Erzbischof Gössl beschreibt Priestermangel als „bedrückend“

Weihbischof Herwig Gössl
screenshot / YouTube / Deutsche Bischofskonferenz

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat das Problem mangelnder Personalressourcen beklagt und dabei ausdrücklich die „queere Pastoral“ erwähnt, wofür man „vermutlich niemanden finden“ würde. Gössl äußerte sich in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) 100 Tage nach seiner Amtseinführung zu Themen wie dem Synodalen Weg, dem Priestermangel und der Frage der Frauenordination.

Der Bamberger Erzbischof betonte, es sei ihm wichtig, dass „sich in der Diözese an möglichst vielen Stellen Menschen mit dem Glauben und der Heiligen Schrift beschäftigen“. Die Menschen sollten erfahren, dass die Kirche „lebendig ist, wenn auch anders, als sie es bisher gewohnt waren“.

Angesprochen auf den akuten Priestermangel, sagte Gössl: „Das ist bedrückend. Ohne Priester gibt es keine katholische Kirche und auch ohne die anderen Dienste ist kirchliches Leben nur schwer vorstellbar. Von daher muss unbedingt geschaut werden, wie Menschen vom Glauben fasziniert werden können.“

Im Erzbistum Bamberg wird es in diesem Jahr erstmals seit rund 80 Jahren keine Priesterweihe geben. Als Grund führte Gössl eine „große Verunsicherung“ bei den jungen Menschen an. Er könne verstehen, wenn „man sich schwertut, einen so verbindlichen Schritt zu machen“.

Bei strittigen Themen wie der Frage der Frauenordination brauche die Kirche „einen guten Austausch“. So könnten „sich Wege ergeben, wie man gewisse Fragen auch anders beantworten kann“.

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Papst Franziskus hatte kürzlich in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CBS auf die Frage der Moderatorin, ob es eines Tages weibliche Diakone geben könne, mit einem schlichten, aber entschiedenen „Nein“ geantwortet.

„Es hilft nichts, zu sagen: Alle, die Frauenweihe für möglich halten, sind Häretiker. Oder: Alle, die es nicht für möglich halten, sind verstockte, patriarchal denkende Menschen. Das bringt uns nicht weiter“, betonte derweil der Bamberger Erzbischof.

Die Gesellschaft sei aufgeheizt und man gelte als „schwach“, wenn man differenziere: „Was rüberkommt, sind klare Positionen. Die sind aber immer einseitig.“ Rom habe die Autorität, zu entscheiden, und Gössl zeigte sich froh darüber, „dass es diese Instanzen gibt“.

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„Aber muss man solche Entscheidungen immer provozieren? Vielleicht wäre es besser – und das hat die Kirche auch jahrhundertelang so praktiziert – verschiedene Lehrmeinungen und Denkweisen nebeneinanderher bestehen zu lassen und nicht immer zu erwarten, dass alle auf meiner Seite sind“, so Gössl. Sonst fühle sich die eine Hälfte der Andersdenkenden „beleidigt“.