Vier Maßnahmen gegen den Völkermord: Carl Anderson spricht an der UN

Die Fahne der Vereinten Nationen vor dem UN-Gebäude in New York
UN Photo via Flickr (CC BY-NC-ND-2.0)

Hunderttausende Tote, ein andauernder Völkermord, und Millionen Menschen auf der Flucht: Der islamistische Terror und Krieg im Nahen Osten stellt die größte humanitäre Krise seit dem zweiten Weltkrieg dar — das hat bei den Vereinten Nationen gestern Carl Anderson gesagt, der Oberste Ritter der Knights of Columbus. Das Leiden der Christen und anderer Minderheiten, vor allem im Gebiet des Islamischen Staats (IS), stand im Zentrum der Veranstaltung.

"Wir haben eine einmalige Chance, die Dinge zum besseren zu ändern", betonte Anderson. "Die Blick der Weltgemeinschaft war noch nie so auf das Leiden dieser Minderheiten gerichtet wie heute. Ihr Schicksal war noch nie so hoch auf der Agenda der Regierungen dieser Welt, der großen Mehrzahl der Muslime, und aller Menschen guten Willens."

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Das Gespräch war Teil des Kongresse #WeAreN2016, der vom 28. bis 30. April an verschiedenen Orten in New York stattfindet. Der Name der Veranstaltung kommt vom arabischen Buchstaben "Nun", den Sympathisanten des IS an die Häuser von Christen schmierten, um sie als "Nazarener", sprich Christen zu brandmarken. Seitdem ist das Symbol von vielen Christen in aller Welt adoptiert worden, um ihre Solidarität mit den Verfolgten, Ermordeten und Vertriebenen auszudrücken.

Die Kolumbusritter sind eine katholische Laienorganisation mit über 1,8 Millionen Mitgliedern weltweit. Die Knights of Columbus  haben über 10,5 Millionen US Dollar zur Nothilfe für Christen und andere Flüchtlingen und Vertriebenen im Irak, Syrien, Jordanien und dem Libanon gesammelt.

Anerkennung des Völkermords

Die Ritter setzten sich auch für eine Anerkennung der US Regierung der Gewalt gegen Christen und ander Minderheiten als Völkermord ein. Dazu lieferten sie unter anderem einen 300 Seiten umfassenden Bericht, der die Greueltaten gegen Christen und andere Minderheiten dokumentiert, und lieferten die juristischen Argumente für eine solche Anerkennung des Genozids.

Für den Bericht wurde die Lage vor Ort durch eigens erstellte Teams recherchiert. Sie stellten fest, dass Vergewaltigungen, Entführungen, Zwangsbekehrungen zum Islam, Versklavung, Mord und Vertreibung weit verbreitet sind.

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"Viele dieser Vorfälle wurden bislang nicht gemeldet. Aber darauf basierend, was wir erfahren haben, ist unser Eindruck dass diese Tatsachen nur die Spitze des Eisbergs sind", erklärte Anderson. "Eine nachhaltige, konzentrierte Anstrengung ist nun notwendig, um das Ausmaß der Tragödie zu dokumentieren".

Eine heroische Frau, die viele Leben rettete

Die interviewten Opfer hätten "großen Heroismus" gezeigt, sagte Anderson. Etwa die gut 50 Jahre alte Kalia. Sie wurde mit 47 anderen Menschen zusammen im Irak als Geisel festgehalten. Während ihrer 15-tägigen Gefangenschaft widerstand sie den Forderungen, sich zum Islam zu bekehren. Selbst als man ihr eine Schusswaffe aufsetzte, oder ein anderes Mal mit einem Schwert an der Kehle bedrohte. Und sie wehrte Kämpfer des IS ab, welche versuchten, Mädchen unter den Geiseln zu vergewaltigen oder zu zwangsverheiraten.

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"Obwohl 14 Männer in ihrer Gruppe gezwungen wurden, sich zum Islam zu bekennen, tat Kahlia es nicht. Sie sagte ihren Geiselnehmern, dass Jesus für sie gestorben sei, und sie daher auch für ihn sterben könne", sagte Anderson.

Sie wurde nicht umgebracht, aber in der Wüste ausgesetzt, um nach Erbil zu laufen. Ihr Widerstand rettete viele Menschen, berichteten Flüchtlinge.

Wir wissen, dass der Islamische Staat tausende Christen im Irak, Syrien und Libyen getötet hat", fuhr Anderson fort. "Massengräber wurden aus Syrien gemeldet, und die Wüste zwischen Mosul und Erbil war übersät mit den Leichen von Christen, deren Hinterbliebene fliehen mußten, bevor sie ihre Angehörigen begraben konnten."

Anfang 2000 lebten im Irak 1,5 Millionen Christen, so Anderson. Nun seien es nur noch etwa 200,000 — eine Folge des Kriegs und der Vertreibung. In Syrien ist die christliche Bevölkerung von 1,5 Millionen auf 500.000 geschrumpft. Indigene christliche Gemeinschaften drohen, ausgelöscht zu werden.

"Die Welt steht an einem Scheideweg", so Anderson. Entweder werde die religöse Vielfalt der Region gerettet, oder sie werde für immer verschwinden. Mit potentiell verheerenden Konsequenzen für den Frieden, Stabilität und Sicherheit, nicht nur in der Region.

Anderson schlug den Vereinten Nationen vier Maßnahmen vor. Dazu gehört, dass der UN-Sicherheitsrat die Verbrecher des Völkermords vor den Internationalen Strafgerichtshof bringe; dass Jesiden und anderen Gruppen, die Opfer des Genozids sind, Hilfe geleistet wird; dass deren Rechte vollumfänglich anerkannt werden, und die Vorbereitung einer Befreiung der vom Islamischen Staat kontrollierten Territorien sowie Wiederherstellung der Eigentumsrechte der Überlebenden des versuchten Völkermords.

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