Nach Abkommen zwischen Vatikan und China: Chinesischer Bischof nach 23 Jahren nicht frei

Flagge Chinas
Tomas Roggero via Flickr CC BY 20 12 10 15

Nach dem Abkommen zwischen Vatikan und China bleibt das Schicksal eines vor 23 Jahren bei einer Prozession verhafteten Bischofs unklar. Nun will sein Neffe eine Antwort - aus Rom oder aus Peking ist. Er wisse nicht einmal, ob er noch am Leben ist.

"Sein Aufenthaltsort ist unbekannt und ich weiß nicht einmal, ob er lebt oder nicht. Ich bin jedes Mal wütend, wenn ich an diesen 87-jährigen Mann denke. Bitte betet für ihn", sagte Su Tianyou kürzlich gegenüber "UCANews".

Sein Onkel ist Bischof James Su Zhimin von Baoding, in der chinesischen Provinz Hebei, südwestlich von Peking.

1996 wurde der Bischof während einer Prozession verhaftet und wegen "nicht angemeldeter" religiöser Aktivitäten angeklagt:

Su hatte sich geweigert, der "Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung" beizutreten, die von der Regierung kontrollierte und staatlich anerkannte Kirche in China und war stattdessen Mitglied der eigentlichen, mit Rom verbundenen "Untergrundkirche".   - in Gemeinschaft mit Rom. Papst St. Johannes Paul II. hatt ihn zum Bischof ernannt. Von der chinesischen Regierung wurde er jedoch als solcher nicht anerkannt.

Es war nicht das erste Mal, dass Su verhaftet wurde. Laut der Menschenrechtskommission des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten hat Su 40 Jahre im Gefängnis verbracht – "ohne Anklage, ohne Prozess".

"Bevor Bischof Su Zhimin 1996 verhaftet wurde, wurde er 26 Jahre lang entweder im Gefängnis oder in Zwangsarbeitslagern festgehalten.  Die chinesische Regierung hielt ihn für konterrevolutionär, weil er sich seit den 1950er Jahren geweigert hat, der Patriotischen Vereinigung beizutreten", so die Menschenrechtskommission.

Su soll 1997 aus der chinesischen Haft entkommen sein, wurde aber wieder verhaftet.

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"Im November 2003 entdeckte ihn seine Familie zufällig in einem Krankenhaus in Baoding, umgeben von Polizei und öffentlicher Sicherheit.  Seitdem wurde er trotz wiederholter internationaler Anfragen nicht mehr gehört oder gesehen", so die Menschenrechtskommission.

Der Neffe des verfolgten Bischofs, Su Tianyou, erzählte "UCANews", dass er sich 2015 mit Guo Wei, einem chinesischen Beamten, traf, der ihm sagte, dass der Bischof freigelassen werden könnte, wenn sich die Beziehungen zwischen Vatikan und China verbessern würden.

Im September 2018 unterzeichneten Peking und der Vatikan eine "vorläufige Vereinbarung" über die Ernennung von Bischöfen.

Laut Su Tianyou haben bislang aber weder der Vatikan noch chinesische Beamte sich zu der Frage geäußert, ob Su jetzt freigelassen werden könnte.

Im Oktober 2018 sagte der Bischof von Hongkong, Michael Yeung, dass seine Diözese weiterhin für Su bete und auf seine Freilassung hoffe.

"Ob er im Gefängnis ist oder an einem anderen Ort geheim gehalten wird, oder ob er bereits gestorben ist, weiß niemand wirklich", sagte Yueng gegenüber Reuters.

Als "schwerer Fehler" und ein "Debakel" wird das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik China im Ende April veröffentlichten Bericht der US-Kommission für Religionsfreiheit bezeichnet.

Die Vereinbarung habe unabsichtlich dazu beigetragen, dass sich die Lage der Christen im Land – sowie weiterer Minderheiten – dramatisch verschlechtert hat und müsse dringend nachgebessert werden, schreibt Johnnie Moore.

Moore ist einer der Commissioner der United States Commission on International Religious Freedom (USCIRF).

Der Bericht hebt insbesondere die Notlage der uigurischen Minderheit in China hervor.

Der Bericht fordert die US-Regierung auf, gegen die Mitglieder der chinesischen Regierung vorzugehen, die für die Inhaftierung der Uiguren verantwortlich sind. Er empfiehlt ferner die Ernennung eines Sonderberaters des Präsidenten für internationale Religionsfreiheit.

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Die Kommission stellte fest, dass der Vatikan zwar im September ein als "vorläufig" bezeichnetes Abkommen mit China über die Ernennung von Bischöfen erzielt hat, "aber die Repressionen gegen die im Untergrund tätige katholische Kirche in der zweiten Jahreshälfte zugenommen haben".

Zu den im Bericht enthaltenen "individuellen Beiträgen" der Kommissare gehören die von Johnnie Moore, der das Abkommen zwischen dem Vatikan und China als "einen der alarmierendsten Vorfälle in Bezug auf die Religionsfreiheit im gesamten Jahr" bezeichnete.

"Innerhalb weniger Tage nach der Aushandlung des Abkommens durch den Vatikan benutzten die Chinesen dies als Deckmantel, um mehrere der größten und prominentesten Kirchengemeinden des Landes zu schließen", kritisiert Moore.

Der Commissioner schreibt weiter, dass der Vatikan "jetzt eine bedeutende moralische und rechtliche Verantwortung trägt, zur Lösung des Problems beizutragen, das er geschaffen hat - wenn auch unabsichtlich – indem er China die Lizenz erteilt hat, auf brutale Weise gegen christliche Gemeinschaften vorzugehen (wie in diesem Bericht erwähnt), und indem er der chinesischen Regierung weitere Deckung bietet, um ihren unverständlichen, unentschuldbaren und unmenschlichen Missbrauch muslimischer Bürger im westlichen Teil des Landes fortzusetzen".

"Der Vatikan hat einen schrecklichen Fehler gemacht, den er ernst nehmen muss. Dieses Debakel muss dringend und ernsthaft angepackt werden."

Die USCIRF ist eine überparteiliche Kommission, die den Präsidenten, den Kongress und den Außenminister der Vereinigten Staaten in Fragen der internationalen Religionsfreiheit berät.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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