Bischof Meier: "Religionen haben die Pflicht, zu Frieden und Gerechtigkeit beizutragen"

Bischof Bertram Meier am 31. Januar 2021
Maria Steber / pba

Bischof Bertram Meier von Augsburg hat zum Tag der Geschwisterlichkeit am 4. Februar in einer Stellungnahme das Dokument über die Brüderlichkeit gewürdigt.

"Heute vor zwei Jahren wurde ein Meilenstein des interreligiösen Dialogs gesetzt: Papst Franziskus traf in Abu Dhabi mit dem muslimischen Großimam Ahmad al-Tayyib zusammen, um das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen zu unterzeichnen", erinnerte der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der deutschen Bischofskonferenz am heutigen Mittwoch.

Von diesem Tag gehe das klare Signal aus, dass die Religionen das Potenzial, aber eben auch die Pflicht haben, zu Frieden und Gerechtigkeit auf der Erde beizutragen.

Der Appell der Brüderlichkeit des Imams und des Papstes richte sich an Christen, Muslime und alle Menschen guten Willens: Alle seien aufgerufen, "sich für eine Kultur des Friedens und der Toleranz einzusetzen, die Menschenrechte zu verteidigen und das Trennende zu überwinden", so Meier.

"Der Papst und der Großimam wissen um Hass und Fanatismus, die im Namen der Religion entfacht werden. Und genau deshalb erinnern sie eindringlich daran, dass wir alle Kinder Gottes sind – gleich an Rechten und Würde, berufen zu einem Zusammenleben als Schwestern und Brüder", sagte der Augsburger Bischof.

"So groß die Hürden auch sind, die es auf dem Weg zu einem 'universalen Frieden' zu überwinden gilt: Wir gehen ihn – wie der Papst und der Großimam bekräftigt haben – im Vertrauen auf unseren Gott, 'der die getrennten Herzen eint und den menschlichen Geist erhebt'."

Meier erklärte, das gerade "in Zeiten der Pandemie" vielen stärker bewusst werde, Teil der einen Menschheitsfamilie zu sein. "Doch gleichzeitig wächst auch die Versuchung egoistischer Reflexe", so der Kirchenmann. Christen seien ganz besonders gefordert, den Auftrag der Nächstenliebe in konkretes Handeln zu übersetzen.

"In seiner Enzyklika Fratelli tutti, deren Entstehung eng mit dem Abu-Dhabi-Dokument verknüpft ist, ruft uns Papst Franziskus ins Gedächtnis, dass die christliche Nächstenliebe nicht nur Privatsache ist, sondern immer auch eine gesellschaftliche Dimension hat: 'Die Liebe zum anderen drängt uns aufgrund ihrer Natur, das Beste für sein Leben zu wollen. Nur wenn wir diese Art gegenseitiger Bezogenheit entwickeln, wird ein gesellschaftlicher Zusammenhalt möglich sein, der niemanden ausschließt, und eine Geschwisterlichkeit, die für alle offen ist.' (FT 94)

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Am Internationalen Tag der Geschwisterlichkeit lade er alle herzlich dazu ein, die Enzyklika Fratelli tutti zu entdecken, so Meier.

In seiner Übertragung der Generalaudienz hat Papst Franziskus am heutigen Mittwoch daran erinnert, dass morgen zum ersten Mal der "Internationale Tag der Geschwisterlichkeit" – oder auch "Tag der Brüderlichkeit"  – begangen wird, der durch eine kürzlich verabschiedete Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen eingeführt wurde.

Der Tag wird zentral in Abu Dhabi begangen, der Hauptstadt des Emirats Abu Dhabi und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Das Treffen wird organisiert von Scheich Mohammed Bin Zayed. 

Das Datum wurde nicht zufällig gewählt. Am 4. Februar 2019 unterzeichneten Papst Franziskus und Ahmad Al-Tayyeb die "Erklärung über die Brüderlichkeit aller Menschen". 

"Diese Feier ist eine Antwort darauf, dass Papst Franziskus die gesamte Menschheit klar und deutlich aufgefordert hat, durch die Begegnung mit dem anderen am Aufbau des Friedens in  unserer Gegenwart mitzuwirken", unterstrich Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot MCCJ,  Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, am 1. Februar, wie CNA Deutsch berichtete.

"Im Oktober 2020 wurde diese  Einladung durch die Enzyklika Fratelli Tutti noch drängender. Zusammenkünfte wie diese sind  ein Weg zur Schaffung der wahren sozialen Freundschaft, zu der der Heilige Vater uns  auffordert", fügte der Kardinal hinzu.

Am 11. September 2019 hatte das Abu-Dhabi-Komitee einen Welttat der Brüderlichkeit vorgeschlagen, wie CNA Deutsch berichtete

"Ich freue mich sehr, dass die Nationen der ganzen Welt diesen Tag zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs begehen", so der Papst am heutigen 3. Februar.

"Deshalb werde ich morgen Nachmittag an einem virtuellen Treffen mit dem Großimam von Al-Azhar, mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, und anderen Persönlichkeiten teilnehmen. Die erwähnte Resolution der Vereinten Nationen spricht dem Beitrag, 'den der Dialog zwischen allen Religionsgruppen zu einem besseren Bewusstsein und Verständnis der von allen Menschen geteilten gemeinsamen Werte leisten kann', ihre Anerkennung aus. In diesem Anliegen wollen wir heute beten und uns das Jahr über täglich dafür einsetzen", schloss der Pontifex.

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