Redaktion - Mittwoch, 16. Oktober 2024, 13:00 Uhr.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat vor dem „Konstrukt einer postkatholischen Kirche“ gewarnt. In einem Beitrag für kath.net setzte sich der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation am Dienstag mit dem richtigen Verständnis des Begriffs Synodalität auseinander.
Müller ist inzwischen auch bei der Weltsynode, die derzeit in Rom tagt, wieder mit dabei, nachdem er in den ersten beiden Wochen aus gesundheitlichen Gründen verhindert war.
Synodalität „im katholischen Sinne“ sei „nicht das Konstrukt einer postkatholischen Kirche oder ihrer Transformation in eine wokeness-konforme NGO, sondern bezeichnet das vom Heiligen Geist geleitete Zusammenwirken aller Laien, Ordensleute, Diakone, Priester, Bischöfe unter der Leitung des Nachfolgers Petri, damit auf dem Antlitz der Kirche des dreifaltigen Gottes Jesus Christus aufleuchtet als das Licht der Völker, ‚indem sie das Evangelium allen Geschöpfen verkündet‘“.
Synodalität meine „lediglich in Analogie zur Kollegialität der Bischöfe bei den Ökumenischen und regionalen Konzilien ein Instrument und eine Methode der Koordination und Kooperation von Laien, Religiosen und Klerikern in ihrer je eigenen Teilhabe am Hirten-, Lehr- und Priesteramt Christi, des Hauptes der Kirche“.
Es sei Christen unmöglich, „über die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus hinauszugehen in Richtung einer ‚modernistischen oder progressistischen‘ Kirche, die angeblich die Aufklärung nachholen muss, aber dabei doch nur ihrem Naturalismus (ohne den Gott der Offenbarung) verfällt und sich als Zivilreligion dem absoluten Staat (im Sinne von Hobbes, Hegel und Marx) würdelos andient“.
„Das inkarnatorische Christentum kann nicht überwunden werden durch ein montanistisches oder enthustiastisches (= schwärmerisches) Geistchristentum ohne Dogma, Sakrament und apostolisches Lehramt“, betonte Müller. „Wir können auch nicht nach dem Vorbild der alten Gnostiker die katholische Kirche […] in ein höheres Stadium ihrer geschichtlichen Existenz überführen und diesen Verrat mit dem schönen Etikett von einer synodalen Kirche verschleiern.“
Müller warnte auch: „Es wäre eine Sünde gegen den Heiligen Geist der Einheit der Kirche in der geoffenbarten Wahrheit, wenn man die Träger der Gesamtsendung der Kirche im Laienapostolat, im geweihten Leben der Ordensleute und im Episkopat in einen Kampf um Macht im politischen Sinne verwickelt, anstatt zu verstehen, dass der Heilige Geist ihre symphonische Kooperation leitet, damit alle zur Einheit in Christus hinkommen. In Wirklichkeit sollen sich alle übertreffen im Dienst am Aufbau des Reiches Gottes.“