Bischof Jung nach Studie: Ausmaß von Missbrauch „erschreckend, auch im Bistum Würzburg“

Bischof Franz Jung
Thomas Berberich / Bistum Würzburg

Bischof Franz Jung hat sich rund eine Woche nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für das Bistum Würzburg zu Wort gemeldet und erklärt, das Ausmaß sei „erschreckend, auch im Bistum Würzburg“. Jung betonte: „Die Wahrnehmung des zugefügten Leids sind wir den Betroffenen schuldig.“

Die Studie vom vergangenen Dienstag sprach von 43 geistlichen Tätern bzw. insgesamt 51 Personen, die seit 1945 im Bistum Würzburg Missbrauch begangen haben.

Jung fasste die Ergebnisse der Studie am Montag zusammen: „Das Gutachten identifiziert 51 Beschuldigte, erheblich weniger als die MHG Studie im Jahr 2018. Im Gegensatz dazu aber wird die Zahl der Betroffenen deutlich nach oben korrigiert. Das Gutachten spricht jetzt von 226 Betroffenen. Noch bedrückender wird es, wenn es um die Anzahl der Übergriffe geht. Das Gutachten konnte 449 Taten an den 226 Betroffenen nachweisen. Da es aber unter den 51 Beschuldigten etliche Mehrfachtäter gibt, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg an den Betroffenen vergangen haben, kommen die Gutachter zu der furchtbaren Zahl von 3053 Übergriffen. Ein unvorstellbares Ausmaß.“

Die Studie, so Jung, lasse „keinen Zweifel am schuldhaften Versagen der kirchlichen Verantwortungsträger. Wäre rechtzeitig eingeschritten worden und wäre man den vorliegenden Hinweisen auf Missbrauch konsequent nachgegangen, hätten wahrscheinlich viele Übergriffe verhindert werden können.“

Wie die Studie gezeigt habe, sei dieses Eingreifen nicht erfolgt. Stattdessen sei es etwa zu Versetzungen von Beschuldigten gekommen, aber auch zur Einschüchterung von Missbrauchsbetroffenen „durch die bischöfliche Behörde oder durch ihr unmittelbares Umfeld“.

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Jung benutzte vor diesem Hintergrund den Begriff „verheerende Bilanz“.

„Das Wohl der Kinder oder der Betroffenen kam, wenn überhaupt, nur sehr unzureichend in den Blick“, kritisierte der Bischof. „Das ist beschämend und erschütternd zugleich.“

Ausdrücklich bat Jung „um Entschuldigung für die Jahre des Schweigens, der Verleugnung und der Untätigkeit, [eine Bitte, die] ich schon bei der Entgegennahme des Gutachtens geäußert habe. Und ich muss erneut hinzufügen, wie sehr mir bewusst ist, dass viele dieser Bitte aus gutem Grund nicht werden nachkommen können.“

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Jung verlas außerdem eine Stellungnahme des emeritierten Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann, der von 2004 bis 2017 für die Geschicke der Diözese verantwortlich war. „Für die Fälle, in denen Betroffenen kein ausreichendes Gehör geschenkt wurde, Hinweisen zu Übergriffen nicht schnell genug nachgegangen wurde und Täter nicht konsequent genug zur Rechenschaft gezogen wurden, bitte ich ausdrücklich um Entschuldigung“, erklärte Hofmann. „Ich bedaure das sehr und weiß heute, dass ich hier als Bischof mehr gefordert gewesen wäre und hinter meiner Verantwortung zurückgeblieben bin.“