Wie soll sich ein katholischer Bischof auf Twitter verhalten?

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Die katholische Kirche mag tausende Jahre alt sein. Ihre Bischöfe passen sich jedoch zunehmend den Kommunikationsbedürfnissen des 21. Jahrhunderts an.

Um die moderne Welt effektiv evangelisieren zu können – so mahnte eine Gruppe von Bischöfen auf den Tag genau vor drei Jahren in den USA – müssen Katholiken, besonders Priester und Bischöfe, sich online einbringen; allerdings  auf die richtige Weise.

Was 2017 aktuell war, das hat in Zeiten der Covid-19-Pandemie sowie der Kulturkämpfe im Westen heute neue Brisanz gewonnen.

"Junge Menschen sind der Polemik müde"

Am wichtigsten dabei, so der texanische Bischof Daniel Flores: Mit Christus online zu der Herde gehen, wie es ein echter Hirte eben tun sollte. 

"Wenn wir nicht über das Evangelium reden und darüber, was Jesus heute sagte, dann ist alles andere einfach polemisch, und unsere jungen Menschen sind der Polemik müde", sagte er bereits auf einer Podiumsdiskussion im Jahr 2017. 

Drei Jahre später praktizierte Flores dies öffentlich mit Blick auf offenbar mehrfache rassistische Äußerungen des Abtreibungsanbieters "Planned Parenthood", wie CNA Deutsch berichtete. Gerade Abtreibung ist ein virulentes Thema, zu dem alledings die deutschen Hirten bislang beharrlich schweigen

Was junge Menschen aber wissen wollen, ist, was Jesus zu verschiedenen Themen zu sagen hat, die online diskutiert werden, so Flores 2017. "Tatsächlich denke ich, dass wir eigentlich verpflichtet sind, die Sozialen Medien zu heiligen", sagte der Bischof.

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"Digitale Evangelisierung erreicht Menschen"

Das Thema beschäftigt Würdenträger in den USA wie in Europa: Bischof Flores sprach bei der Pressekonferenz der Zusammenkunft katholischer Entscheidungsträger, der "Convocation of Catholic Leaders: The Joy of Gospel in America" – die im Jahr 2021 noch aktueller denn heute erscheint. 

Über die Möglichkeiten, mithilfe digitaler Medien zu evangelisieren, sprach auch das Mitglied des Kommunikationssekretariats des Vatikans, Kim Daniels. In ihrer Rede sagte sie, dass das Apostolat in den Sozialen Medien in gewisser Weise an der "Peripherie" stattfinde:

"Es ist klar, dass wir Leute erreichen müssen, wo sie sind, und der Ort, an dem sich Menschen heute aufhalten sind die Sozialen Medien, auf ihren mobilen Endgeräten".

Die Kirche habe Jahrtausende an Kommunikationserfahrung und wisse, wie man Menschen zusammenbringt. Dies könne auch auf den digitalen Raum übertragen werden. 

Als Beispiel dafür verwies Daniels auf Papst Franziskus. Dieser sei ein "außergewöhnlicher Kommunikator". 

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Bischof Flores stimmte zu, dass es darum gehe, nicht gefällig zu wirken, sondern Christus zu bringen. "Eine Sache tweete ich täglich, und das ist das Evangelium vom Tage", sagte der Texaner. 

"Wenn es etwas gibt, was Leute über den Bischof wissen sollten, dann ist es, dass er morgens als erstes darüber spricht, was Jesus im Evangelium sagt, denn das ist der Kontext, in dem wir reden müssen".

"Täglich das Evangelium zu kommentieren wird vielleicht nicht viele 'Follower' einbringen, aber es hat eine Wirkung."

Das sei natürlich nur der Anfang. "Ich habe mit meinem Twitter-Konto mehr Spaß, als ich eigentlich haben sollte", lachte Bischof Flores, der sich auch in der Jugendarbeit – etwa mit Firmgruppen – der Sozialen Medien bedient: Es gehe darum, auch junge Katholiken zu ermutigen, in den Sozialen Medien Zeugnis abzulegen.

Dies sei für die Kirche noch sehr ungewöhnlich, betonte Dr. Ospino vom Boston College. In der Regel klaffe eine große Lücke zwischen jungen Katholiken, die in den Sozialen Medien heimisch sind, und Kirchenvertretern älteren Semesters, "die höchstwahrscheinlich nicht Tag und Nacht tweeten". 

Im deutschsprachigen Europa ist das zunehmend nicht mehr der Fall: Mehrere Bischöfe sind auf Twitter aktiv, darunter der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Ludwig Schick von Würzburg. Andere scheuen sich davor, selbst aufzutreten – lassen aber die für Millionen Euro finanzierten Medienkanäle ihre Meinungen vertreten.

In den USA wie in Europa weiß man, was auch der Vatikan in der Coronavirus-Krise gelernt hat: Die digitalen Möglichkeiten sind wichtig, aber auch begrenzt, was die Erfüllung des christlichen Auftrags betrifft. Menschen zu heiligen und bekehren geht nicht ohne Sakramente, wie etwa die Eucharistiefeier und die Beichte – sowie das persönliche Gebet. 

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