Bischof Voderholzer: Für Mission, Neuevangelisierung keine Mehrheit beim "Synodalen Weg"

Bischof Rudolf Voderholzer
Julia Wächter

In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer erneut zur Mission und Neuevangelisierung aufgerufen. Er erinnert darin an den historischen Brief von Papst Franziskus, den dieser insbesondere in Hinblick auf den "Synodalen Weg" an die Gläubigen in Deutschland geschrieben hat.

Voderholzer bedauert, dass dieser Aufruf beim "Synodalen Weg" keine Mehrheit gefunden habe. 

Er wisse aus "zahlreichen Gesprächen und Begegnungen", dass sich die einen "um die ihnen liebgewordene Gestalt der Katholischen Kirche" sorgten, während sich andere nach Veränderungen sehnen, so Voderholzer.

Vor wenigen Jahrzehnten hätten sich "zumindest in den Regionen des Bistums Regensburg" viele Menschen noch rechtfertigen müssen, wenn sie am Sonntagvormittag nicht zur Heiligen Messe in die Kirche gegangen sind. Das habe sich in dieser "Zeit des Umbruchs" geändert:

"Heute muss sich in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz rechtfertigen, wer sich am Sonntagvormittag auf den Weg dorthin macht."

Der traditionelle Kirchgang allein sei allerdings noch kein Zeichen wahrhaft lebendigen Glaubens, betont der Regensburger Oberhirte. Den alten Zeiten trauere er nicht nach, es brauche dennoch eine Veränderung. Voderholzer erinnert in seinem Hirtenbrief dabei an das Schreiben von Papst Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" vom 29. Juni 2019. Darin habe der Heilige Vater "von einer elementaren Krise des Glaubens in unserem Land" gesprochen, die nicht nur die Katholische Kirche, sondern alle christlichen Gemeinschaften beträfe:

"Deshalb kann ich auch nicht glauben, dass strukturelle Veränderungen in der katholischen Kirche wie etwa der Verzicht auf die Ehelosigkeit der Priester, eine Frauenquote, mehr Mitsprache von Weltchristen in der Kirchenleitung oder eine Abkehr von der bislang geltenden Sexualmoral etwas Wesentliches an dieser Situation ändern würden – ganz abgesehen davon, dass vieles theologisch unmöglich ist, anderes nur auf der Ebene der Weltkirche entschieden werden kann."

Die Entwicklungen gehen immer mehr in die Richtung eines Entscheidungschristentums, da ist sich der Regensburger Bischof sicher: "In gewisser Weise kehren wir in eine Situation des Ursprungs zurück, wo die persönliche Glaubensentscheidung und eine lebendige Christusbeziehung den Grund gelegt haben für das Wachstum der Kirche."

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Schon im Vorfeld des sogenannten "Synodalen Wegs" habe er, so Voderholzer, gemeinsam mit weiteren Bischöfen vorgeschlagen, "die Weisung von Papst Franziskus ernst zu nehmen, der uns zur Mission und Neuevangelisierung aufruft: Religiöse Bildungsarbeit, Katechese, Jugendpastoral, Leben aus dem Gebet". Jedoch konnten sie die Mehrheit nicht dafür gewinnen.

Als Bischof wolle er alles dafür tun, dass "die Menschen im Bistum Regensburg die Möglichkeit haben, die Schönheit des kirchlich gelebten Glaubens kennenzulernen". Das persönliche Zeugnis, das sich auch durch den Besuch der Sonntagsmesse ausdrücke, sei dafür unerlässlich. Voderholzer selbst berichtete in diesem Zusammenhang vom Zeugnis seiner Großmutter:

"Wenn ich einmal von mir erzählen darf: Ich bewahre als kostbares Familienerbstück das gerahmte Erstkommunion-Erinnerungsbild meiner Großmutter auf. Der Sachwert ist vermutlich nicht besonders hoch. Aber der ideelle Wert umso mehr. Meiner Großmutter, die im Juni 1946 mit drei minderjährigen Kindern – der Mann war noch in Kriegsgefangenschaft – ihre sudetendeutsche Heimat verlassen musste, war dieses Kommunionandenken so wichtig, dass sie es zwischen einigen Wäschestücken und anderen Habseligkeiten zu den 30 Kilogramm Gepäck hinzugab, die mitzunehmen ihnen erlaubt wurde.

Das Zeugnis dieser Frau, die ihr Schicksal ohne eine Herzensbeziehung zu Christus und ohne einen großen Fundus von Gebeten wohl nicht bestanden hätte, ist ein Geschenk und hat mich nachhaltig geprägt. Dass ich die Berufung zum Priesteramt erkennen konnte, hängt sicher auch mit dieser Erfahrung zusammen: Das Brot des Lebens, das Christus selber ist, hat diese Frau durch ein wahrlich schweres Leben getragen."

Die Sprachfähigkeit des Gläubigen, ebenso die Sprachwilligkeit, müsse wieder gestärkt werden, so der Oberhirte, um die Weisung des heiligen Petrus zu erfüllen: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von Euch Rechenschaft fordert über den Grund Eurer Hoffnung!" (1 Petr 3,15). Dabei gehe es zunächst einmal gar nicht um den Katechismus, sondern um Selbstvergewisserung:

"Wo zeigt sich der Glaube in meinem Leben? Was würde mir eigentlich fehlen ohne Gott und ohne die Kirche? Warum ist mir die Heilige Messe am Sonntag wichtig? Wer hat mich eigentlich zum Glauben geführt? Wer hat mir Jesus nahe gebracht? Welches Zeugnis hat mich so beeindruckt, dass ich selber den Glauben liebgewonnen habe und ohne ihn nicht mehr sein möchte?"

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