Bischofskonferenz: Österreich trotz gestiegener Austrittszahlen "noch sehr katholisch"

Das Wappen der Republik Österreich und der Bundeshauptstadt Wien am Albertinischen Chordach des Stephansdoms
Bwag / Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Immer mehr Österreicher treten aus der katholischen Kirche aus. Dies besagt die aktuelle Kirchenstatistik, die die österreichische Bischofskonferenz veröffentlicht hat. Im vergangenen Jahr haben demnach 67.583 Katholiken ihren Austritt erklärt und damit 8.776 Personen mehr als noch 2018, als 58.807 Österreicher die Katholische Kirche verließen. 

Die Pressestelle der Bischofskonferenz bezeichnet die Katholikenzahl in Österreich als "leicht zurückgegangen und weitgehend stabil".

Österreich sei "immer noch - im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern - ein sehr stark katholisch geprägtes Land", wird die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak zitiert. Wenn die Entwicklung aber so wie bisher weitergehe, werde es in zehn bis zwanzig Jahren zu großen Umbrüchen kommen. Aktuell leben in Österreich 4,98 Millionen Katholiken. 2018 waren es laut amtlicher Statistik der österreichischen Bischofskonferenz noch 5,05 Millionen Katholiken.

Die Zahl der Kirchenaustritte hat sich im Vergleich zu 2018 um fast 15 Prozent erhöht. Trotz des Mitgliederrückgangs um 1,35 Prozent spricht Polak im Interview mit "Kathpress" von einer "erstaunlichen und zugleich auch gar nicht erstaunlichen Kontinuität und Stabilität", da die Katholizität in Österreich vor allem von einer "demografisch stabilen älteren und älter werdende Gesellschaft" geprägt werde.

Die 67.583 Austritte im vergangenen Jahr bezeichnete Regina Polak als "leichte Erosionen". Dies sei "immer noch harmlos im Vergleich zu anderen Ländern". Man könne, so die Pastoraltheologin, von einer "Normalisierung in einer religiös pluraler werdenden Gesellschaft" sprechen. Verantwortlich für den Rückgang erklärte sie "tektonische Plattenverschiebung", die in der demografischen und religionssoziologischen Entwicklung stattfinde. Immer mehr junge Menschen hätten ein "indifferentes Verhältnis zu Religion und Kirche".

Auch die Erzdiözese Wien hat hohe Austrittszahlen zu vermelden. Für 2019 meldete das Erzbistum 19.198 Personen, die aus der katholischen Kirche austraten. 2018 waren es noch 17.367. Wie "Kathpress" berichtet, habe der Anstieg der Kirchenaustritte im Herbst 2018 begonnen und sich im ersten Halbjahr 2019 unvermindert fortgesetzt. "Wir sehen aber, dass sich seit Oktober 2019 die Austritte wieder normalisiert haben", so der Wiener Diözesansprecher Michael Prüller. Mit ausschlaggebend für die hohen Austrittszahlen seien die Kontroverse um die Diözese Klagenfurt (CNA Deutsch hat berichtet) oder das Wiederaufflammen der Missbrauchsdebatte gewesen, so Prüller.

"Auch wenn die Austrittswelle wieder vorbei ist, verpflichten uns diese Zahlen zu größerer Anstrengung", so Prüller.

In der zentralen kirchlichen Kompetenz, den Menschen Nahrung für die Seele zu geben, müsse die Kirche ihren Einsatz "aber noch mehr zur Geltung bringen". Dazu gehöre auch, den Gläubigen eine Heimat zu geben. Prüller: "In der Regel treten Menschen nicht aus, weil sie enttäuscht sind, sondern weil sie nie richtig bei uns angedockt haben. Unsere Antwort darauf ist eine Kirche, die mehr Andockmöglichkeiten bietet - mit Gemeinden, die hinausgehen und die Begegnung mit allen suchen."

Diesbezüglich sei in den vergangenen Jahren schon viel geschehen, so Prüller: "In vielen Pfarren gibt es neue missionarische Initiativen. Mit unserer Strukturreform wollen wir das fördern, indem wir Pfarren miteinander verbinden, Kräfte bündeln und auf Seelsorgeteams statt auf Einzelkämpfer setzen." Diese Entwicklungen, so Prüller, würden sich "nicht heute oder morgen" auf die Austrittszahlen auswirken, aber langfristig die vielfältige Arbeit der Katholischen Kirche für die Menschen stärken.

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