Vatikanstadt - Freitag, 28. Februar 2025, 11:50 Uhr.
Kardinal Kurt Koch hat bei Papst Franziskus seinen Rücktritt eingereicht. In einem Interview mit EWTN News erklärte Koch am Donnerstagabend, dass er bisher noch keine Antwort auf sein Rücktrittsgesuch erhalten habe, da sich der Pontifex seit dem 14. Februar im Krankenhaus befindet. „Der Heilige Vater hat ganz andere Sorgen, als Briefe zu beantworten“, so der Kardinal wörtlich.
Am 15. März wird Kardinal Kurt Koch 75 Jahre alt. Hat er sein obligatorisches Rücktrittsangebot schon bei Papst Franziskus eingereicht? @RudolfGehrig hat nachgefragt. pic.twitter.com/q42LUfRtGt
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) February 28, 2025
Der Schweizer Kurienkardinal wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. zum Präfekten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt. Papst Franziskus bestätigte ihn 2013 im Amt jener Behörde, die mittlerweile in das Dikasterium für die Förderung der Einheit der Christen umgewandelt wurde.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass Bischöfe und Kardinäle zum 75. Geburtstag dem Papst formal ihren Rücktritt anbieten müssen. Der Heilige Vater hat die Möglichkeit, Bischöfe, Kardinäle sowie Kurialbeamte über das 75. Lebensjahr hinaus im Dienst zu belassen.
Jahrelange Zusammenarbeit mit Papst Franziskus für die Ökumene
Im EWTN-Interview, das demnächst in voller Länge beim katholischen Fernsehsender EWTN Deutschland ausgestrahlt und auch auf dem YouTube-Kanal des Senders veröffentlicht werden wird, spricht Kardinal Koch auch über seine langjährige Zusammenarbeit mit Papst Franziskus.
„Papst Franziskus war immer die unmittelbare Begegnung mit den anderen christlichen Kirchen wichtig“, so Koch. „Er gebraucht ja immer wieder drei Wörter, um diese Beziehung zum Ausdruck zu bringen: Miteinander gehen, miteinander beten, miteinander arbeiten.“
Zudem betone Franziskus die sogenannte „Ökumene des Blutes“ mit dem Gedanken, dass Christenverfolger keinen Unterschied machen würden zwischen Katholiken, Lutheranern oder orthodoxen Christen. „Wenn die Feinde uns einen im Tod, wie können wir uns dann weiterhin trennen“, habe der Papst immer wieder gefragt.
Koch war auch Teil jener Delegation, die beim historischen Treffen zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. dabei war. 2016 trafen sich beide Kirchenführer auf dem Flugplatz in Havanna. „Wir haben gehofft, dass das der Anfang von intensiven Beziehungen sein wird“, berichtet Koch. Die Unterstützung Kyrills für den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe jedoch nicht nur zu einem „innerorthodoxen Konflikt“ geführt, sondern auch die Beziehungen zur Katholischen Kirche erschwert.
Am 16. März 2022 haben sich Kyrill I. und Papst Franziskus auf Wunsch des Patriarchen ein bisher letztes Mal zu einem Videotelefonat getroffen (CNA Deutsch berichtete). Kardinal Koch, der beim Treffen dabei war, sagte gegenüber EWTN: „Da hat der Papst sehr deutlich gesprochen, als er zum Patriarchen sagt: ‚Wir sind keine Staatskleriker, sondern wir sind Hirten des Volkes. Und deshalb muss es unsere Aufgabe sein, diesen Krieg wieder zu beenden.‘“
„Christus hat in allem den Vorrang“
Angesprochen auf sein Bischofswappen und das von ihm gewählte Motto „Christus hat in allem den Vorrang“, erklärte Koch: „Wir erleben in der heutigen Kirche Tendenzen, wo jeder meint, er könne die Kirche so umgestalten, wie er will. Wir müssen uns aber wieder neu Rechenschaft darüber geben, dass es nicht unsere Kirche ist, sondern dass es seine Kirche ist und dass wir in seinem Dienst stehen.“
Zurückgreifend auf ein Bild der Kirchenväter ergänzte der Kardinal, dass die Kirche „der Mond“ sei, während Christus die Sonne ist. „Der Mond kann nicht auf die Idee kommen, sich selber sonnen zu wollen, er hat kein anderes Licht als das der Sonne, nämlich von Christus her.“
Der katholische Fernsehsender EWTN Deutschland wird das vollständige Interview mit Kardinal Kurt Koch demnächst veröffentlichen.