Redaktion - Mittwoch, 14. Mai 2025, 9:00 Uhr.
Der aus Deutschland stammende Erzbischof Georg Gänswein hat Papst Leo XIV. „eine kluge, milde und nicht weniger straffe Hand“ gewünscht, um so „die im Vorkonklave von den Kardinälen immer wieder angesprochenen innerkirchlichen Spannungen“ zu überwinden. Ausdrücklich erwähnte er eine „Befriedung im Bereich der Liturgie“.
Gänswein diente lange Jahre als Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. und ist gegenwärtig der Apostolische Nuntius von Litauen, Estland und Lettland. Sein Hinweis auf die Liturgie im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ am Dienstag bezieht sich womöglich auf die klassische römische Liturgie, deren Gebrauch Papst Franziskus massiv eingeschränkt hatte, nachdem Benedikt wenige Jahre zuvor betont hatte, jeder Priester dürfe sie feiern.
Gänswein sagte in einem Interview kurz nach dem Tod von Papst Benedikt am 31. Dezember 2023, der emeritierte Pontifex habe das entsprechende Dokument von Papst Franziskus „mit Schmerz im Herzen“ gelesen. Eigentlich habe Benedikt „gerade denen“ helfen wollen, „die eben in der alten Messe einfach eine Heimat gefunden haben“, um „sozusagen den inneren Frieden zu finden, auch den liturgischen Frieden“.
„Wenn man überlegt, wie viele Jahrhunderte die alte Messe also auch für viele Menschen einfach auch die Quelle des geistlichen Lebens war, Nahrung für viele Heilige“, so Gänswein, könne man sich nicht vorstellen, dass es sich bei der überlieferten Liturgie um etwas handle, „was nichts mehr taugt“.
„Auch nicht vergessen darf man, dass viele junge Leute, die weit nach dem Vatikanum II geboren sind und das ganze Theater um das Konzil gar nicht mehr richtig verstehen“, hielt Gänswein fest. Diese jungen Menschen hätten in der alten Messe „eine geistliche Heimat und einen geistlichen Schatz gefunden“.
Nun sagte Gänswein, er erhoffe sich von Leo XIV. auch ein Ende „der Verwirrung zwischen gesunder Lehre und konkreter pastoraler Praxis“. Außerdem hoffe er, „dass Leo XIV. den Mitarbeitern an den römischen Dikasterien das nötige Vertrauen schenkt und sie als wertvolle Hilfe für seinen hohen Auftrag sieht und deshalb deren Dienst vertrauensvoll in Anspruch nimmt.“
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„Was die Kirche braucht, ist kein Übergangspapst, sondern ein Brückenpapst für das 21. Jahrhundert“, zeigte sich Gänswein überzeugt. „Dafür wird Papst Leo buchstäblich das sein müssen, was sein Name bedeutet: ein Löwe, der seine Herde verteidigt und die Wölfe vertreibt.“
„Ich bin erfreut und erleichtert über die Wahl von Papst Leo XIV.“, gab der Erzbischof gegenüber der Tagespost zu Protokoll. „Mein erster Eindruck war hoffnungs- und verheißungsvoll. Die nicht nur optische Wunde, die sein Vorgänger bei seinem Amtsantritt in der weißen Soutane geschlagen hat, ist geheilt. Mit Mozzetta und Stola stellt Papst Leo die geistliche Dimension des Petrusdienstes in den Vordergrund und beugt sich würdevoll unter die Bürde des Amtes.“
Gänswein äußerte sich auch wohlwollend angesichts der in Medienberichten kolportierten Entscheidung des neuen Papstes, wieder in die eigentliche Papstwohnung im Apostolischen Palast einzuziehen. Der am 21. April 2025 verstorbene Papst Franziskus hatte während seines mehr als zwölf Jahre währenden Pontifikats nicht dort gelebt. Stattdessen zog er es vor, im Domus Sanctae Marthae, einem Hotel innerhalb des Vatikans, zu verbleiben, wo die Kardinäle zum Konklave untergebracht werden.
„Die Rückkehr in den Apostolischen Palast ist eine ebenso kluge wie mutige Entscheidung“, stellte Gänswein klar. „Wer von ‚Luxus pur‘ bezüglich der Papstwohnung spricht, redet ‚Unsinn pur‘. […] Die Papstwohnung ist geschmack- und liebevoll eingerichtet und dennoch nüchtern und praktisch.“
Gänswein, der Papst Benedikt acht Jahre lang täglich in der Papstwohnung im Apostolischen Palast unterstützte, sprach außerdem „logistische und organisatorische Vorteile“ an: „Es müssen künftig keine zusätzliche Sicherheitsfaktoren mehr bereitgestellt werden. Die Gendarmerie, die Schweizergarde, der Fahrdienst sparen Personen, Zeit und Ausgaben ein. Den größeren Teil der Audienzen unter einem Dach zu halten ist darüber hinaus von enormem logistischen und organisatorischen Vorteil.“ Auch das vatikanische Hotel könne dann wieder vollständig als solches genutzt werden.