damaskus. Sowohl Muslime als auch Christen verlassen das Land. Allerdings ist die Zahl der syrischen Christen ohnehin schon so gering, dass die Präsenz des Christentums im Land generell infrage gestellt ist. Aktuellen Schätzungen zufolge leben nur noch um die 175 000 christliche Familien im Land – und der Auswanderungsstrom reißt nicht ab.

„Entweder wir geben den Christen eine Perspektive, oder sie gehen alle“

Schwester Annie Demerjian von der Kongregation der „Schwestern Jesu und Mariens“ und langjährige Projektpartnerin von „Kirche in Not“ ist wütend über die Situation: „Nach 13 Jahren Leid haben viele Menschen die Hoffnung verloren. Manche sagen sogar, dass es ihnen während des Kriegs noch besser ging als heute. Das ist schrecklich.“ Die Entwicklung sei an einem entscheidenden Punkt angekommen: „Entweder wir geben den verbleidenden Christen eine Perspektive, oder sie gehen alle.“

Auch im Nachbarland Libanon wandern so viele Menschen aus, dass die Behörden bereits 2022 die Ausgabe von Reisedokumenten gestoppt haben. Damals war die Zahl der Passanträge auf über 8000 pro Tag angestiegen. Besonders Christen, die sehr gut ausgebildet sind, verlassen das Land. Aktuell herrscht im Libanon große Angst vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs, was den Druck zur Auswanderung noch verstärkt.

„Kirche in Not“ steht den lokalen Gemeinden bei, um den Christen vor Ort zu helfen und sie dadurch zum Bleiben zu bewegen. In der Pfarrei von Basilios Gergeos in Damaskus zum Beispiel unterstützt das Hilfswerk eine psychiatrische Tagesklinik, einen Kindergarten, eine Suppenküche und die Verteilung von Milch an Kinder mit Mangelerscheinungen. Die Pfarrei erhält auch Spenden, um Sommerfreizeiten für Kinder und Jugendliche durchzuführen oder für die Arbeit von Pfadfindergruppen.

Hoffnung für die Jugend

Da vor allem junge Menschen häufig eine bessere Zukunft im Ausland suchen, unterstützt „Kirche in Not“ die Arbeit nahezu aller kirchlichen Schulen und Bildungseinrichtungen und zahlt Stipendien für die Ausbildungskosten. Von großer Bedeutung sind auch Veranstaltungen wie zum Beispiel die im Jahr 2023 abgehaltenen Jugendtage, die parallel zum Weltjugendtag in Lissabon stattfanden. „Diese Veranstaltungen haben oft zum ersten Mal christliche Jugendliche in Syrien und im Libanon zusammengebracht“, erklärt Xavier Bisits, der zuständige Projektreferent von „Kirche in Not“. „Alle jungen Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren von dem Gefühl der Einheit und Solidarität tief berührt.“

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Viele Christen hätten nach wie vor den Wunsch, in ihrer Heimat bleiben zu können, zeigt sich Pfarrer Basilios Gergeos optimistisch: „Wenn sie ein Dach über dem Kopf und eine Arbeit haben, bleiben sie hier. Es ist schließlich ihre Heimat!“ Von großer Bedeutung ist deshalb die Unterstützung der „Hope Center“, die es mittlerweile in Damaskus und Aleppo gibt. Christliche Familien erhalten dort Kleinkredite und weitere Unterstützung, um einen kleinen Handwerksbetrieb, einen Laden oder eine andere Geschäftsidee auf die Beine zu stellen. „Kirche in Not“ unterstützt diese innovativen Projekte seit einigen Jahren. Ein Mitarbeiter des Hope Centers, Garabed Avedisian, erklärte gegenüber „Kirche in Not“: „Mit diesen Projekten bauen wir nicht nur unser Land auf, sondern auch unser Zuhause.“

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