Der Fall Charlie Gard: Papst bittet darum, dass die Wünsche der Eltern geachtet werden

Papst Franziskus begrüßt Pilger auf dem Petersplatz bei der Generalaudienz am 28. Mai 2014.
CNA / Daniel Ibanez

In dem weltweit Schlagzeilen machenden Fall eines Rechtsstreits, in dem ein britisches Ehepaar darum kämpft, in der Frage der Behandlung und des Todes ihres eigenen, schwerstkranken Sohnes mitreden zu dürfen, hat Papst Franziskus sein Gebet für das Kind erklärt und darum gebeten, dass die Wünsche der Eltern geachtet werden.

"Der Heilige Vater verfolgt mit Zuneigung und Gefühlen die Geschichte Charlie Gards und drückt seinen Eltern seine Nähe aus", teilte Vatikan-Sprecher Greg Burke in einer Stellungnahme mit.

"Er betet für sie, wünscht sich, dass ihr Anliegen, ihr Kind zu begleiten und es bis zum Ende zu pflegen respektiert werden wird".

Im Rechtsstreit zwischen Gards Eltern und britische Behörden wird darüber verhandelt, wie und wo Charlie sterben werden soll; nun zeichnet sich ein Ende ab.

Mit gerade mal 11 Monaten leidet Gard an einer seltenen, degenerativen Hirnerkrankung, dem mit "MDS" abgekürzten Mitochondrialen Depletionssyndrom. 

Von Charlie Gards Krankheit gibt es weltweit gerade mal 16 bekannte Fälle. MDS schadet massiv dem Gehirn. Obwohl der kranke Junge noch etwas Hirnfunktion nachweist, bedarf er künstlicher Beatmung, hat Krampfanfälle, und bedarf auch sonst ständiger Zuwendung.

Gards Eltern gelang es, zwei Millionen Dollar für eine Behandlung in den Vereinigten Staaten zu sammeln. Einige Ärzte haben jedoch Zweifel an der Behandlung angemeldet, wenngleich andere Patienten dadurch eine klare Verbesserung ihrer Krankheit aufweisen können.

Doch obwohl sie das Geld für die Behandlung haben, urteilten britische Gerichte dagegen – mit der Begründung, eine weitere Behandlung würde Gard schaden. Darüberhinaus hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte am Donnerstag entschieden, dass das Krankenhaus, in dem der kranke Bub liegt, Charlie Gard nicht mehr künstlich am Leben erhalten muss.

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Als die Eltern jedoch darum baten, ihren Sohn daheim sterben zu lassen, wurde ihnen auch dieser Wunsch abgelehnt.

Gards lebenserhaltende Maßnahmen hätten am Freitag abgestellt werden sollen, doch die Gerichte erlaubten den Eltern noch ein wenig mehr Zeit mit ihrem Kind, bevor es stirbt.

Die Stellungnahme des Papstes folgt auf eine frühere des Leiters der neu aufgestellten Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia. Dessen Aussagen erregten Aufsehen, weil sie Kritikern zufolge mehr den Gerichten zuzustimmen schienen, als den Anliegen der Eltern. 

Nicht nur diese Worte des Paptes widersprechen einer solchen Interpretation Erzbischof Paglias: Am gleichen Tag, an dem Charlies lebenserhaltende Maschinen abgestellt hätten werden sollen, sandte das englische und italienische  Twitter-Konto des Pontifex eine klare Botschaft für das Leben – offenbar eine kurzfristige Entscheidung, denn andere Pontifex-Konten auf Twitter, darunter Deutsch, Latein und Spanisch, zwitscherten eine andere Botschaft.  

Der englische Tweet wurde zudem von Vatikan-Sprecher Greg Burke mit dem Hashtag #CharlieGard weitergeteilt.

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Während das Ehepaar Gard weiter Zeit mit ihrem Sohn verbringt, und eine öffentliche Debatte um das Thema vielerorts geführt wird, demonstrieren Bürger unter anderem vor dem britischen Parlament.

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