Neu-Delhi - Sonntag, 2. März 2025, 8:00 Uhr.
2008 erschütterten schwere Ausschreitungen gegen Christen den ostindischen Bundesstaat Odisha. Damals wurden über 100 Menschen getötet. Nun stellt ein Film Christen als betrügerische Landräuber dar.
Der indische Filmemacher Bijay Kandoi produzierte unter dem Titel „Sanatani: Karma Hi Dharma“ einen Spielfilm, der Interessenskonflikte zwischen christlichen Missionaren und Stammesvölkern aufzeigen soll. Dabei wird die Behauptung aufgestellt, christliche Missionare würden durch die Bekehrung von Mitgliedern der indischen Stammesgemeinschaften den perfiden Plan verfolgen, Land zu rauben. Als Stammesgemeinschaften gelten indigene Gruppen, die als Ureinwohner einer Region anerkannt sind und über unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Traditionen verfügen.
Das in New Delhi ansässige National United Christian Forum (NUCF) reagierte auf den Film mit einer klaren Stellungnahme: „Der Film würdigt Jesus Christus, Christen und christliche Gottesdienste herab, verzerrt das Bild von Jesus, wichtige Aspekte der christlichen Lehre, insbesondere das Sakrament der Taufe, und stellt die Konversion als kriminelle Handlung dar.“ Vertreter der Christen äußerten sich zudem besorgt darüber, dass der am 7. Februar angelaufene Film zu erneuten Unruhen gegen die Minderheitengemeinschaft anstacheln könnte.
Film schürt Ressentiments
Nach der Freigabe durch die Zensurbehörde organisierten die Filmemacher eine Reihe von Veranstaltungen und Interviews, in denen sie Christen verunglimpften, wie lokale Quellen gegenüber Christian Solidarity International (CSI) berichteten.
Dabei stellten sie den Film als Aufruf an Hindus dar, sich gegen Christen zu vereinen, und missbilligten den christlichen Glauben und Konversionen zum Christentum auf eine Weise, die Ressentiments schürt. Sie behaupteten, dass der Film auf wahren Geschehnissen beruhe, und bezeichneten ihn als „Film zum Schutz der hinduistischen Religion“.
Angst vor religiöser Gewalt
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Der Trailer des Films wurde um die Weihnachtszeit online veröffentlicht, in der es ohnehin regelmäßig zu Angriffen auf Christen kommt. Schon die Szenen des Trailers legten nahe, dass christliche Missionare unehrliche Methoden anwenden würden, um den Stammesbewohnern Land abzunehmen und jene, die sich dem Christentum anschlossen, hätten dies eher unter Druck als aus persönlicher Überzeugung getan.
Christen aus dem Bezirk Kandhamal in Odisha schrieben daraufhin an den Ministerpräsidenten des Bundesstaates, Mohan Charan Majhi, und forderten ihn auf, die Veröffentlichung des Films zu stoppen.
Obwohl es bereits im Jahr 2008 in Kandhamal zu schweren Ausschreitungen gegen Christen mit 100 Toten, Vertriebenen und zerstörten Kirchen kam, hielt Majhi, der der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Partei angehört, es nicht einmal für nötig, den besorgten Christen zu antworten. Der Film konnte ohne Einschränkungen anlaufen.
Christen erwägen Berufung beim Obersten Gerichtshof
Der Oberste Gerichtshof von Odisha hat einen Antrag auf ein Verbot des Films abgelehnt. Als Reaktion darauf erwägt die christliche Gemeinschaft, eine Petition beim Obersten Gerichtshof Indiens einzureichen, in der Überzeugung, dass die gegen Christen gerichtete religiöse Gewalt im Keim erstickt werden muss.
Im Jahr 2024 erlebte Indien ein beispielloses Ausmaß an Gewalt gegen Christen mit mehr als zwei Übergriffen pro Tag – 834 dokumentierte Vorfälle – die höchste jährliche Gesamtzahl in der Geschichte des Landes, wie aus einem Bericht des United Christian Forum hervorgeht.
Der Verfasser dieses Beitrags ist Pfarrer Peter Fuchs, der Geschäftsführer von Christian Solidarity International Deutschland.