McCarrick spendete 1 Million US-Dollar an ein in Skandale verwickeltes religiöses Institut

Theodore McCarrick, als er noch ein Kardinal der Kirche war, am 11. März 2013 im Vatikan
Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Der ehemalige Kardinal Theodore McCarrick war ein wichtiger Geldgeber für eine Ordensgemeinschaft, deren Gründer ebenfalls sexuellen Missbrauch begangen hat.

Die "Washington Post" berichtete am gestrigen Montag, dass McCarrick dem Institut des fleischgewordenen Wortes (IVE) von 2004-2017 fast 1 Million US-Dollar gegeben hat. Die Ordensgemeinschaft wurde 1984 in Argentinien von Pater Carlos Miguel Buela gegründet, der 2010 in den Ruhestand ging und 2016 vom Vatikan wegen sexuellen "Fehlverhaltens" mit Seminaristen verurteilt wurde: Der Priester nötigte junge Männer unter seiner Obhut zu sexuellen Handlungen – wie es auch McCarrick selbst laut einem Urteil der Glaubenskongregation tat.

Wie CNA Deutsch berichtete, nutzte McCarrick seinen damaligen Status als Erzbischof von Washington und einflussreicher Kardinal der Kirche, um die Gemeinschaft zu unterstützen und sie vor seiner Wahl zum Papst gegen Kritiker innerhalb der Kirche, darunter den damaligen Erzbischof Jorge Bergoglio vor dessen Wahl zum Papst, zu verteidigen. 

Dem Artikel der "Washington Post" zufolge spendete McCarrick dem Institut Gelder aus dem Archbishop's Fund, ein Spenden-Fonds unter der Aufsicht der Erzdiözese Washington, aus der McCarrick im Laufe der Jahre auch Hunderttausende Dollar an gemeinnützige Organisationen und ranghohe Vertreter des Vatikans überwies.

"Wer dankbar ist, hält die Klappe" 

Das "Institut des Fleischgewordenen Wortes" wurde 1984 in Argentinien von Pater Carlos Miguel Buela gegründet. Buela ist 2010 wegen des Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten in den Ruhestand getreten. Im Jahr 2016 bestätigte der Vatikan, dass Buela jahrzehntelanger sexueller Übergriffe gegenüber volljährigen Seminaristen seiner Gemeinschaft schuldig war. Dem Priester wurde vom Vatikan verboten, mit Mitgliedern des IVE in Kontakt zu treten und öffentlich aufzutreten.

McCarricks Hilfe war für den Orden besonders wichtig, berichtete CNA bereits im August 2018, als die Anschuldigungen gegen Buela ans Licht kamen. Doch wie Quellen gegenüber CNA betonten, hatte dessen Hilfe einen Preis, nach dem Motto: "Wer dankbar ist, hält die Klappe."

Nach einiger Zeit zog der Orden den Priestersekretär, der McCarrick zugeteilt war, wieder ab mit der Begründung, dass geweihte Priester aktiven Dienst versehen sollten. McCarrick arrangierte, dass an seiner Statt zwei IVE-Seminaristen ihm als Assistenten dienen sollten: Diese Seminaristen lebten mit McCarrick in seinem Haus auf dem Campus und waren unter anderem dafür verantwortlich, ihn mit dem Auto zu chauffieren und auf Reisen zu begleiten.

Mehr in Welt

Begehrt war der Job des Assistenten für McCarrick nicht unter Seminaristen, betonten diese im August 2018 gegenüber CNA. In der Regel wurden jedes Jahr zwei neue Seminaristen damit beauftragt.

Ein ehemaliger IVE-Seminarist sagte damals auch gegenüber CNA, dass es zu Beschwerden über die Anforderungen McCarricks kam – auch wenn diese nicht sexueller Art gewesen seien – und dass der Rektor die Seminaristen warnte, sich nicht von McCarricks "weltlichen" Vorlieben anstecken zu lassen.

Einige der Seminaristen begleiteten McCarrick auf Reisen zu Freunden, darunter zu einem Strandhaus, obwohl nicht klar ist, ob es sich dabei um das berüchtigte Beach House in New Jersey handelte, in dem ehemaligen Opfern zufolge der ehemalige Kardinal wiederholt sexuelle Übergriffe begangen hat.

Bei mindestens einer Gelegenheit zwang McCarrick seine Assistenten, ihn in ein Kasino zu begleiten. Der Vorfall löste scharfe Beschwerden seitens der Seminaristen selber wie ihrer Lehrer aus. Auch die Ordensleitung in Rom wurde darüber informiert.

McCarrick wurde im Februar 2019 von Papst Franziskus laisiert, nachdem ein kanonisches Verfahren im Vatikan ihn des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und des Fehlverhaltens mit Erwachsenen für schuldig befunden hatte.

Das könnte Sie auch interessieren: